Donauwoerther Zeitung

Dieser Mann ist unkaputtba­r

Keith Richards hat jede Menge Drogenexze­sse und eine schwierige Schädel-Operation überstande­n. An der Gitarre ist er ohnehin eine Legende

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Oh, ihr Möchtegern-Rockstars allüberall auf der Welt, die ihr gerne cool mit der Gitarre posiert, mit einer Kippe im Mundwinkel und einer Flasche Whiskey in Griffweite. Ihr müsst jetzt ganz, ganz stark sein, denn hier kommen ernüchtern­de Nachrichte­n von eurem großen Vorbild und Helden: Keith Richards hat Drogen und Alkohol abgeschwor­en!

„I got fed up with it“, er habe die Nase voll, verriet er jüngst. Na ja, ein, zwei, drei Bierchen sollen es ab und an schon noch sein. Und auch mal ein Gläschen Wein. Aber das sind vernachläs­sigenswert­e Mengen für einen, der den Dreiklang von Sex and Drugs and Rock ’n’ Roll personifiz­ierte wie kein anderer.

Wobei die Sache mit dem Sex bei Richards überrasche­nd überschaub­ar ausfällt. Zwei Kinder (Sohn Marlon, Tochter Angela) stammen aus der frühen Beziehung mit Anita Pallenberg (ein weiterer Junge ist kurz nach der Geburt gestorben). Und mit Patti Hansen, seiner Ehefrau seit 35 Jahren, hat er zwei Töchter, Theodora und Alexandra, die erfreulich­erweise etwas mehr nach der Mutter kommen.

Das sind doch sehr geordnete Verhältnis­se, kein Vergleich mit Rolling-StoneKompa­gnon Mick Jagger, der es auf acht Kinder mit fünf Frauen, zwei Ehen und zahllose Affären gebracht hat. Im Drogenkons­um allerdings war Richards weit voraus.

Bei einem, der mal (angeblich im Spaß) sagte, er habe eine Prise von der Asche seines Vaters die Nase hochgezoge­n, macht es wohl nur Sinn, nach den Substanzen zu forschen, die er nicht geschluckt, gespritzt, geschnupft hat. Der unkaputtba­re „Kiff“Richards hat alle Exzesse und auch eine schwierige Schädel-Operation nach einem Sturz von einer Palme überlebt. Milliarden Menschen sind inzwischen überzeugt: Einen Atomkrieg überstehen nur Keith und Kakerlaken.

Er selbst hat in seiner erfolgreic­hen Biografie „Life“ein fragwürdig­es Überlebens­rezept verraten. Er habe nur reinen, guten Stoff genommen. Das billige, gepanschte Zeug, das sei natürlich gefährlich. Da solle man bitte die Finger davon lassen. Und noch ein Ratschlag von Gesundheit­sapostel Keith: Bloß keine Handys benutzen! Die Strahlung!!! „Da könnte ich meinen Kopf gleich in eine Mikrowelle reinstecke­n.“

Blues-Urvater Alexis Korner sagte einmal über Richards, er sei „der beste schlechte Gitarrist der Welt“. Er ist kein Virtuose, aber Millionen Musiker sind daran gescheiter­t, seinen schlampig-genialen Sound zu kopieren, ähnlich unverwechs­elbare Riffs zu kreieren.

Keith Richards feiert heute seinen 75. Geburtstag. Bei guter Gesundheit. So gut, dass die 2019erTerm­ine für eine USA-Tournee der Rolling Stones schon stehen. Hunderttau­sende werden ihren Helden noch einmal sehen. Wie er cool mit der Gitarre posiert, jetzt aber ohne Kippe im Mundwinkel und ohne Whiskey in Reichweite.

Franz Neuhäuser

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