Von Maus und Mensch
Der Mensch denkt und das Tier lenkt. Seit zwei Wochen wohnt eine Maus im Haus. Erster Stock, zweite Tür links, Schlafzimmer. Sie fühlt sich wie zu Hause. Spaziert mal raus in den Flur, guckt sich um, dreht eine kleine Runde und verschwindet wieder in „ihr“Zimmer. Sie ist sehr hübsch: handtellergroß, dunkelbraunes Fell, wache Äuglein, langer Schwanz. Zudem muss sie auch über besondere Kräfte und Fähigkeiten verfügen. Wie kam sie in den ersten Stock? An der Hauswand hochgekraxelt? Über die Außentreppe gehüpft? Dann durch die Küche, zweimal links abbiegen, um im besagten Zimmer zu verschnaufen – und zu verbleiben!
Bei aller Tierliebe: Die Maus sollte weg, entfernt werden. An der Lebendfalle ging sie außenrum, die Nicht-Lebendfalle hat sie mindestens zehn Mal lebend wieder verlassen. Dabei war das kulinarische Lockangebot abwechslungsreich: Speck (verschmäht), Bio-Käse (nicht mal angeknabbert). Aber: Trauben und Nutella mag sie. Die kleine Vertiefung an der Falle war stets sauber ausgeschleckt – ohne dass jemals die Falle zugeschnappt hätte. Der Mensch denkt. Also wurde die gesamte Falle einmal komplett in das Nutella-Glas getunkt. Irgendwo würde sie schon drauf tappen. Und dann: Klack! Nichts geschah. Mittlerweile gehört sie irgendwie zur Familie. Die Hausherren sprechen mit ihr, legen ihr immer wieder Leckerli hin. Solange sie nicht die Maus oder die Mäusin ihres Herzens anschleppt, darf sie halt noch eine Weile bleiben.