Gemeinsam Grenzen überwinden
Die Stadt Wemding und die Gemeinde Polsingen im angrenzenden Mittelfranken wollen einander näher sein. Straße, Radweg und Mitfahrbänkle als Projekte
Wemding/Polsingen Die Bewohner der Stadt Wemding und die Gemeinde Polsingen sind zwar direkte Nachbarn, irgendwie sind sie aber auch getrennt. Die eine Kommune liegt in Schwaben, die andere in Mittelfranken. Die Bezirksgrenze bilde ein Hindernis für manche denkbare Zusammenarbeit. Das haben die beiden Bürgermeister Martin Drexler und Heinz Meyer bei einer gemeinsamen Sitzung des Wemdinger Stadt- und des Polsinger Gemeinderats erklärt. Allen Hindernissen zum Trotz wollen die Schwaben und die Franken nun mehrere Projekte anpacken, um einander näher zu kommen.
„Wir haben viele gemeinsame Ziele“, betonte Drexler. Der erinnerte daran, dass die Polsinger Mitglied der Interessengemeinschaft für den Bahnhof Otting-Weilheim sind und diese auch bereits finanziell unterstützt haben. Es sei für beide Kommunen wichtig und strategisch sinnvoll, „dass wir uns auch austauschen und Grenzen überwinden“.
Meyer sprach von einer „historisch gewachsenen Beziehung“. Viele Menschen aus der 1800-Einwohner-Gemeinde im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen gingen zum Einkaufen vor allem nach Wemding, arbeiteten dort oder besuchten die Realschule. Leider habe die bisherige Kooperation mit den Wemdingern „nicht viele Früchte getragen“. So habe sich der Plan für einen gemeinsamen Windpark zerschlagen.
Jetzt habe man aber ein paar Themen, die man angehen könnte. Dazu gehört das Ziel, dass die Ortsverbindungsstraße zwischen Wemding und Polsingen zu einer Kreisstraße aufgestuft wird. Beide Kommunen wollen mit dem für sie jeweils zuständigen Landratsamt Kontakt aufnehmen, damit sich die Behörden den Zustand der Straße anschauen. Nächster Schritt wäre, dass die Kreistage einbezogen und dann die Zahl der Fahrzeuge auf der Strecke ermittelt werden.
Eine Kreisstraße sei grundsätzlich bei mindestens 1000 Fahrzeugen pro Tag denkbar, sagte Stadt- und Kreisrat Gottfried Hänsel. Bei einer Zählung vor rund 15 Jahren waren es auf dem genannten Abschnitt 980. Auf Wemdinger Flur – ein kleines Stück gehört zur Gemeinde Wolferstadt – müsste die Straße wohl verbreitert werden, denn der Kreis – so hieß es – übernehme nur Straßen, die entsprechend ausgebaut sind.
Ein zweiter Punkt, der die Wemdinger und Polsinger zusammenbringen soll, ist ein (weiterer) Radweg. Dazu stellte Robert Behringer, Mitarbeiter der Verwaltung in Wemding, eine Idee vor. Der aktuelle Radweg sei 7,7 Kilometer lang und wegen der hügeligen Strecke schweißtreibend. Behringers Vorschlag: Einen Radweg über Amerbach und Amerbacherkreut sowie den nahen Weiher vorbei durch den Wald in Richtung Polsingen schaffen. Der wäre nur knapp 7,1 Kilometer lang und hätte deutlich weniger Höhenmeter. 2,6 Kilometer müssten ausgebaut werden.
Eine Reihe von Räten vertrat jedoch die Ansicht, ein Radweg über den Kronhof entlang der Staatsstraßen wäre die pragmatischere und finanziell sinnvollere Variante. Auf diese Weise könnte auch der Anschluss an das Radwegnetz im Ries verwirklicht werden und man könnte auf eine Förderung von 70 Prozent hoffen. Später sei auch ein Radweg-Lückenschluss in/aus Richtung Megesheim möglich.
Wemding und Polsingen wollen, so vereinbarten beide Seiten, die Variante über den Kronhof anstreben. In Wemding würde der Anschluss in die Stadt über eine Verbindung zwischen der Wallfahrt und der Pfarrer-Pütz-Straße bewerkstelligt, so der Plan.
Als ein „ganz charmantes Projekt“bezeichnete Martin Drexler den Vorschlag aus Polsingen, in beiden Kommunen sogenannte Mitfahrbänkle aufzustellen. Dies soll in Wemding an der Stadthalle und am Johannisweiher bei den Glascontainern sowie in Polsingen und in Döckingen geschehen.
Bürgermeister Meyer erläuterte die Sache näher. Die Bänkle werden neben der Straße platziert und mit einem Schild versehen. Auf dem steht der Name des Orts, in den derjenige gelangen will, der sich auf die Bank setzt: „Es gibt viele Leute, die nicht mehr so mobil sind oder kein eigenes Fahrzeug haben.“Fährt jemand in die jeweilige Richtung, kann er den Wartenden mitnehmen. Dies funktioniere schon in einer Reihe von Gegenden in Deutschland. „Wenn das bei uns nicht angenommen würde, hätten wir eine Ruhebank“, so Meyer. Die Versammelten einigten sich darauf, dass die Stadt und die Gemeinde jeweils zwei Bänkle finanzieren.
Wer in den Nachbarort will, wird mitgenommen