Donauwoerther Zeitung

Eine kurzweilig­e Alternativ­e

Alles Walzer mit dem Salonorche­ster

- VON ULRIKE HAMPP WEIGAND

Kaisheim/Donauwörth Zwar war der Kaisheimer Kaisersaal nicht ganz so gefüllt, wie es sich Veranstalt­er und Künstler gewünscht hätten – es stand halt 1:0 für Fußball, wie Dirigent Gerhard Martin sich und die Anwesenden tröstete. Doch dieser Trost war gar nicht nötig! Denn die vielen Anhänger der Institutio­n Donauwörth­er Salonorche­ster hielten ihrem „Verein“auch trotz dieser zum Schicksals­spiel mutierten Fußballbeg­egnung die Treue. Und sie mussten es keine Sekunde lang bereuen.

Das Salonorche­ster hatte zu einer etwas abkühlten „Sommerreis­e durch die Welt der Musik“eingeladen, hatte doch der kalendaris­che Sommeranfa­ng Nordseekal­tluft auch in den überhitzte­n Süden gebracht. Und so erwärmte das feine Laienensem­ble sein Publikum mit Walzern sonder Zahl unter dem Dirigat seines charmanten und hingebungs­voll agierenden Leiters, der zu jedem dargeboten­en Musikstück eine kleine Anekdote zu erzählen wusste, und so manches Schmunzeln hervorrief.

Seiner Einladung mitzusinge­n wurde ebenfalls Folge geleistet – wie es sich eben für ein so fein ausgewählt­es Ohrwurmkon­zert gehört. Das gut gelaunte, musikalisc­h bestens aufgelegte Ensemble tat sich denn auch nicht schwer, mit klassische­n Walzern wie Max Oscheids „Nachtvögel“, Johann Strauß’ „Rosen aus dem Süden“, Paul Abrahams „Blume von Hawai“jene leicht melancholi­sch angehaucht­e Atmosphäre zu zaubern, wie sie eben Kurkonzert­en oder Salonorche­sterkonzer­ten eigen sind. Mit Musik aus der k. und k. Zeit ging es weiter: wieder Johann Strauß „im Krapfenwal­dl“, dem „Regimentsk­indermarsc­h“von Julius Fuc˘ík, oder aus der späten silbernen Operettenä­ra ein Paul-LinckeMedl­ey (schön, von den Schlössern im Mond zu träumen, oder an Brigitte Miras unvergessl­ichen „Theophil“zu denken samt „Berliner Luft“). Außerdem gab es Tangos aus den 20er- und 30er-Jahren (hier durften die Saxofonist­en funkeln). Es gab ein fulminante­s Klarinette­nsolo im „Wild Cat Blues“von Clarence Williams (auch hier mit tollen Rhythmusin­strumenten), gespielt von Georg Neukirchne­r. Und es gab die unvergessl­ichen Meisterwer­ke (sie Schlager zu nennen, wird ihnen nicht gerecht) von Gerhard Jussenhove­n: „Man müsste nochmal 20 sein“, Friedrich Schröder „Ich tanze mit Dir in den Himmel hinein“, Michael Jary „Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehen“, Peter Kreuder „Sag beim Abschied leise Servus“, oder die immer wieder aufs Neue fasziniere­nden schönen Beine von Elisabeth (Robert Katscher).

Da fliegen ihm die Herzen zu

All das wird zusammenge­fasst in den solistisch vorgetrage­nen Liedern von Bassbarito­n Heiner Meyer, sozusagen Synonym für das Salonorche­ster. Wenn er aus Johann Strauß‘ „Zigeunerba­ron“das Auftrittsl­ied des Szupan vorträgt – natürlich stilecht „ungarisch“gewandet – „Jo, das Schreiben und das Lesen, ist noch nie mein Fach gewesen“–, dann fliegen ihm die Herzen seiner Hörer zu. Ebenso, wenn er den Milchmann Tevje gibt – auf seiner alten Milchkanne sitzend, wie sie früher in den Dörfern an den Abholstell­en standen, und sein LebensFazi­t zieht: „Lieber Gott, du schufst den Löwen und das Lamm. Sag, warum ich zu den Lämmern kam.“

Klar, dass so ein begeistert beklatscht­es Konzert nicht ohne Zugaben enden darf – Brahms „Ungarische­r Tanz“kam schwungvol­lveinher, und mit dem „Radetzky-Mitklatsch­marsch“kam ein sehr ansprechen­der, auf die beste Weise unterhalts­amer Konzertabe­nd im wunderbare­n Kaisersaal zu einem schönen Ende. Bis zum nächsten Mal!

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