Wenn das Internet aus der Luft kommt
Der Mobilfunk-Turbo LTE kann auch für zu Hause eine Alternative sein. Welche Tarife es gibt und wann sie sich überhaupt lohnen
Das mit diesem Breitband müsste doch eigentlich viel einfacher sein. Doch obwohl es 2018 ist, liegt die Glasfaser noch längst nicht in jedem Haus, etliche deutsche Haushalte schlagen sich mit lahmenden Internetverbindungen herum. Mobilfunkanbieter wollen hier Abhilfe schaffen – mit recht groß dimensionierten LTE-Tarifen und Funkroutern.
Ein knappes Viertel der deutschen Haushalte muss sich laut Breitbandatlas immer noch mit maximal 16 Megabit pro Sekunde (MBit/s) über das Telefonkabel begnügen. Vodafones Gigacube, die Homespots von Congstar oder O2, Call & Surf via Funk von der Telekom oder Internet für Zuhause von Ortel Mobile versprechen da mit 20 bis 200 MBit/s deutlich mehr – per LTE-Funk.
„Der Vorteil ist: Ich brauche keine Kabel verlegen“, sagt Wolfgang Pauler, Leiter des Testzentrums des
Statt auf den Ausbau von DSL, Kabel oder Glasfaser zu warten, holt man sich das schnelle Internet einfach per Funk ins Haus. „Das könnte sich für eher ländliche Gegenden mit keinem oder nur langsamem DSL lohnen“, sagt Pauler.
Wer sich ein wenig auf dem Markt umschaut, kann neben Angeboten mit Vertragslaufzeit auch flexiblere Tarife finden, etwa für die tageweise Nutzung. Dann zahlt man nur, wenn man den Zugang wirklich braucht. Bei längerer Abwesenheit fallen so keine Kosten an.
So weit, so gut. Es gibt aber auch die andere Seite: „LTE ist halt Funk“, sagt Pauler. Soll heißen: Im Vergleich zum Internet, das über ein Kabel ins Haus kommt, ist die Verbindung wesentlich instabiler. Und: Man teilt sich die Bandbreite mit allen Nutzern in der gleichen Funkzelle. „Wenn da zu viele Leute so ein Angebot nutzen, wird es für alle möglicherweise langsamer“, sagt Alexander Kuch von Telekommunikationsportal „Teltarif.de“. Setzen viele oder gar alle Nachbarn aufs Funk-Internet, hat man am Ende nichts gewonnen.
Und noch eine Einschränkung gibt es: Die Angebote sind zwar deutlich großzügiger dimensioniert als die in Deutschland immer noch sehr spärlichen Datenvolumen bei Smartphonetarifen. Vodafones Gigacube etwa kommt mit 50 Gigabyte (GB) im Monat, Congstars Homespot bietet immerhin 100 GB, Call & Surf von der Telekom gibt es – je nach gebuchter Geschwindigkeit – mit 10 bis 30 GB, O2 bietet 20 GB – das alles zu Monatspreisen zwischen 25 und 50 Euro. Wirklich viel ist das am Ende aber auch nicht. „Bei vielen Nutzern ist die Datenvolumengrenze schnell erreicht“, sagt Wolfgang Pauler.
Wohngemeinschaften oder Familien müssen den Einsatz so einer LTE-Box also entweder gut organisieren oder weiter auf kabelbasiertes Internet setzen. Denn nach Verbrauch des gebuchten Volumens wird mehr oder weniger hart gedrosselt – auf unbrauchbare 32 Kilobit pro Sekunde (KBit/s) bei Vodafone, unbrauchbare 56 KBit/s bei Ortel, langsame 384 KBit/s bei der Telekom und Congstar und immerhin 1 MBit/s bei O2. Und zusätzliches Datenvolumen gibt es nur zu recht happigen Preisen.
Ist das alles kein Problem, muss aber immer noch der Empfang daheim stimmen. Ältere Häuser mit dicken Wänden und kleinen Fenstern sind etwa ein Problem, sagt Kuch. Oder Gebäude aus Stahlbeton. Besonders im nicht ganz so gut ausgebauten ländlichen Raum könne es hier zu gedämpftem Empfang kommen.
Eine ungefähre Orientierung über die Signalstärke am Wohnort geben die Netzabdeckungskarten der drei Anbieter Telekom, Vodafone und Telefonica (O2), die im Internet zu finden sind; am besten googeln. Hier müssen Interessenten für LTE-Internet zu Hause unbedingt die Versorgung in Gebäuden prüfen.