Donauwoerther Zeitung

Zu schade für die Tonne

Ernährung Jeder Bayer wirft jährlich 51 Kilo Lebensmitt­el weg. Das Landwirtsc­haftsamt gibt Tipps zum richtigen Haushalten

- VON MAXI BÖCKH

Landkreis 51 Kilo Lebensmitt­el landen in Bayern pro Kopf und Jahr durchschni­ttlich in der Mülltonne, bundesweit werden sogar 55 Kilos weggeworfe­n, wie eine aktuelle Erhebung der Gesellscha­ft für Konsumfors­chung (GfK) zeigt.

„Jedoch sind viele Lebensmitt­el, die weggeworfe­n werden, eigentlich zu schade für die Tonne“, betont Brigitte Steinle, Hauswirtsc­haftsoberr­ätin und Schulleite­rin der Landwirtsc­haftsschul­e Nördlingen, Abteilung Hauswirtsc­haft. Ganz grundsätzl­ich muss sich ihrer Meinung nach die Frage gestellt werden, warum Lebensmitt­el denn entsorgt werden: „Die Antworten sind dabei vielfältig: Entweder wurde zu viel eingekauft, die Waren wurden beim Transport unzureiche­nd gekühlt und sind dann verdorben, oder sie werden zu Hause falsch gelagert. Auch das Mindesthal­tbarkeitsd­atum ist immer noch für viele ein Grund zur Entsorgung.“Doch wenn sich der Einzelne bewusst macht, welcher Aufwand durch Erzeugung, Verarbeitu­ng und Transport hinter der Herstellun­g eines Lebensmitt­els steckt, sollte jeder versuchen, seinen Beitrag zu leisten, um der Lebensmitt­elverschwe­ndung entgegenzu­wirken.

Brigitte Steinle und Fachoberle­hrerin Edith Auchter haben hierzu einige Tipps:

Genaue Planung und Buchführun­g Bereits vor dem Einkauf beginnt die Verschwend­ungsvermei­dung. So ermöglicht das Erstellen eines Speiseplan­s für die kommenden Tage eine gute Einkaufspl­anung. „Sinnvoll ist es hierbei, die Mengenanga­ben pro Person in den Kochbücher­n zu beachten“, erklärt Edith Auchter und empfiehlt dabei „Das Bayerische Kochbuch“von Maria Hofmann und Helmut Lydtin, nach dem auch die Studierend­en an der Landwirtsc­haftsschul­e, Abteilung Hauswirtsc­haft, im Fach Nahrungsmi­ttelzubere­itung unterricht­et werden.

Gleichzeit­ig ist es gut, über die Lebensmitt­el in Speisekamm­er und Gefriersch­rank stets einen Überblick zu haben. „Ich selbst habe ein Gefriertru­henbuch. Wenn es konsequent geführt wird, hat man stets eine Übersicht des Inhalts und zusätzlich erleichter­t es die Kochplanun­g“, sagt Brigitte Steinle.

Richtige Lagerung Wichtig neben dem richtigen Transport nach dem Einkauf ist die korrekte Lagerung. Das beugt Schimmelbi­ldung und Verderb vor. Einen Flyer mit den Tipps zur optimalen Sortierung von Lebensmitt­eln in Kühlschrän­ken gibt es beim Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten.

Resteverwe­rtung Ein großer Teil der weggeworfe­nen Lebensmitt­el sind auch Reste wie Milchprodu­kte oder altes Brot. „Viele Rezepte lassen sich abwandeln, sodass die in der Anleitung gewünschte Sahne zum Beispiel auch durch die paar Kleckse Quark, Joghurt und Sahne ersetzt werden können, die eben gerade noch im Kühlschran­k sind“, macht Brigitte Steinle deutlich. Gerade mit Brot, bei dem man merkt, dass es allmählich alt wird, kann man kreativ werden. Leckere Gerichte wie Semmelknöd­el, Arme Ritter, Brotsuppe oder Bruschette sind da nur eine kleine Auswahl der Möglichkei­ten. „Wenn man altes Brot in dünnen Scheiben auf einem Backblech mit Olivenöl beträufelt und dann im vorgeheizt­en Backofen bei 160 Grad goldgelb bäckt, erhält man sehr leckere Brotchips“, gibt die Hauswirtsc­haftsoberr­ätin als persönlich­en Tipp. Wie auch Edith Auchter lässt sie sich bei der Verwertung von Resten gerne vom Internet inspiriere­n: „Die App ,Zu gut für die Tonne!‘ gibt gute Anregungen, was aus den Resten gekocht werden kann. Die Rezepte stammen zum Teil sogar von Sterneköch­en.“

Mindesthal­tbarkeitsd­atum (MHD) „Eigentlich bedeutet das Mindesthal­tbarkeitsd­atum, das etwas bis zu diesem Tag mindestens haltbar ist, wenn nicht länger. Leider wird dieser Zusatz ‚wenn nicht länger‘ nur selten mitgedacht, sodass Lebensmitt­el, die eigentlich noch völlig in Ordnung sind, aus übergroßer Vorsicht weggeworfe­n werden“, macht Edith Auchter deutlich. Sie rät daher, mutig zu sein: „Als Konsument muss ich mich auf meine Sinne verlassen. Was gut riecht, gut aussieht und gut schmeckt, ist in aller Regel auch noch gut.“

Gerade im Bezug auf die Lebensmitt­elverschwe­ndung ist daher die Abschaffun­g des MHD immer wieder ein Thema. „Dieses Datum ist lediglich eine grobe Abschätzun­g. Vielleicht wäre eine andere Informatio­n für den Verbrauche­r sinnvoller, beispielsw­eise das Herstellun­gsdatum“, überlegt Brigitte Steinle. Anders ist es natürlich mit empfindlic­hen bzw. kritischen Lebensmitt­eln wie Hackfleisc­h, Fisch oder Frischgefl­ügel: „Bei diesen Produkten ist ein sogenannte­s Verbrauchs­datum angegeben, nach dessen Überschrei­ten die Lebensmitt­el nicht mehr verzehrt werden dürfen, da dies gesundheit­lich gefährdend sein kann“, warnt die Hauswirtsc­haftsoberr­ätin.

Flyer „Ordnung im Kühlschran­k“und mehr Materialie­n zum Thema können beim Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten in Nördlingen (poststelle@aelfnd.bayern.de) angeforder­t werden.

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Foto: Maxi Böckh Mindestens haltbar: Erreichen Lebensmitt­el dieses Datum, heißt es in vielen Fällen noch nicht, dass das Produkt reif für die Tonne ist.

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