China und USA streiten weiter
Nun soll der Import von Computerchips und E-Bikes nach Amerika teurer werden. Händler sind das Hin und Her leid
Peking Die Vereinigten Staaten und China haben am Donnerstag erneut Strafzölle gegeneinander verhängt. „Wir verurteilen die Umsetzung der Handelsschranken durch die USA, und wir werden eine Beschwerde bei der Welthandelsorganisation einreichen“, teilte das Handelsministerium in Peking mit. Die chinesische Regierung hoffe, bei derzeit laufenden Gesprächen in Washington doch noch zu einer Einigung zu finden. Solange die USA aber immer neue Zölle verhängten, könne China nicht passiv bleiben. „Ein Rückschlag ist in der derzeitigen Lage für uns ohne Alternative“, hieß es.
US-Präsident Donald Trump hatte höhere Zölle von 25 Prozent des Warenwerts auf eine ganze Reihe von Produkten verhängt, darunter Mikrochips und elektronische Bauteile. Trump begründete die Strafen mit Verstößen gegen das Urheberrecht in China. Weitere betroffene Produktgruppen sind elektrische Fahrräder, Motorräder und Medizintechnik. Die USA haben von diesen Waren bisher Bestellungen im Wert von 16 Milliarden Dollar jährlich in China aufgegeben.
Diese zweite Runde von Zollerhöhungen gilt unter Ökonomen als besonders unsinnig. Die USKunden bestellen die Mikrochips und andere Halbleiterbauteile, um sie dann in eigene Produkte „Made in America“einzubauen. Sechs Zehntel von ihnen sind sogar nach Hersteller-Vorstellungen extra in China in Auftrag gegeben. Sie finden also ausschließlich in amerikanischen Markenwaren Verwendung. Die chinesischen Auftragshersteller sind ein fester Teil der weltweiten Lieferketten.
In Washington sind derweil Gespräche zu einer Beilegung des Konflikts geplant. Doch Trump hat bereits klargemacht, dass er nichts von den Verhandlungen halte. Er erwarte keine substanziellen Ergebnisse, sagte er der Nachrichtenagentur
Damit sind die Gespräche von vornherein zum Scheitern verurteilt. Ähnliche Verhandlungen in Washington hatten im Frühjahr auf Ministerebene zwar mit einem Kompromiss geendet. Trump hatte das Ergebnis jedoch einfach ignoriert und per Twitter ungeschehen gemacht. Stattdessen droht er nun, noch höhere Zölle auf sämtliche Waren aus China zu verhängen.
Chinesische Unternehmen sind zunehmend alarmiert über die Eskalation des Handelskonflikts. Anfangs herrschte in China die Meinung vor, Trump bediene sich einfach harter Verhandlungstaktiken. Nachdem China seine Märkte zum Teil geöffnet und eine Senkung des Handelsüberschusses angekündigt hatte, hofften Wirtschaft und Politik, zur Tagesordnung zurückkehren zu können. Nun verbreitet sich jedoch die Sorge vor wirtschaftlichen Turbulenzen, die das Wachstum auf breiter Front beeinträchtigen könnten.
Auch Daimler-Aktionär Zhejiang Geely, einer der wichtigsten Autohersteller des Landes, beobachtet die Entwicklung genau. „Wir mögen den Handelskrieg nicht“, sagt Li Donghui, Finanzchef des Unternehmens. „Wir exportieren bisher nur wenige Autos in andere Märkte und gar keine in die USA, aber die Entwicklung erzeugt Unsicherheit.“Andere Experten sorgen sich um einen Anstieg der Preise für importierte Lebensmittel, wenn China die Einfuhren aus den USA höher belastet. „Der Markt für Sojabohnen war gut austariert“, sagt Analyst Gong Yanhai von der Anlagefirma Huatai in Shanghai. Wenn jetzt die Preise steigen, müssen Verbraucher mit höheren Kosten rechnen.
Sojabohnen gehören etwa zu den größten Einfuhrposten aus den USA nach China – und sie könnten von Zöllen betroffen sein. Reagiert Peking auf US-Zölle in gleicher Weise, ist eine Belastung des Preises von Sojabohnen unvermeidlich. Diese sind in China aber ein Grundnahrungsmittel: Ausgepresst liefern sie Sojaöl zum Braten, sie sind die Grundlage für Tofu, Würzpasten oder Knabberbohnen. Soja ist aber auch ein wichtiges Tierfutter, zum Beispiel in der Schweinemast.