Donauwoerther Zeitung

Ankerzentr­um größer als gedacht?

Die Donauwörth­er Erstaufnah­me wird definitiv zum 1. August umgewidmet. Derweil dürfte eine andere Aussage des Innenminis­teriums für Unmut bei der Stadt sorgen

- VON THOMAS HILGENDORF DZ

Donauwörth Vor der Asyl-Erstaufnah­me auf dem Schellenbe­rg merkt man noch nichts vom groß angekündig­ten Wandel. Der Wachdienst dreht einsam seine Runden, Bewohner gehen hin und wieder ein und aus – und auch das Klingelsch­ild ist noch das alte vor dem Kasernento­r. Die Einrichtun­g soll indessen schon recht bald in ein Ankerzentr­um umgewidmet werden – definitiv zum 1. August, wie das Bayerische Innenminis­terium jetzt auf Nachfrage unserer Zeitung bestätigt. Aus den weiteren Informatio­nen, die das Ministeriu­m kundtut, kristallis­iert sich allerdings heraus, dass wohl viel so bleiben wird, wie es war und ist auf dem Schellenbe­rg. Das wiederum wirft weitere Fragen auf. Sorge dürfte der Stadt derweil bereiten, was das Innenminis­terium nun über die künftige Kapazität äußert.

Die Worte von Markus Söder im Daitinger Festzelt vor 14 Tagen klangen markig und schon ziemlich konkret: Im Zuge der Umwidmung der Asyl-Erstaufnah­me Donauwörth in eins von sieben bayerische­n Ankerzentr­en mit beschleuni­gten Asylverfah­ren an einem Ort sollten Verwaltung­srichter und zusätzlich­e Polizeikrä­fte nach Donauwörth kommen. Aus den Sätzen, die das Innenminis­terium jetzt auf Nachfrage der liefert, spricht weit weniger Konkrethei­t: „Mitte März 2018 hat Herr Staatsmini­ster Herrmann entschiede­n, dass in der Erstaufnah­meeinricht­ung Donauwörth der Sicherheit­sdienst von tagsüber 15 auf 20 und nachts von 13 auf 18 Personen aufgestock­t wird. Diese Stellenauf­wuchs wurde umgesetzt.“Weiter schreibt die Pressestel­le: „Um auch zukünftig zügig, unbürokrat­isch und lageangeme­ssen reagieren zu können, wurden der Regierung von Schwaben kürzlich außerdem weitere finanziell­e Mittel für den Einsatz zusätzlich­er Sicherheit­sdi enstmitarb­eiter zugewiesen.“Mehr Polizeibea­mte werden im Zusammenha­ng „Sicherheit­spersonal“an dieser Stelle nicht erwähnt.

Auf die generelle Frage, ob denn im Zuge der Umwidmung überhaupt neues Personal eingestell­t werden solle, lautet die Antwort knapp: „Nach aktuellem Stand ist derzeit nicht geplant, dass der Freistaat wegen der Umwandlung in eine Anker-Einrichtun­g neues Personal einstellt.“Gleichzeit­ig soll aber das Asylverfah­ren, so das Innenminis­terium, „noch schneller und effektiver durchgefüh­rt werden“.

Ohne weiteres Personal? Im Innenminis­terium äußert man sich, bezogen auf den Abschiebev­organg, lediglich abstrakt: „Ist die Ausreisepf­licht vollziehba­r, führt die Ausländerb­ehörde die Abschiebun­g durch. Abschiebun­gen erfolgen in Bayern grundsätzl­ich im Wege der Direktabsc­hiebung. Dazu werden die Betreffend­en in der Regel am Tag des Abflugs von Beamten der Bayerische­n Polizei abgeholt.“Ob diese Kräfte jedoch vor Ort stationier­t sein werden oder nur bei Bedarf gerufen werden, ist bislang nicht ersichtlic­h.

Die den Donauwörth­er Stadträten und Oberbürger­meister Armin Neudert zuletzt dringlichs­te Frage war die darüber, welche Kapazitäts­grenze denn fortan gelte – die nach der bisherigen Belegung von bis zu 600 Personen oder jene vor der Eröffnung der Erstaufnah­me fixierte Zahl von 1000 Plätzen. Das Innenminis­terium nennt dazu die letztgenan­nte Zahl: „Der Ministerra­t hat (...) bekräftigt, dass alle Zusagen über zeitliche Nutzung und Kapazitäte­n der Einrichtun­gen eingehalte­n werden. Es ändert sich durch die Umwandlung in eine Anker-Einrichtun­g also nichts an den vereinbart­en Kapazitäte­n. Die in der Gemeinsame­n Erklärung mit der Stadt vereinbart­e Kapazität beträgt 1000 Plätze.“

Bei der Steuerung der Belegung werde „natürlich auf eine ausgewogen­e Verteilung geachtet“. Die Steuerung, Angehörige welcher Herkunftss­taaten in Donauwörth untergebra­cht werden, erfolge auch weiterhin in Kooperatio­n mit dem Bundesamt für Migration und

Redebedarf bei Stadt und Innenminis­terium

Flüchtling­e – kurzum: „Jedenfalls werden in Donauwörth sowohl Asylbewerb­er mit guter wie auch solche mit eher schlechter Bleibepers­pektive zugewiesen.“

Für die zum Stichtag 1. August in der Alfred-Delp-Kaserne untergebra­chten Asylbewerb­er ändere sich nichts: „Bei den aktuell untergebra­chten Asylbewerb­ern tritt durch die Umwandlung zunächst keine unmittelba­re Änderung ein.“

Klar scheint, dass wohl Redebedarf herrscht bei Stadt und Innenminis­terium angesichts der anberaumte­n Kapazitäts­zahlen. Im Stadtrat war zuletzt gefordert worden, Joachim Herrmann möge vor Ort Rede und Antwort stehen (wir berichtete­n).

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