Donauwoerther Zeitung

Süßer klingen die CSU-Glocken nie

- VON HOLGER SABINSKY-WOLF hogs@augsburger-allgemeine.de

Weihnachte­n ist eine große Inszenieru­ng. Das ist bei der CSU nicht anders als in vielen Familien. Mit vielen süßen Plätzchen, bunter Deko und viel Glühwein wird da so manches Familienze­rwürfnis übertüncht. Bis dann halt Onkel Karl sich doch wieder mit Tante Erna in die Haare kriegt, weil die Meinungsve­rschiedenh­eiten zu groß sind und die beiden sich noch nie leiden konnten.

Also hat auch die CSU alles Recht und allen Grund, ordentlich Zuckerguss über die vergangene­n 18 Monate zu gießen. Nur sollte man das nicht alles glauben. Die Partei hat eine ihrer größten Krisen hinter sich. Absturz bei der Bundestags­wahl, Seehofers Sturz als Ministerpr­äsident, Dauerstrei­t mit der Schwesterp­artei, Regierungs­krisen in Berlin und schließlic­h das historisch schlechte Ergebnis bei der Landtagswa­hl und der erzwungene Abgang Seehofers als Parteichef.

Es ist nachvollzi­ehbar, dass die CSU nicht zurück, sondern nach vorne blicken möchte. Söder will alles: Die Partei soll jünger, weiblicher, moderner, digitaler, begeistern­der, konservati­ver, teamorient­ierter werden. Eine Denkfabrik aus Philosophe­n, Künstlern und Intellektu­ellen soll neue Ideen geben. Fast ein bisschen zu viel. Denn so einfach wird das alles nicht. Die Europawahl steht vor der Tür, bei der die CSU 2014 schlecht abgeschnit­ten hat. Und der unberechen­bare Seehofer ist immer noch Innenminis­ter in Berlin. Auch fürs nächste Weihnachte­n sollte die CSU genug Glühwein bereithalt­en.

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