Macron hat ein Problem
Es brauchte wohl nur noch einen Anlass, um Präsident Macron herauszufordern. Am Samstag taten dies die französischen Autofahrer vor allem in den ländlichen Regionen des Landes, die sich ohnehin oft von der Pariser Elite abgehängt fühlen. Dabei bringen sie Umweltschützer gegen sich auf, die nicht unbedingt pro Macron sind, aber zu Recht auf ein Umdenken in der Gesellschaft und die Abkehr von Dieselautos pochen. Diese sind in Frankreich sehr verbreitet, da sie lange steuerlich begünstigt wurden.
Doch hinter der Wut über die steigenden Kraftstoffsteuern steht noch mehr. Seit Monaten wächst der Unmut der Franzosen über den ungestümen Präsidenten, der sich wenig Zeit zur Kompromissfindung und Erklärung von Reformvorhaben nimmt und mit unbedacht dahingeworfenen Sätzen viel Porzellan zerbricht. Mal belehrte er Rentner, sie hätten nicht das Recht, sich zu beklagen, dann wieder bezeichnete er seine Landsleute bei einem Besuch in Dänemark mit spöttischem Unterton als widerspenstige Gallier. Zugleich bleiben spürbare positive Auswirkungen seiner Reformen aus.
Ohnehin wächst seit Jahren das Gefühl vieler Menschen, über die Maßen besteuert zu werden. Und das nicht zu Unrecht. Weil es noch immer keine starke Opposition mit klarem Programm als Alternative zum Präsidenten gibt, formiert sich nun Widerstand im Internet und auf der Straße. Dieser droht radikal zu werden und auszufransen, da er diverse Wut-Strömungen auffängt und wenig Gesprächsbereitschaft signalisiert. Das ist gefährlich für Macron. Zwar versichert der Politiker, er höre die Kritik, doch herrscht zwischen Wort und Tat des französischen Staatschefs bisweilen eine Kluft. Von den Steuererhöhungen auf Kraftstoff abzugehen, wäre ein Fehler. Wohl aber muss sich Macron mehr um die sozialen Probleme des Landes und nicht nur um die Förderung der Wirtschaft kümmern.