Wo Wagner seine Tücken hat
Thielemann übers Dirigieren in Bayreuth
Bayreuth Jetzt fehlt nur noch der „Lohengrin“. Wenn am Mittwoch die letzten Töne der Eröffnungspremiere verklungen sind, wird Christian Thielemann alle zehn im Bayreuther Festspielhaus aufgeführten Wagner-Opern dirigiert haben. Eine Leistung, die zuvor nur dem Dirigenten Felix Mottl (1856 – 1911) gelungen war.
Thielemann, Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle in Dresden, ist einer der bedeutendsten Wagner-Dirigenten von heute, er leitet Aufführungen an wichtigen Bühnen der Welt. Dirigate im Bayreuther Festspielhaus allerdings sind auch für den 59-Jährigen etwas Besonderes. Und das nicht nur, weil auf dem Grünen Hügel die Aura Wagners präsent ist wie an keinem anderen Opernhaus. Es gibt auch einen praktischen Grund. Das Festspielhaus ist berühmt für seinen verdeckten Orchestergraben, der nicht nur Orchester und Dirigent für das Publikum unsichtbar macht, sondern auch den Klang „deckelt“, ihn weniger direkt hervortreten lässt. Wagner, nach dessen Entwürfen das Festspielhaus in den 1870er Jahren entstand, hat diesen besonderen Klang zwar für seine letzte Oper „Parsifal“mitbedacht, nicht aber für die davor entstandenen. Gelegentlich haben Bayreuth-unerfahrene Dirigenten damit ihre Probleme.
Thielemann, der im Jahr 2000 in Bayreuth debütierte, hat nun in einem Interview der Deutschen PresseAgentur verraten, welche drei Wagner-Opern seiner Meinung nach am problematischsten zu realisieren sind. Auf Platz eins setzt er den „Fliegenden Holländer“, den er für „überraschend schwierig“hält: „Dieses Werk ist am gefährlichsten, weil es schnell sehr laut und undifferenziert werden kann.“Auch „Die Meistersinger von Nürnberg“seien, so Thielemann, „nicht ohne“. An Nummer drei der heiklen Partituren setzt der Dirigent „Lohengrin“: Überrascht habe ihn, „wie schwierig es ist, die schwebenden Klänge reinzubringen“– eine Äußerung, die sich vor allem auf das Vorspiel mit seinen sphärischen Streicherklängen bezieht.
Trotz seiner persönlichen „Hitliste“schwieriger Werke ist Thielemann jedoch überzeugt: Jede der Opern Wagners „hat ihre eigenen Tücken“.