Das Leben als Literatur
Andreas Maier führt durch seinen Alltag
Ist das nun ein Sachbuch? Andreas Maier macht ja auch in seinem so berührenden wie mächtigen, auf ganze elf Teile angelegten Projekt der „Ortsumgehungen“das eigene Leben zum Thema. Und das sind betont Romane, die mit seinem Aufwachsen im hessischen Friedberg und in der Wetterau beginnen und im aktuellen sechsten Band an „Die Universität“nach Frankfurt führen.
„Als wir waren“erzählt nun außer der Reihe im Grunde von nichts anderem (außer von der Schriftstellertätigkeit selbst, die wird hier auch reflektiert) – aber vor allem eben doch auf andere Art. Es sind versammelte Kolumnen, die unter dem Titel „Neulich“in den Jahren 2011 bis 2018 im Magazin Volltext erschienen sind, Miniaturen, die zudem noch unmittelbarer, unverwandelter aus dem Leben gegriffen scheinen. Der Ton ist zwar literarisch, aber weniger geschliffen, sagen wir also: biografisches Sachbuch.
Es geht darin um den tragischen Tod des Onkels und Besuche in der Weinstube, ein bisschen Zeitgeschichte wie der Massenmörder Anders Breivik spielt auch hinein, Erinnerungen an Kollegen wie Peter Kurzeck tauchen auf – aber freilich auch wieder die unvermeidliche Buchhändlertochter, in die Maier einst verliebt war. Und dieses mäandernde, kluge Plaudern ist ein wunderbarer Begleiter für die letzten Minuten vor dem Schlafengehen. Erzähl noch ein bisschen, von der Wetterau und der Welt – leichter als in den Romanen.
Suhrkamp, 113 S., 16 ¤