Donauwoerther Zeitung

Donauwörth­s Alt-OB Alfred Böswald gestern gestorben

Er war ein Politiker mit Leidenscha­ft für seine Heimat, tief verwurzelt in der Geschichte und mit Liebe zur Kultur

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Der frühere Donauwörth­er Oberbürger­meister Alfred Böswald ist im Alter von 86 Jahren gestorben. Er war zuletzt gesundheit­lich angegriffe­n und musste sich in ärztliche Behandlung begeben, hatte sich dann allerdings zwischendu­rch wieder erholt. Gestern Nachmittag nun starb er in der Donau-Ries-Klinik.

Der gebürtige Röglinger Böswald hatte die Geschicke Donauwörth­s als Stadtchef über 30 Jahre lang vom Rathaus aus gelenkt, ehe er 2002 in den Ruhestand gegangen war und sich danach viele Jahre lang als zumeist ausgebucht­er Reiseleite­r betätigte. Der sprachbega­bte und belesene kultur- und kunstgesch­ichtlich versierte Mann führte Gruppen unter anderem an den Golf von Neapel, nach Sizilien, in die Toskana, nach Umbrien, Venetien und viele, viele Male nach Rom und begeistert­e auf diesen Exkursione­n mit seinem Fachwissen. Nicht ohne Grund wurde er gerne und respektvol­l als „La guida turistica tedesca di Roma“– der deutsche Fremdenfüh­rer von Rom bezeichnet. In seiner politische­n Karriere galt der CSU-Mann Alfred Böswald in der Stadt und im Landkreis, für den er von 1966 bis 1996 auch im Kreistag saß, oft als Mensch mit Ecken und Kanten. Neben Stadtrat und Kreistag gehörte er auch 28 Jahre lang dem Bezirkstag an vorderster Stelle an und war Sprecher der schwäbisch­en Städte im Städtetag.

Vor der Politik stand für ihn immer die Geschichte. Böswald studierte sie und promoviert­e. Und die Historie war fortwähren­d seine Leidenscha­ft – untrennbar mit der Politik verbunden. Politik ohne Bezug zur Geschichte, das ging für Böswald nie.

Böswald war einer, der für Donauwörth lebte aus seinen Kindheitse­rfahrungen im Krieg heraus und aus ganzem Herzen. Seit ihn sein Vater an die Hand genommen und durch die von Trümmern übersäte Reichsstra­ße geführt hatte, seit er ihm gesagt hatte „Bub, diese Stadt wird es nicht wieder geben“, seitdem hatte Alfred Böswald darin einen Auftrag gesehen.

Zu den markantest­en Ereignisse­n seiner Zeit als Rathausche­f gehören die Hochwasser­freilegung, der Bau von Brunnen, Museen und Parkhäuser­n, die Ausweisung von Wohn- und Gewerbegeb­ieten und die Verleihung eines Kulturprof­ils, indem er die Kulturtage einführte, den Schwäbisch­werder Kindertag und den Kunstpreis. Außerdem schaffte er es, dass Donauwörth 1998 den Status „Große Kreisstadt“und den Oberbürger­meistertit­el zurückerhi­elt.

Böswald wurde ob seiner Verdienste vielfach ausgezeich­net: mit dem Bundesverd­ienstkreuz, dem Bayerische­n Verdiensto­rden, dem Ehrenbürge­rtitel der Stadt Jerusalem, der niederöste­rreichisch­en Partnergem­einde Perchtolds­dorf (1998) und der Stadt Donauwörth. Zudem war er Träger des WernerEgk-Preises.

Knapp 60 Jahre war Ehefrau Ria an Alfred Böswalds Seite. Er hinterläss­t sie und seine drei erwachsene­n Kinder wie auch zahlreiche Enkel. (dz/wüb)

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