Kabellose Stromer für Rasen und Hecken
Heckenschere, Kettensäge oder Rasenmäher: Der Trend zum Akku erobert die Gartenarbeit und verdrängt langsam herkömmliche Geräte
Akkus treiben Smartphones, Notebooks und Tablets an. Und sie werden immer leistungsfähiger. Das hat auch Auswirkungen auf andere Branchen: Bei den Gartengeräten für den Hobbybereich ist bereits von einer Wachablösung die Rede. „Produkte mit Verbrennungsmotor oder Kabel werden im Hobbysegment mit der Zeit vom Markt verdrängt werden“, sagt die Geschäftsführerin des Industrieverbands Garten, Anna Hackstein. „Wir bemerken, dass Profis inzwischen auf Akkugeräte setzen – das ist ein Zeichen“.
Auf der Gartenmesse in Köln war das ebenfalls zu erkennen. Eine ganze Reihe Markenhersteller engagieren sich verstärkt im Bereich Akku. Darunter ein Unternehmen, das einst eigenen Angaben zufolge vorzugsweise Motorengeräte baute: Stiga. „Ich glaube, wer gerade nicht auf Lithium-Ionen-Akkus setzt, ist im Rückwärtsgang“, erläutert Geschäftsführer Matthias Schrewe das Umdenken. Jedes Jahr werden seinen Angaben zufolge circa 1,1 Millionen Rasenmäher in Deutschland verkauft, Akkumäher hätten bereits einen Anteil von 250000 Stück. Schrewe erwartet ebenfalls, dass dieser Anteil stark ansteigt – bis hin zur Verdrängung der Benziner- und Elektrogeräte eines Tages.
Das Erfolgsrezept sind LithiumIonen-Akkus, in der Branche auch gerne als Li-Ion abgekürzt. Sie können vergleichsweise viel beziehungsweise dicht Energie speichern, was sie kleiner und leichter macht als Motoren der Elektro- und Benzingeräte. Und bei diesen kommt noch die Füllung hinzu. „Gas geben kann jeder, aber parallel dazu gezielt mit schwerem Gewicht zu hantieren, das fällt schwer“, erklärt Peter Botz, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Garten-Center. „Auch wenn der Motor einer Heckenschere nur ein, zwei Kilogramm wiegt, auf Dauer fällt das Hochheben schwer.“
Außerdem haben die Akkus einen Nachteil von einst überwunden: Sie weisen nur noch einen geringen Memory-Effekt auf. Das heißt, ihre Kapazität leidet nicht mehr so stark durch das häufige Auf- und Entladen. „Die Akkus haben eine enorme technische Entwicklung durchlaufen, sie werden jedes Jahr leistungsfähiger“, sagt Industrie-Sprecherin Hackstein. „Man bemerkt größtenteils keinen Leistungsunterschied mehr zu Produkten mit Verbrennungsmotor oder Kabel.“
Markus Thannhuber, Technikvorstand von Einhell, nennt die Akkus daher den neueste Stand der Technik. Aber: Diese Technik ist vergleichsweise teuer. „Wir mussten uns daher überlegen: Wie kann man sie für den Massenmarkt erschwinglich machen?“, erläutert Thannhuber. Die Lösung ist eine Trennung von Gerät und Akku – also ein System von wechselbaren Akkus, die sich abwechselnd in mehreren Geräten einsetzen lassen. „Ist der Lebenszyklus eines Akkus zu Ende, braucht man auch nur diesen zu ersetzen.“Und nicht das ganze Gerät. Einhell vergrößert bis Ende 2018 sein Angebot von Akkumodellen des Wechselsystems Power X-Change um eine Heckenschere und eine Sense auf nun über 80 Geräte. Die Sense zum Beispiel wird zwei Steckplätze für 18-VoltAkkus haben, dank derer der Hersteller eine höhere Geräteleistung verspricht. Außerdem werden bald verschiedene Ladegeräte neu auf den Markt kommen: Langsamere Eco-Lader sowie Schnellladegeräte für einen Akku oder für mehrere gleichzeitig.
Auch Anbieter Stig setzt auf ein System aus zwei parallel arbeitenden Lithium-Ionen-Akkus mit 48 Volt. Beide entladen sich synchron und balancieren den Akkustand gegenseitig aus, was die Laufzeit pro Ladung um zehn Prozent und auch die Lebensdauer der Akkus erhöhen soll. Der Hobbygärtner kann beim Mähen den Akkustand in einem Display am Griff im Auge behalten. Anschließend brauchen die Akkus zur Regeneration circa 45 Minuten im Schnellladegerät. Sie sind ebenfalls in vier Handgeräten zur Gartenarbeit einsetzbar.
Auch Gardena hat bereits Akkuprodukte und wird diesen Produktbereich für die Gartensaison 2019 noch ausbauen. Darunter sind Kleingeräte mit fest verbautem Akku, wie ein Handstaubsauger für den Garten und eine sehr leichte Heckenschere für kleinere Flächen.
Schon erhältlich sind die neuen Akkumodelle von Hyundai. Das Unternehmen ist damit ganz neu in diesen Bereich eingestiegen, erklärt Geschäftsführer Eduard Ilinich. Die Serie „Lithium-One“umfasst Rasenmäher und -trimmer sowie Kettensäge, Laubbläser und Heckenschere mit wechselbaren Akkus mit einer Spannung von 58 Volt.
So verlockend die leichtere und einfachere Handhabung der Akkugeräte auch klingt – noch dazu die Idee, nur ein bis zwei Akkus zu kaufen und diese in vielen Geräten zu verwenden: Der Vorteil kann auf Dauer zugleich ein Nachteil sein, wie Händlerverbandschef Botz einräumt. Denn jeder Hersteller hat natürlich sein eigenes, nicht mit anderen Firmen kompatibles System. „Wenn man sich einmal damit eingerichtet hat, ist man quasi mit dem Hersteller verheiratet.“