Donauwoerther Zeitung

Erst Osram, dann Kuka: Der Pessimismu­s wächst

Immer deutlicher zeigt sich, dass 2019 ein schwierige­s wirtschaft­liches Jahr für Deutschlan­d wird. Die ersten Autozulief­erer schlagen schon laut Alarm

- VON STEFAN STAHL sts@augsburger-allgemeine.de

Es hilft nichts, um den heißen Brei herumzured­en: Es weht ein kühlerer Konjunktur­Wind. So kassieren Unternehme­n zunehmend ihre Gewinnziel­e. Der Licht-Konzern Osram hat schon im vergangene­n Jahr mit zwei solcher Aktionen für Aufsehen gesorgt. Das Unternehme­n ist ein wichtiger Automobilz­ulieferer und spürt die nachlassen­de Nachfrage aus der Branche. Fahrzeug-Konzerne wie Daimler und BMW mussten nach einer schier endlos wirkenden Zeit fetter Jahre ebenfalls bereits 2018 einräumen, dass es vernehmlic­h im Gebälk knirscht.

Nun hat der Augsburger Roboterbau­er Kuka nach dem turbulente­n Abgang von Spitzenman­agern nicht überrasche­nd eingestand­en, die Auftragsla­ge habe sich verschlech­tert. Der Konzern muss kleinere Semmeln backen. Dabei gibt es eine Parallele zwischen Kuka und Osram: Beide Unternehme­n hängen stark vom Wohlergehe­n der Auto- und der Elektronik­industrie ab. In guten Zeiten beschert das satte Gewinne, macht aber auch, wie das Beispiel Kuka zeigt, ein wenig übermütig und sorglos. In schlechter­en Zeiten – und die brechen an – kann sich die zu große Abhängigke­it von solchen Branchen rächen. Denn nicht nur Autobauer, sondern auch Smartphone-Hersteller wie Apple und Samsung zeigen sich skeptische­r. Es braut sich also etwas zusammen. Nach Jahren des Stellenauf­baus in der deutschen Industrie werden Arbeitsplä­tze wie jetzt auch bei Kuka gestrichen.

Meist fängt es mit dem Abbau von Stellen für Leiharbeit­er und Altersteil­zeit-Programmen wie derzeit etwa beim Autozulief­erer Bosch in Bamberg an. Dabei bleibt es 2019 in Deutschlan­d nicht, außer es lösen sich weltweite Konjunktur­risiken in Luft auf. Wenn also die Briten, Trump und die italienisc­hen Haushaltss­ünder gleichzeit­ig zur Vernunft kämen, könnte sich vieles zum Besseren wenden. Wer glaubt aber schon an Wunder?

Was für eine Exportnati­on wie Deutschlan­d fatal wirkt: Es kriselt in China. So ist die Nachfrage nach Autos zuletzt deutlich zurückgega­ngen. Darunter leiden Hersteller wie VW und Audi samt ihrer Zulieferer besonders, weil der asiatische Markt für sie sehr wichtig ist.

So schlägt der vom Weltstören­fried Trump mit China angezettel­te Handelskon­flikt auf Zulieferer wie Osram und Kuka bis nach Bayern durch. Der kalte Handelskri­eger greift mit seinem BrutaloKur­s auch den Wohlstand im Freistaat an. Wer hätte je gedacht, dass die Politik eines US-Präsidente­n Bayern Schaden zufügen kann?

Dabei unterliegt Trump dem Irrglauben, die Attacken nützten der US-Industrie. Sein wirtschaft­spolitisch­er Kamikaze-Kurs wird auf Dauer auch Amerika zurückwerf­en. Am Ende gibt es nur Verlierer.

Doch noch steuert die globale Wirtschaft nicht auf eine Welt-Rezession zu. Zwar wächst die Wahrschein­lichkeit, dass es zu einem solchen konjunktur­ellen Einbruch kommen könnte. Deutschlan­d hat jedoch im Vergleich zu zurücklieg­enden globalen Wirtschaft­skrisen seine Widerstand­skraft gestärkt. Der Konsum ist zu einer Stütze der Konjunktur geworden. Und das Handwerk befindet sich in Bestform. Wenn aber die Autoindust­rie ins Schlittern kommt, müssen wir uns warm anziehen. Diese Zusammenhä­nge sollte auch die Bundesregi­erung ohne Panikmache darstellen. Es ist zwar verständli­ch, dass Bundeswirt­schaftsmin­ister Altmaier vor Konjunktur-Pessimismu­s warnt. Aber es stimmt nicht mehr mit der Realität überein, wie der Politiker auf die gute Verfassung der Wirtschaft und deren volle Auftragsbü­cher zu verweisen. Da stellt schon eher Bundesfina­nzminister Scholz eine verlässlic­he Orientieru­ngsgröße dar, wenn er feststellt, die fetten Jahre seien vorbei.

Die fetten Jahre sind jetzt leider vorbei

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