Bloß nicht loslassen!
Aufgefallen
Loslassen ist eine Fähigkeit, die sich nicht jeder auf die Fahne schreiben kann. Gerade in der Politik. Da scheinen Festklammern und Aussitzen zu den weiter verbreiteten Kompetenzen zu zählen. Es soll ja Geschichten von mit Bürgermeistersesseln verwachsenen Politikergesäßen geben, die schlussendlich nur unter großem Gezeter mit der Schubkarre aus dem Rathaus gefahren werden mussten. Umso erstaunlicher und wohltuend waren daher diese Woche die Auftritte der Oberbürgermeister in Augsburg und Nürnberg, die überraschend ihren selbst gewählten Abschied verkündeten.
Sie folgen damit einem Trend, der seit geraumer Zeit sogar im Profifußball erkennbar ist, quasi der Vorzeigebranche für fremdgesteuertes Karriereende. Früher flogen Trainer in hohem Bogen aus der Umkleidekabine. Mittlerweile kommen immer mehr ihrem eigenen Rauswurf zuvor und packen rechtzeitig ihre Koffer – im elegantesten Fall noch zu Zeiten des Erfolgs.
Aus Sicht der Akteure ist das nachvollziehbar. Aus Sicht der Beobachter beinahe langweilig. Gerade in der Politik. Wo bleibt denn da der Spaß, so ganz ohne krachende Wahlniederlagen, öffentliche Schuldzuweisungen und hinterlistiges Machtgerangel? Also, liebe Präsidenten, Minister und Bürgermeister. Immer schön klammern, bloß nicht loslassen! Allein der Unterhaltung wegen.