Notbremse für den Diesel
Wollen wir ein wenig fies sein? Ja, mit Vergnügen. Lange hat Verkehrsminister Andreas Scheuer darüber nachgedacht, wie er die darbende Autobranche dieselmäßig wieder in Schwung bringt. Mit der Preiserhöhung bei der Bahn! Pendler auf langen Strecken und vielfahrende Geschäftsleute – also die treueste Klientel – trifft die Teuerung am heftigsten. Also Notbremse ziehen und den in der Garage schlummernden Betrugsdiesel via Prämie gegen einen neuen eintauschen!
Damit die Aktion nicht sofort auffällt, hat die Bahn, auch in Schwaben, den einen oder anderen Zug mehr in den Fahrplan gequetscht. Nicht, um den Fahrgast schneller von Ulm nach München zu bringen. Von wegen. Es kann ja nicht angehen, dass der Kunde beim Auftreten weniger eklatanter Verspätungen an Entzugserscheinungen leidet. Wahrscheinlicher ist da schon die Ungleichung: Mehr Züge, mehr Zugfolge, mehr umgekehrte Wagenreihung = mehr Verspätungen. Die drohen umso mehr, da in dieser Woche Tarifverhandlungen beginnen. Claus Weselsky, Chef der Lokführergewerkschaft GDL, ist ja bekanntlich ein Streikfreund.
Zugige Zeiten auf den Bahnsteigen, wo man wieder nicht verstehen wird, mit wie vielen Minuten Verspätung der ICE eintrifft, diesmal „auhsnahmsleise auf Gras, hüstel, viehrofzweissich“. Erst nächstes Jahr soll die Durchsage akustisch state-of-the-art sein – also technisch up to date und glasklar.
Der Bundesverband der Verbraucherzentrale sollte darauf bestehen, dass der zuständige Scheuer Andi die erste Verspätung in der neuen Sound-Ära bekannt gibt. Hoffentlich unter 60 Minuten.