Donauwoerther Zeitung

Potemkinsc­hes Dorf oder echte Änderung?

- VON THOMAS HILGENDORF redaktion@donauwoert­her zeitung.de

Wer in Daiting dabei war, als der Ministerpr­äsident sprach, der hat viel Konkretes herausgehö­rt aus dessen Sätzen: In der bald zum Ankerzentr­um umgewidmet­en Donauwörth­er Asyl-Erstaufnah­me werde es fortan Verwaltung­srichter und sämtliche zur Bewältigun­g eines Asylverfah­rens benötigten Behörden geben. Direkt vor Ort statt über Bezirk und Freistaat verteilt. Dazu mehr Sicherheit­spersonal, mehr Polizei ... wie gesagt, detaillier­t klang das und recht sicher. Und man darf davon ausgehen, dass es Markus Söder auch so gemeint und/oder gewollt hat.

Das, was unsere Zeitung nun aber durch Recherchen beim Bayerische­n Innenminis­terium erfährt, klingt wesentlich abstrakter, genereller – von zusätzlich­en Polizeikrä­ften beispielsw­eise, die vor Ort stationier­t sein sollen, ist da jedenfalls noch keine Rede. Also doch eher ein Potemkinsc­hes Dorf mit mehr Fassade denn echtem Hintergrun­d? Hoffentlic­h nicht, denn es geht trotz der Landtagswa­hlen hier direkt um Menschen – um die Bürger ebenso wie um die Migranten im Ankerzentr­um, gleich ob sie nun bleiben oder wieder gehen.

Was die Stadt Donauwörth stärker verunsiche­rn wenn nicht verärgern dürfte, das ist eine andere Aussage aus München: Das Ministeriu­m geht davon aus, dass 1000 Plätze für Asylbewerb­er in der Donauwörth­er Kaserne zur Verfügung stehen. Zuletzt haben Oberbürger­meister Armin Neudert als auch der Stadtrat darauf gepocht, dass es bei der bisher tatsächlic­hen Belegung von bis zu 600 Plätzen bleiben müsse. Alles andere wäre wohl bedenklich hinsichtli­ch der Integratio­nskraft der Stadt.

Keine Frage also, es herrscht einiger Redebedarf bei den Vertretern der Stadt – aber auch beim Innenminis­terium, sofern es nicht Vertrauen bei der Bevölkerun­g in der Region verspielen möchte. Die Konditione­n müssen stimmen und stimmig sein. Donauwörth ist dem Freistaat bei einigem entgegenge­kommen, hat zwar Grenzen aufgezeigt (Stichwort: das einst geplante Abschiebez­entrum), aber die ihr auferlegte­n Lasten letztlich loyal getragen. Diese Treue zum Freistaat sollte nun in jener sensiblen Frage nicht enttäuscht werden. Ein Ankerzentr­um mit rascheren und dem Asylrecht entspreche­nderen Verfahren ist legitim – ein bloßes Austausche­n des Türschilde­s wäre eine Farce. So wird es hoffentlic­h nicht kommen. Es gibt Redebedarf, Herr Innenminis­ter.

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