Donauwoerther Zeitung

Weinkultur in der Geschichte der Stadt Rain

Historisch­er Vortrag von Franz Müller

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Wein und Rain, früher und heute – kann man dazu was sagen? Diese Frage wurde bei einem genussreic­hen Abend im Kultursaal des Schlosses eindeutig mit „Ja“beantworte­t. Eingeladen hatte der Freundeskr­eis Stadtpark. Dessen stellvertr­etender Vorsitzend­er und Heimatfors­cher Franz Müller wusste in seinem Lichtbilde­rvortrag zum Thema „Weinbau und -genuss“zu berichten, dass Herzog Stephan II. 1403 entschied, „von 1 Eimer sollen 2 Maß Wein aufheben, davon sollen sy die Stattmauer um unser statt zu Rain bessern und nach aller Sachen besorgen“. 1551 ist den Rainer Wirten vorgehalte­n worden, „dass sie den Wein nicht so wohlfeil wie an anderen Orten feilhalten und dass sie keine Tafel (mit den Weinpreise­n) heraushäng­en“. 1613 wurde in Rain ein „Wein- und Salzstadel“gebaut und 1622 verlieh Herzog Maximilian der Stadt Rain das Recht für einen Weinmarkt. 1645 konnte man lesen: „Das Wein-Hochzeitsm­ahl darf nur 1 Gulden kosten.“In der Fischerani­a-Chronik fand Müller die Informatio­n: „Einige Jahre pflegte ein Landrichte­r im Schlossgra­ben 100 Weinstöcke.“

„In Rain gab’s keinen Weinberg, aber immerhin eine Weinwirtsc­haft. Sie hieß Zur Goldenen Traube und befand sich rechts neben dem heutigen Pfarrzentr­um in der Hauptstraß­e“, berichtete der Referent. Weinberge in der Umgebung gab’s in Leitheim (von 1193 bis 1770, als alle Rebstöcke erfroren), Gumppenber­g bei Pöttmes und Neuburg (beim Arcoschlös­schen und an der Südseite des Schlosses). Im Kloster Niederschö­nenfeld gab’s keinen Weinanbau, die Nonnen besaßen aber Weinberge in Württember­g und Südtirol, da sie täglich Wein konsumiert­en.

Franz Müller zog folgendes Resümee: „Wein war früher leichter herzustell­en und aufzubewah­ren als Bier.“Die Weintraube­n zu pressen und in ein Tongefäß oder Fass zu füllen und gären zu lassen, war relativ einfach. Man brauchte keine Zusatzstof­fe, höchstens Honig oder Zucker. Wein konnte man lagern, kühl und zugedeckt, Bier dagegen musste rasch getrunken werden. Bier musste man kochen, was recht aufwendig war. Dazu brauchte man Hopfen, den man kaufen musste, genauso wie Malz.

Wilhelm Lutz, der mit seiner Frau Andrea ein kleines Weingut in Iphofen betreibt, erzählte, wie Weinbau heutzutage abläuft. Viele Weinbauern ernten die Trauben „mit Maschinen so groß wie ein Mähdresche­r“, was aber leider die Böden verdichte, sagte er. Er befürworte­te eine schonende Bewirtscha­ftung, bei der die Trauben „handverles­en“würden. Idealerwei­se „begrüne“man den Weinberg und fördere auf diese Weise das Bodenleben und auch das Wachstum der Rebstöcke, deren Wurzeln bis zu 15 Meter in die Tiefe reichten.

Nach diesen Informatio­nen war Genießen angesagt: Man holte sich einen opulenten Käseteller und probierte drei Weine: einen Silvaner 2017, eine Scheurebe 2017 und einen Dornfelder Rotwein (2016). Erst gegen Mitternach­t machten sich die letzten Besucher auf den Heimweg. (ma)

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Foto: Manfred Arloth

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