Dieselaffäre: Bund will Klarheit
Daimler-Chef Zetsche muss in zwei Wochen wieder berichten
Berlin Angesichts neuer Abgas-Vorwürfe gegen den Autobauer Daimler will die Bundesregierung binnen zwei Wochen Klarheit über das Ausmaß möglicher Manipulationen. Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) sagte nach einem Gespräch mit Konzernchef Dieter Zetsche am Montag in Berlin, Ziel sei es, die genaue Zahl der betroffenen Modelle zu ermitteln. „Bei einem weiteren Treffen in 14 Tagen werden die konkreten Ergebnisse auf dem Tisch liegen.“Das Kraftfahrtbundesamt hatte bei einem Modell des Kleintransporters Mercedes-Vito eine unzulässige Abgastechnik festgestellt.
Zetsche erklärte nach dem Treffen im Ministerium: „Es war ein gutes, konstruktives Gespräch. Wir haben verabredet, uns in zwei Wochen wieder zu treffen.“Scheuer hatte den Daimler-Chef zum Gespräch geladen, um mehr Informationen zu bekommen. Auch das Kraftfahrtbundesamt soll weiteren Verdachtsfällen bei Mercedes nachgehen. Konkret gehe es nun um einen „vertieften Austausch über die hochkomplexen technischen Fragen“, erläuterte der Minister.
Berichten zufolge könnten dem Konzern Untersuchungen hunderttausender weiterer Fahrzeuge drohen, falls zum Beispiel auch Modelle der C-Klasse betroffen wären. Für den Vito 1,6 Liter Diesel mit der neuen Abgasnorm Euro 6 hat das Kraftfahrtbundesamt wegen unzulässiger Abschalteinrichtungen der Abgasreinigung einen Rückruf angeordnet, um die illegale Technik zu entfernen. Zusätzlich sei nun eine Frist bis 15. Juni „zur Vorlage einer technischen Lösung und deren Umsetzung“gesetzt worden, wie Scheuer sagte. Betroffen sind weltweit 4900 Fahrzeuge, darunter gut 1370 in Deutschland.
Der Autobauer selbst hatte betont, dass er die Auffassung des Kraftfahrtbundesamtes nicht teilt:
Daimler streitet eine Manipulation ab
„Die Funktionen sind Teil eines komplexen Abgasreinigungssystems, das eine robuste Abgasreinigung bei unterschiedlichen Fahrbedingungen und über die Nutzungsdauer eines Fahrzeugs sicherstellen soll“, teilte Daimler mit.
In dem seit Monaten schwelenden Streit um weitergehende Nachrüstungen wegen zu schmutziger Luft in Städten bleiben die Fronten in der Regierung hart: Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) pocht auf Umbauten an Motoren, die allerdings schrittweise umgesetzt werden könnten. „Mir geht es nicht darum, sofort flächendeckend in Deutschland alle Diesel nachzurüsten“, sagte sie der Welt. In einem Stufenplan sollten Autos zuerst da nachgerüstet werden, „wo die Luft besonders schlecht ist“. So könnten Fahrverbote verhindert und die Kosten begrenzt werden. Scheuer lehnt Hardware-Nachrüstungen dagegen ab. Regierungssprecher Steffen Seibert stellte eine einheitliche Einschätzung in Aussicht.