Bald eine Million Prozent Inflation?
Das Geld in Venezuela verliert dramatisch an Wert. Das weckt düstere Erinnerungen
Augsburg Was kriegt man heute noch für sein Geld? Diese Frage stellen sich die Menschen in Venezuela Tag für Tag. Die Inflationsrate, also der Wertverfall des Geldes, könnte noch in diesem Jahr auf unfassbare eine Million Prozent steigen. Damit rechnet jedenfalls der Internationale Währungsfonds. Für die Venezolaner ist das eine Katastrophe. Nach jahrelanger Misswirtschaft steht ihr Land vor dem Kollaps. Die sozialistische Regierung Präsident Nicolás Maduro hatte sich stets auf den Erdöl-Reichtum verlassen. Als die Rohstoffpreise fallen, bricht das Kartenhaus zusammen. Allein im laufenden Jahr dürfte die Wirtschaftsleistung Venezuelas um 18 Prozent sinken. Viele Menschen ergreifen die Flucht.
Wirtschaftsexperten ziehen bereits Parallelen zur massiven Geldentwertung in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg und zur Situation in Simbabwe vor einigen Jahren. In dem afrikanischen Krisenland steigen die Preise damals jeden Tag gleich mehrfach. Die Regierung druckt immer neue Banknoten mit immer noch höheren Beträgen. Am Ende bekommt man für einen 100-Billionen-Dollar-Schein (eine Eins und 14 Nullen) gerade noch ein paar Brote. Die Menschen schleppen Plastiktüten voller Geld auf den Markt, um sich ein bisschen Essen zu kaufen. 2015 wird die Währung schließlich komplett abgeschafft. Das Vermögen der Bürger wird automatisch umgetauscht. Für 35 Billiarden Simbabwe-Dollar gibt es einen US-Dollar.
In Deutschland lag die Inflationsrate 2017 übrigens bei 1,8 Prozent und damit so hoch wie seit fünf Jahren nicht. Weil gleichzeitig aber auch die durchschnittlichen Löhne stiegen, ist die Kaufkraft der Deutschen sogar gewachsen.