Unterschriftenlisten an Bürgermeister übergeben
Franz Ost junior aus Riedlingen lässt sich sehr überraschend auf die CSU-Liste wählen. Nach den ersten Irritationen in Teilen der Partei habe man sich zusammengerauft, sagt er
Donauwörth Vom heimischen Hof soll es fortan direkt in den Landtag gehen. Dann würde sich für Franz Ost junior der zweite Berufstraum erfüllen. Den ersten lebt er jeden Tag auf dem Hof des Vaters. Damit ist er schon fast zum Exot geworden in der heutigen Zeit.
Die Politik scheint dem 32-Jährigen irgendwie in die Wiege gelegt. Genauso wie die Landwirtschaft. Der Vater, Franz Ost senior, ist Stadtrat in Donauwörth, ihm gehört der weitläufige Hof im Altdorf von Riedlingen. Einen Vater-SohnKonflikt scheint es indes nicht zu geben – die beiden gehören derselben Partei an, der CSU. Die Begeisterung für die Politik hat bei Ost begonnen, als er 15 Jahre alt war. Damals habe es einfach „einen Riesenspaß gemacht“, Ideen gemeinsam mit anderen zu entwickeln und diese auch umzusetzen. Das habe er in der Jungen Union (JU) oft erlebt, diese Gestaltungsmöglichkeit. Die Ehrenamtskarte nennt Ost als einen der Erfolge im Landkreis Donau-Ries.
Doch auch wenn sich Ost in der Region wohlfühlt, zu der er dezidiert den gesamten Landkreis Donau-Ries zählt, so sehr treibt es ihn nun auch Richtung München – um dort „unser Land weiter voranzubringen“, wie er sagt. Zwar gehe es dem Landkreis und Bayern insgesamt gut, doch dafür müsse man sich nachhaltig einsetzen, so Ost. Zudem habe er mit seiner Kandidatur auf der CSU-Liste „ein Zeichen setzen wollen für die jungen Menschen im Kreis“. Ein völliges Desinteresse an der Politik bei den Jungen sehe er nicht, die Kreis-JU sei beispielsweise mit 330 Mitgliedern die zweitgrößte in Schwaben nach Augsburg.
Die Listenkandidatur Osts kam indessen überraschend. Es ist kein Geheimnis, dass Bundestagsabgeordneter und Kreis-CSU-Chef Ulrich Lange nicht erfreut darüber war, dass mit Osts Kandidatur der Proporz zwischen den beiden Altlandkreisen Donauwörth und Nördlingen aufgebrochen wurde. Mittlerweile sei die Aufregung verflogen, man habe ein gutes Verhältnis, beteuert der Riedlinger Nachwuchspolitiker: „Die Emotionen waren an diesem Abend da, jetzt ziehen wir alle an einem Strang.“
Ohnehin wolle er sich lieber auf die Kernpunkte seiner politischen Leib-und-Magen-Themen konzentrieren. Freilich gehört dazu auch die Landwirtschaft. Die habe spürbar an Einfluss verloren im Bayerischen Landtag, der Anteil der Bauern unter den Abgeordneten sei merklich gesunken, konstatiert Ost. Mittlerweile könnte man als Landwirt auf den Fluren des Landtags schier als Exot gelten. Dabei werde stets deren Wichtigkeit unterschätzt. Der bewirtschaftete Boden ernährt das Volk – daran habe sich seit jeher nichts geändert. Und daran müsse stets aufs Neue hingewiesen, um sich für die Belange der Landwirte einzusetzen.
Von der Kritik, Landwirte würden zu hoch subventioniert in Deutschland und Europa, mag Ost nichts wissen: „Wir müssen die Grundversorgung sicherstellen im Land und die Regionalisierung fördern.“Das koste, müsse aber einem Land etwas wert sein. Und er fügt hinzu: „Die Landwirtschaft war und ist absolut klimaabhängig“– sprich: Man könne nicht vollends „frei“agieren, der Freistaat müsse solidarisch und sozial für einen Ausgleich sorgen, schließlich gehe es schlichtweg um die Ernährung der Bevölkerung. In die Landwirtschaft gehöre stets ein gesunder Mix aus herkömmlicher und biologischer Bewirtschaftung – und beides müsse nachhaltig unterstützt werden. Die Zeiten, in den „konventionell“gegen „bio“ausgespielt wurde und umgekehrt, sie seien zum Glück vorbei. Beide Wege seien nötig und hätten Respekt verdient.
Seine anderen Schwerpunkte seien die Wirtschafts- und Sozialpolitik. Er bezeichnet sich im breiten CSU-Spektrum, das von christsozial über konservativ bis hin zur liberalen Säule reicht, als Christsozialer: „Ich bin Christ und will mich einsetzen, dass es auch den Schwächeren, den Älteren gut geht bei uns.“
Indessen wolle er im anstehenden Landtagswahlkampf „nicht nach den anderen sehen“. Dem Vorwurf des politischen Gegners, die CSU stehe mittlerweile für eine ähnliche Migrationspolitik wie die AfD, entgegnet Ost: „Wir betreiben keine Hetzjagd gegen irgendjemanden und sind nicht pauschal gegen jegliche Einwanderung. Wir sind in der Asylfrage sehr wohl dafür, dass der Einzelne gesehen wird.“Es sei eben gerade nicht so, dass die CSU pauschal Politik gegen Flüchtlinge mache – das Asylrecht an sich solle aber eben dezidiert für Verfolgte gelten, nicht für Wirtschaftsmigranten. Doch keine Frage, die Asylfrage werde „ein Schwerpunkt sein“im Wahlkampf.
Darüber sollte man, fügt Ost hinzu, aber nicht andere Zukunftsfragen, gerade auch regionale, vergessen: die Rahmenbedingungen vor Ort, Wohnungen, Bauplätze – und eben die Landwirtschaft, die neben Franz Ost zwar nur noch wenige betreiben, die aber alle im Land ernährt.
„Grundversorgung im Land sicherstellen“