Die letzten Dinosaurier
Komodowarane sind die größten Echsen der Erde. Was die schwerfälligen Tiere zu erfolgreichen Jägern macht
Augsburg Bräunliche Schuppen bedecken den ganzen Körper des großen Reptils. Züngelnd pirscht es sich an seine schlafende Beute heran. Plötzlich schnellt das Echsentier nach vorn, schnappt zu und reist tiefe Wunden in den Körper seines Opfers.
Wenn Komodowarane auf die
Jagd gehen, könnten Beobachter durchaus auf den Gedanken kommen, sie schauten einem Dinosaurier zu. Bis zu drei Meter lang und über 100 Kilogramm schwer können diese Schuppenkriechtiere werden und sind damit die größte derzeit lebende Echsenart. Dank ihres urzeitlichen Aussehens werden sie manchmal auch Komododrachen genannt.
Auf die Menschen üben sie eine besondere Faszination aus. Die Warane mit dem botanischen Namen Varanus komodoensis sind ein wichtiger Tourismusfaktor in ihrem Verbreitungsgebiet. Sie kommen auf fünf indonesischen Inseln vor, darunter das namensgebende Eiland Komodo. Rund 50 000 Touristen reisen jährlich an, um die Tiere zu sehen. Weniger beliebt sind die Warane bei den Einheimischen. Die Jäger reißen gelegentlich auch Nutztiere wie Ziegen. Als Aasfresser mit feinem Spürsinn sollen sie sogar frisch bestattete Leichen wieder ausgraben und fressen.
Wie groß der Bestand der Komodowarane derzeit ist, weiß niemand genau. Die Schätzungen bewegen sich zwischen 2400 und 4000 Exemplaren. Die Weltnaturschutzunion hat die Komodowarane auf die Rote Liste gefährdeter Arten aufgenommen. Die Art ist in Indonesien streng geschützt. Der Handel mit den Tieren oder auch nur mit deren Haut ist streng verboten. Im 1980 gegründeten Nationalpark Komodo versuchen Ranger den Bestand zu schützen. Außer dem Menschen haben die meterlangen Jäger keine natürlichen Feinde. Was ihnen zusetzt, ist die Wilderei. Die Wilderer machen dabei zwar keine Jagd auf die Warane selbst, jedoch auf deren Beutetiere. Bei ausgewachsenen Waranen zählen dazu zum Beispiel Mähnenhirsche, Wildschweine und sogar Wasserbüffel. Aber auch Insekten, kleine Nager, Vögel und deren Eier, andere Reptilien, Aas und manchmal sogar kleinere Artgenossen stehen auf dem Speiseplan. Opportunistische Jäger werden solche Arten genannt, die quasi alle Tiere fressen, die ihnen vor die Schnauze kommen.
Wilde Verfolgungsjagden gibt es bei der Waranjagd kaum. Die Tiere bewegen sich in der Regel mit knapp fünf Stundenkilometern fort, können im Notfall aber bis zu 20 Stundenkilometer schnell werden. Bei der Jagd lauern sie ihrer Beute eher an Wildwechseln auf. Kleinere Tiere werden dann zu Tode geschüttelt, größere durch Bisse so schwer verletzt, dass sie verbluten. Doch selbst leichte Bisse eines Komodowarans sind tödlich, denn durch das faulige Mundklima des Reptils erleiden die Beutetiere eine schwere Vergiftung. Sind die Opfer erlegt, schlingen die Warane sie regelrecht herunter. Selbst junge Komodowarane schaffen ein ganzes Wildschwein in unter 20 Minuten.