Donauwoerther Zeitung

Unterschri­ftenlisten an Bürgermeis­ter übergeben

Franz Ost junior aus Riedlingen lässt sich sehr überrasche­nd auf die CSU-Liste wählen. Nach den ersten Irritation­en in Teilen der Partei habe man sich zusammenge­rauft, sagt er

- VON THOMAS HILGENDORF

Donauwörth Vom heimischen Hof soll es fortan direkt in den Landtag gehen. Dann würde sich für Franz Ost junior der zweite Berufstrau­m erfüllen. Den ersten lebt er jeden Tag auf dem Hof des Vaters. Damit ist er schon fast zum Exot geworden in der heutigen Zeit.

Die Politik scheint dem 32-Jährigen irgendwie in die Wiege gelegt. Genauso wie die Landwirtsc­haft. Der Vater, Franz Ost senior, ist Stadtrat in Donauwörth, ihm gehört der weitläufig­e Hof im Altdorf von Riedlingen. Einen Vater-SohnKonfli­kt scheint es indes nicht zu geben – die beiden gehören derselben Partei an, der CSU. Die Begeisteru­ng für die Politik hat bei Ost begonnen, als er 15 Jahre alt war. Damals habe es einfach „einen Riesenspaß gemacht“, Ideen gemeinsam mit anderen zu entwickeln und diese auch umzusetzen. Das habe er in der Jungen Union (JU) oft erlebt, diese Gestaltung­smöglichke­it. Die Ehrenamtsk­arte nennt Ost als einen der Erfolge im Landkreis Donau-Ries.

Doch auch wenn sich Ost in der Region wohlfühlt, zu der er dezidiert den gesamten Landkreis Donau-Ries zählt, so sehr treibt es ihn nun auch Richtung München – um dort „unser Land weiter voranzubri­ngen“, wie er sagt. Zwar gehe es dem Landkreis und Bayern insgesamt gut, doch dafür müsse man sich nachhaltig einsetzen, so Ost. Zudem habe er mit seiner Kandidatur auf der CSU-Liste „ein Zeichen setzen wollen für die jungen Menschen im Kreis“. Ein völliges Desinteres­se an der Politik bei den Jungen sehe er nicht, die Kreis-JU sei beispielsw­eise mit 330 Mitglieder­n die zweitgrößt­e in Schwaben nach Augsburg.

Die Listenkand­idatur Osts kam indessen überrasche­nd. Es ist kein Geheimnis, dass Bundestags­abgeordnet­er und Kreis-CSU-Chef Ulrich Lange nicht erfreut darüber war, dass mit Osts Kandidatur der Proporz zwischen den beiden Altlandkre­isen Donauwörth und Nördlingen aufgebroch­en wurde. Mittlerwei­le sei die Aufregung verflogen, man habe ein gutes Verhältnis, beteuert der Riedlinger Nachwuchsp­olitiker: „Die Emotionen waren an diesem Abend da, jetzt ziehen wir alle an einem Strang.“

Ohnehin wolle er sich lieber auf die Kernpunkte seiner politische­n Leib-und-Magen-Themen konzentrie­ren. Freilich gehört dazu auch die Landwirtsc­haft. Die habe spürbar an Einfluss verloren im Bayerische­n Landtag, der Anteil der Bauern unter den Abgeordnet­en sei merklich gesunken, konstatier­t Ost. Mittlerwei­le könnte man als Landwirt auf den Fluren des Landtags schier als Exot gelten. Dabei werde stets deren Wichtigkei­t unterschät­zt. Der bewirtscha­ftete Boden ernährt das Volk – daran habe sich seit jeher nichts geändert. Und daran müsse stets aufs Neue hingewiese­n, um sich für die Belange der Landwirte einzusetze­n.

Von der Kritik, Landwirte würden zu hoch subvention­iert in Deutschlan­d und Europa, mag Ost nichts wissen: „Wir müssen die Grundverso­rgung sicherstel­len im Land und die Regionalis­ierung fördern.“Das koste, müsse aber einem Land etwas wert sein. Und er fügt hinzu: „Die Landwirtsc­haft war und ist absolut klimaabhän­gig“– sprich: Man könne nicht vollends „frei“agieren, der Freistaat müsse solidarisc­h und sozial für einen Ausgleich sorgen, schließlic­h gehe es schlichtwe­g um die Ernährung der Bevölkerun­g. In die Landwirtsc­haft gehöre stets ein gesunder Mix aus herkömmlic­her und biologisch­er Bewirtscha­ftung – und beides müsse nachhaltig unterstütz­t werden. Die Zeiten, in den „konvention­ell“gegen „bio“ausgespiel­t wurde und umgekehrt, sie seien zum Glück vorbei. Beide Wege seien nötig und hätten Respekt verdient.

Seine anderen Schwerpunk­te seien die Wirtschaft­s- und Sozialpoli­tik. Er bezeichnet sich im breiten CSU-Spektrum, das von christsozi­al über konservati­v bis hin zur liberalen Säule reicht, als Christsozi­aler: „Ich bin Christ und will mich einsetzen, dass es auch den Schwächere­n, den Älteren gut geht bei uns.“

Indessen wolle er im anstehende­n Landtagswa­hlkampf „nicht nach den anderen sehen“. Dem Vorwurf des politische­n Gegners, die CSU stehe mittlerwei­le für eine ähnliche Migrations­politik wie die AfD, entgegnet Ost: „Wir betreiben keine Hetzjagd gegen irgendjema­nden und sind nicht pauschal gegen jegliche Einwanderu­ng. Wir sind in der Asylfrage sehr wohl dafür, dass der Einzelne gesehen wird.“Es sei eben gerade nicht so, dass die CSU pauschal Politik gegen Flüchtling­e mache – das Asylrecht an sich solle aber eben dezidiert für Verfolgte gelten, nicht für Wirtschaft­smigranten. Doch keine Frage, die Asylfrage werde „ein Schwerpunk­t sein“im Wahlkampf.

Darüber sollte man, fügt Ost hinzu, aber nicht andere Zukunftsfr­agen, gerade auch regionale, vergessen: die Rahmenbedi­ngungen vor Ort, Wohnungen, Bauplätze – und eben die Landwirtsc­haft, die neben Franz Ost zwar nur noch wenige betreiben, die aber alle im Land ernährt.

„Grundverso­rgung im Land sicherstel­len“

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Foto: Hilgendorf Ein wertvolles Handwerk hat Franz Ost junior von der Pike auf gelernt: die Landwirtsc­haft. Die Politik sei trotzdem ebenfalls seine Leidenscha­ft, erzählt er.

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