Vorteil Becker
Wie die Tennis-Legende die britische Justiz ausspielen könnte
Ganz ehrlich: Wir haben Boris Becker unterschätzt. Als die Zentralafrikanische Republik ihn im April zum Sonderattaché für Sport und Kultur in Brüssel ernennt, scheint das nur eine weitere kuriose Episode im Leben der Tennis-Legende zu sein. In einem Leben zwischen Wimbledon und Besenkammer, Pokertisch und Klatschpresse. Für viele Deutsche gehört dieser Mann quasi zur Familie. Egal, ob er mal wieder eine Beziehung in den Sand gesetzt hat oder seine
Villa auf Mallorca vergammeln lässt. Wir jubeln und leiden mit ihm und manchmal ist er uns auch ziemlich peinlich – aber am Ende verzeihen wir dem Sorgenkind trotzdem fast alles. Weil: das mit dem Becker-Hecht und wie er den Stefan Edberg damals ... Das war halt schon sehr schön.
So, und dann soll unser Held also auch noch Diplomat für ein afrikanisches Land werden. Klingt bizarr. Andererseits, passt doch irgendwie zu diesem kurvenreichen Leben, oder? Dachten wir jedenfalls bis jetzt. Doch nun nimmt die Geschichte eine weitere, überraschende Wendung. Beckers Anwälte wollen in Großbritannien ein lästiges Insolvenzverfahren gegen den 50-Jährigen stoppen, und berufen sich – Achtung, jetzt kommt’s – auf die diplomatische Immunität ihres Mandanten. Die Advokaten sind davon überzeugt, dass ohne die Zustimmung der Zentralafrikanischen Republik gar kein Prozess gegen ihn geführt werden darf. Vorteil Becker.
Nun fragen wir uns: Kann das wirklich Zufall sein? Oder hat sich unser Boris etwa nur zum Sonderattaché ernennen lassen, um die Justiz auszuspielen? Das wäre natürlich... Andererseits: Wahrscheinlich würden wir ihm auch das verzeihen. Er gehört ja schließlich zur Familie.