Die Hintergründe des Augsburger Spionagefalls
● Die Zeit Im Jahr 1979 war die DDR-Staatssicherheit im Wettstreit der Geheimdienste unter Druck, sagt der Forscher Georg Herbstritt. Er arbeitet in der Stasi-Unterlagenbehörde: „Es gab eine kurze Zeitspanne, in der die westdeutschen Dienste relativ erfolgreich waren“, sagt er. Der Verfassungsschutz habe mit der Operation „Anmeldung“in den Einwohnermeldeämtern nach Stasi-Agenten gesucht – auch in Augsburg. Sie sei erfolgreich gewesen – „Interburg“, der Mann in der Passstelle, flog aber nicht auf. Als der Stasi-Offizier Werner Stiller 1979 in den Westen überlief, gab es weitere Enttarnungen.
● Die Aufgabe „Interburg“saß in der Augsburger Passstelle an einer für die Stasi wichtigen Stelle, sagt er. Sie sammelte Informationen über die „Regimeverhältnisse“: Wer Agenten – womöglich mit falschen Papieren – in den Westen schicken wollte, musste möglichst viel wissen, etwa über das Pass- und Meldewesen.
● Die Zahlen Ende der 1980er Jahre arbeiteten rund 3000 Westdeutsche für die Stasi (Spione, Boten, aber auch Ehefrauen), sagt Forscher Herbstritt. Ab 1990 wurden rund 500 BRD-Bürger wegen Spionage für die DDR angeklagt. 64 erhielten eine Haftstrafe ohne Bewährung, 290 mit Bewährung, zehn eine Geldstrafe. In einem Fall erfolgte ein Freispruch, in den übrigen gab es kein Urteil etwa wegen Verfahrenseinstellungen. (mb)