Der Quietschball wird zum Ersatzwelpen
Wenn Hündinnen scheinträchtig werden, kann sich die Psyche der Tiere verändern. Doch es gibt Hilfen
Augsburg Wird eine Hündin plötzlich träge und teilnahmslos, zieht sich mit ihren Spielsachen im Körbchen zurück und beleckt ihre Zitzen, kann das Zeichen für eine Scheinschwangerschaft sein. Das passiert bei unkastrierten Hündinnen etwa sechs bis acht Wochen nach ihrer Läufigkeit. Schuld ist der Hormonzyklus der Tiere – unabhängig davon, ob sie gedeckt wurden oder nicht. Manche Hundehalter bemerken die Scheinträchtigkeit gar nicht. Andere erleben in dieser Phase ein psychisch völlig verändertes Tier. „Manche Hündinnen werden fast etwas depressiv und melancholisch. Andere, die eventuell zusätzlich Nestbau betreiben, können auch launisch oder etwas aggressiv werden“, sagt die Friedberger Tierärztin Dr. Tina Wenisch.
Kommt es zur Scheinträchtigkeit, versuchen viele Vierbeiner, sich ein Nest zu bauen. In ihrer Einbildung, Junge zu haben, kann zusätzlich das Gesäuge anschwellen und sich Milch bilden. Spieltiere und Quietschbälle werden zu „Ersatzwelpen“. Sie werden herumgetragen und manchmal im Körbchen an den Bauch gelegt. „Verstärkt werden kann das, wenn in dieser sensiblen Zeit Kontakt mit Welpen oder kleinen Hunden besteht“, sagt Wenisch.
Die Expertin empfiehlt, das Spielzeug, insbesondere quietschendes, zu entfernen. „Nestbau und Spielzeug rumtragen sollten unterbunden werden. Man sollte die Hündin in der Zeit ablenken mit Spaziergängen oder anderen Aktivitäten.“Nach Ansicht der Tierärztin Wenisch wären scheinträchtige Vierbeiner theoretisch als Ammenhunde für verwaiste Welpen geeignet.
Leidet das Tier unter einer besonders starken Scheinschwangerschaft mit Milchproduktion, gibt es laut Wenisch die Möglichkeit, Hormone oder homöopathische Mittel einzusetzen. Auch die Kastration wäre eine Möglichkeit. Obwohl das ein umstrittenes Thema ist: „Sie ist schon angebracht, wenn die Hündin nach jeder Läufigkeit massiv scheinschwanger wird und dann auch die Psyche darunter leidet.“Der Hündin bliebe dadurch Stress erspart. Gerade wenn der Vierbeiner in dieser Phase zunehmend aggressiv wird, sei die Kastration eine Option.
Handelt es sich aber generell um einen ängstlichen oder gar aggressiv veranlagten Hund, ist die Kastration nicht unbedingt das beste Mittel. Denn dadurch, sagt Wenisch, könne sich dieses Verhalten noch verstärken.