Bahnhof kostet mehr als fünf Millionen
Die Kosten für den Umbau und die Sanierung steigen auch, weil dort die Zulassungsstelle untergebracht werden soll. Landratsamt wünscht sich eine überdachte Containerstation
Nördlingen „Jedes Mal, wenn Sie kommen, wird es teurer.“Das sagte Thomas Mittring im Dezember 2016 zu Ingenieur Frank Stürzl, seines Zeichens verantwortlich für die Sanierung und den Umbau des Nördlinger Bahnhofs. Man könnte salopp sagen: Diese Feststellung gilt auch im Dezember 2018. Denn Stürzl referierte nun wieder vor dem Bauausschuss des Stadtrats und wieder präsentierte er höhere Kosten für das Projekt. Insgesamt sollen für den Bahnhof 5,076 Millionen Euro fällig werden. Grund für den erneuten Anstieg der Gesamtsumme ist vor allem die neue Nutzung des Erdgeschosses.
Dort sollte eigentlich ein Backshop einziehen. Doch der potenzielle Pächter sprang ab, so Stürzl. Das Landratsamt wollte bereits zuvor zahlreiche Räume in dem historischen Gebäude nutzen und sprang als „Ersatzmieter“ein. Die Zulassungsstelle, der Bürgerservice, das Gesundheitsamt und die Lebensmittelüberwachung sollen künftig im Erdgeschoss untergebracht werden (wir berichteten). Doch genau das stellte die Experten vor neue Herausforderungen. So verfügt die Zulassungsstelle beispielsweise über einen Kassenautomaten, an dem die Bürger Gebühren bezahlen. Der habe ein „riesen Gewicht“, so Stürzl – und die Statiker vor Probleme gestellt. Zudem sei ein großer, zusammenhängender Raum für die Zulassungsstelle notwendig, ebenso wie zusätzliche Toiletten. „Es ist schwierig, aus einem alten Gebäude ein modernes Bürogebäude zu machen.“
Bahnreisende werden auch künftig durch das Erdgeschoss hindurch gehen und den Bahnsteig so erreichen können. Wie der Sprecher der Stadt Nördlingen, Rudi Scherer, auf Anfrage unserer Zeitung mitteilte, sei zudem im Erdgeschoss ein kleiner Wartebereich mit Sitzbänken vorgesehen. Ingenieur Stürzl rechnet jetzt damit, dass der Bahnhof im Dezember 2019 fertig wird. Zum Vergleich: In der Sitzung, in der der Fraktionsvorsitzende der Stadtteilliste Mittring auf die höheren Kosten anspielte, ging man von einer Fertigstellung Ende November 2018 aus.
Nicht eingerechnet in die rund fünf Millionen Euro ist eine überdachte Containerstation, die auf Wunsch des Landratsamtes im rückwärtigen Hof des Postgebäudes entstehen soll. Dort soll es zwei überdachte E-Ladestationen für Autos geben, zwei Autoschilderverkaufsstellen und eine mit Gitterrost verkleidete Müllsammelstelle. Stürzl rechnete den Stadträten vor, dass dafür weitere Mehrkosten in Höhe von rund 200 000 Euro einzuplanen wären. Ob ein Müllsammelplatz allerdings einen Wasser- und
● Bislang waren Obdachlose in diesem Gebäude untergebracht. Für sie wird eine neue Unterkunft errichtet.
● 2016 gehen die Verantwortlichen davon aus, dass der Bahnhof im Frühjahr 2018 fertig sein wird. Ein erster Bauabschnitt soll 3,8 Millionen Euro kosten.
● Eine Genehmigung des Eisenbahn-Bundesamtes fehlt. Zudem gibt es Diskussionen über den Durchgang für Bahnkunden im Erdgeschoss. Der ist erst nicht vorhanden, wird dann aber wieder eingeplant.
● Im Dezember 2017 geht man von Gesamtkosten von rund 4,6 Millionen Euro aus. Es gibt weitere Probleme: Die DB-Signaltechnik zieht nicht aus, der Backshop-Betreiber springt ab. (tiba) Abwasseranschluss brauche, das stellte CSU-Fraktionsvorsitzender Jörg Schwarzer infrage. Solange die Miete des Landratsamtes die Mehrkosten jedoch abdecke, sei alles möglich: „Das ist eine Frage der Verzinsung.“Mittring sah die Containerstation „kritisch“. SPD-Fraktionsvorsitzende Rita Ortler erinnerte daran, dass im Parkhaus nebenan ebenfalls E-Ladestationen entstehen sollen.
Wolfgang Goschenhofer, Fraktionsvorsitzender Grüne/Frauenliste, meinte, bei anderen Objekten übernehme der Mieter den Ausbau. Er warte gespannt auf das Ergebnis der angekündigten Verhandlungen zwischen Stadt und Landratsamt. Darin soll es darum gehen, wer wie viel der Mehrkosten auf welche Weise trägt. „Wir bringen jedes Jahr 100000 Euro mit und jetzt geht alles noch mal rauf“, so Goschenhofer.
Josef Eichert vom Hochbauamt der Stadt dämpfte die Erwartungen. Das Landratsamt sei eingesprungen, hätte man erst im Nachhinein einen Mieter gefunden, wäre alles noch viel teurer geworden. Oberbürgermeister Hermann Faul dagegen meinte, die Kosten für den Umbau des Erdgeschosses wären sowieso auf die Stadt zugekommen: „Jetzt ist das schon erledigt.“
OWer hat Beobachtungen gemacht? Zeugen werden dringend gebeten, sich bei der Polizei in Nördlingen unter der Telefonnummer 09081/29560 zu melden.