Donauwoerther Zeitung

Hauptstraß­e 72: Es muss etwas passieren

Das Gebäude nahe dem Schwabtor ist nicht nur optisch fragwürdig. Laut Gutachten ist es auch in Statik und Substanz derart gefährdet, dass „Sofortmaßn­ahmen unverzügli­ch geboten sind“. Die Stadt hat eine klare Meinung dazu

- VON BARBARA WÜRMSEHER

Rain „Hauptstraß­e 72“ist in Rain längst zum Synonym für einen optischen Schandflec­k geworden. Seit vielen Jahren steht das Gebäude mit dieser Adresse leer, gammelt ungehinder­t vor sich hin. Nicht nur der Putz bröckelt von der Fassade ab – aber der ist das wohl augenfälli­gste Zeichen für den fortschrei­tenden Verfall.

Dabei hätte das denkmalges­chützte Wohn- und Geschäftsh­aus aus dem 18. Jahrhunder­t durchaus Potenzial, ein schmucker Blickfang zu sein. Und auch durch seine Lage nahe dem Schwabtor in der historisch­en Altstadt könnte es die pittoreske Häuserkuli­sse wunderbar ergänzen. Die Stadt Rain hat es vor einiger Zeit erworben und überlegt nun, was damit werden soll.

Mittlerwei­le steht nun allerdings fest, dass nicht nur das äußere Erscheinun­gsbild deutlich zu wünschen übrig lässt. Auch Statik, Konstrukti­on und Substanz des Hauses sind in einer insgesamt ziemlich problemati­schen Verfassung, wie ein Gutachten ergeben hat. Akut einsturzge­fährdet ist „Hauptstraß­e 72“zwar derzeit wohl nicht, dennoch muss dringend etwas passieren, um die öffentlich­e Sicherheit nicht zu gefährden.

Laut der Untersuchu­ngen des Gredinger Büros Wolfrum sind die Dauerhafti­gkeit des Bauwerks sowie dessen Stand- und Verkehrssi­cherheit nicht mehr gegeben. „Sofortmaßn­ahmen sind unverzügli­ch geboten“, rät der Gutachter. Über erste Absicherun­gen hinaus empfiehlt er zudem die komplette Sanierung bis zum Jahr 2020. Passiert nichts, steht zu befürchten, dass sich die Schäden weiter ausbreiten und es letztlich zum stellenwei­sen Einsturz kommt.

Im Bericht des Büros Wolfrum ist die Grundfläch­e des zweigescho­ssigen Gebäudes mit etwa 14 mal 8 Metern angegeben. Die Außenwände des Erd- und Obergescho­sses bestehen aus Ziegelmaue­rwerk, während das Giebeldrei­eck als Fachwerkwa­nd ausgebilde­t wurde. Auf der nördlichen Traufseite wurden ein eingeschos­siges Querhaus mit Satteldach und ein Flachdachb­au angebaut, die beide nicht unter den Denkmalsch­utz fallen. Das Bauwerk ist mit einem Gewölbekel­ler teilunterk­ellert.

Im Dachgescho­ss ist – so der Sachverstä­ndige – die Tragfähigk­eit überlastet. „Verformung­en an den Deckenbalk­en und Pfetten stellen sich ein“, heißt es im Bericht. Der Vorbesitze­r hatte das gesamte Oberschoss entkernt und dabei tragende Innenwände, Unterzüge und Stützen ersatzlos ausgebaut. Dadurch ist die Tragfähigk­eit der dortigen Deckenbalk­en überlastet und sie verformen sich.

Die Deckenbalk­en des Erdgeschos­ses waren für den Gutachter nicht einsehbar. Er konnte deshalb keine Untersuchu­ngen anstellen und kann Schäden und Überlastun­gen allenfalls nicht ausschließ­en.

In Bezug auf das Fundament gibt es derzeit keine Bedenken des Experten. Er empfiehlt aber dennoch, es auch instand zu setzen, um die notwendige Sanierung des Hauses möglich zu machen. „Ohne solche Maßnahmen sind Setzungen am Bauwerk nicht auszuschli­eßen.“

Die Stadt Rain hat zur Thematik eine klare Haltung. Wie Bürgermeis­ter Gerhard Martin in der Stadtratss­itzung am Dienstag sagte, scheint der Abriss des maroden Gebäudes aus seiner Sicht und der der Verwaltung die vernünftig­ste Lösung zu sein. Bis dato liegt noch keine Stellungna­hme des Landesamts für Denkmalpfl­ege vor, er hoffe aber, die Behörde schließe sich der Meinung der Stadt an. „Wenn nicht“, so Martin, „müssen wir das Gebäude möglichst kurzfristi­g abstützen, um es zu sichern.“

Stadträtin Eva-Maria Weber teilte die Meinung des Bürgermeis­ters: „Das ist ja ein Millioneng­rab, wenn wir dieses Haus aufrechter­halten müssen. Es wäre wirklich wünschensw­ert, etwas Neues dorthin bauen zu können.“

Jetzt warten alle gespannt auf die Antwort der Denkmalsch­ützer. Denn deren Haltung gibt die Richtung vor, wie es weitergeht mit der „Hauptstraß­e 72“.

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Fotos: Barbara Würmseher In der westlichen Rainer Hauptstraß­e – nahe dem Schwabtor – steht das Haus mit der Nummer 72. Im jetzigen Zustand ist es nicht nur optisch ein Schandflec­k, sondern auch in seiner Statik gefährdet. Die Stadt Rain würde es gerne abreißen, doch das...
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