Schüler streiken für das Klima
Demonstration An den Kundgebungen, die in vielen Städten laufen, beteiligen sich auch Jugendliche aus der Region. Sie müssen mit disziplinarischen Konsequenzen rechnen
Donauwörth/Augsburg Zahlreiche Schüler und Studenten, ausgestattet mit bunt und kreativ gestalteten Plakaten, die am Freitagvormittag nicht zur Schule oder zur Universität gehen. Sie schwänzen den Unterricht, um für etwas auf die Straßen zu gehen, was aus ihrer Sicht um einiges wichtiger ist: die Zukunft des Planeten, auf dem sie leben. Es ist ein Streik, der nicht nur in zahlreichen deutschen Städten stattfindet, wie auch in Augsburg oder Oettingen (siehe Seite 31). Es ist eine Aktion, die eine internationale Tragweite erreicht hat. Mit dabei sind an diesem Freitag auch Schüler aus dem Raum Donauwörth.
In 110 Ländern gehen die Menschen unter dem Motto „Fridays for Future“auf die Straße. Sie möchten die Regierungen wachrütteln, sehen sich als letzte Generation, die einen katastrophalen Klimawandel verhindern kann. So verkünden sie es auf der Internetseite der Aktion. In kritisieren die jungen Menschen vor allem den Anstieg der Treibhausgasemissionen.
Vorbild für den Klimastreik ist die 16-jährige Schwedin Greta Thunberg, die dadurch große Bekanntheit erlangte, freitags die Schule zu schwänzen, um auf den Klimawandel aufmerksam zu machen. Ihr haben sich nun weltweit Tausende Schüler angeschlossen. Darunter rund 45 Jugendliche aus Donauwörth und Rain, die sich mit dem Zug auf den Weg nach Augsburg gemacht haben. Auch mehrere Schüler vom Gymnasium Donauwörth, darunter die beiden 17-jährigen Buben Iason Saganas und Felix Baier, demonstrierten gestern Vormittag in der Fuggerstadt. „Es ist nicht unsere Absicht, die Schule zu schwänzen, dafür könnten wir auch ganz zu Hause bleiben. Wir stellen uns für unsere Zukunft in die Kälte“, erklärt Felix Baier. Er selbst habe auch Werbung für die Teilnahme an der Demonstration gemacht, im Vorfeld seien mit der Donauwörther Ortsgruppe von „Fridays for Future“auch Plakate gedruckt worden. „Es geht uns ja darum, etwas zu ändern. Wir besuchen ja auch Demos am Samstag, der Freitagvormittag war zu Beginn einfach notwendig, um Aufmerksamkeit zu bekommen“, so Baier weiter. Iason Saganas berichtet: „Wir wurden in unserer Schule für das Thema sensibilisiert. Ich habe selber ein Referat darüber gehalten und ich finde die Prognosen für die Zukunft schockierend, allein wenn man die Zahl der Klimaflüchtlinge betrachtet. Deshalb fühle ich mich verpflichtet, etwas zu tun, und habe kräftig Werbung dafür gemacht, auf die Straße zu gehen.“
Über die möglichen disziplinarischen Konsequenzen sind sich die Schüler bewusst, haben sogar Verständnis dafür: „Wir können damit leben, dafür eine Strafe zu bekommen. Wir schwänzen ja den UnterDeutschland richt. Allerdings hoffen wir nicht, härter dafür bestraft zu werden, als Schüler, die schwänzen und sich dann daheim auf das Sofa legen.“Es gehe schließlich um ihre Generation, deshalb sollte der Besuch der Demonstrationen nicht als Verbrechen gesehen werden, merkt Felix Baier an. „Wir haben Plakate gebastelt, nehmen uns Zeit dafür und möchten einfach dafür sorgen, dass die Politik aufwacht und mehr für den Klimaschutz macht. Dafür bekommen wir auch überwiegend positive Resonanz“, erklärt Iason.
Das Fernbleiben der Schüler wird bei den Schulen jedoch kritisch gesehen. Aufgrund der Rechtssituation wird in der Regel das Schwänzen sanktioniert. Der Direktor des Donauwörther Gymnasiums, Karl Auinger, erklärt auf Nachfrage unserer Zeitung: „Es hat bei mir nur zwei Anträge auf Unterrichtsbefreiung gegeben, die den Streik als Grund angegeben haben. Aufgrund der Rechtslage habe ich diese nicht genehmigt.“Auf die Straße zu gehen und für den Klimaschutz zu demonstrieren, findet Auinger grundsätzlich gut, kritisiert aber die Art und Weise: „Wir unterstützen solche Aktionen schon, es darf aber nicht zulasten des Unterrichts gehen. Das Thema wurde von vielen Lehrkräften bereits aufgegriffen, Schüler dürfen auch gern mit uns darüber diskutieren. Das Thema ist ja sehr wichtig.“Per Durchsage und über die Lehrkräfte sei bereits am Donnerstag darüber informiert worden, dass eine Teilnahme an der Demonstration und das damit verbundene unentschuldigte Fehlen beim Unterricht Konsequenzen haben werde.
Der Direktor dazu: „Ich finde es sehr schade, dass die Schule und die Schüler gegeneinander ausgespielt werden. In Deutschland gibt es eben die Schulpflicht, an die sich die Schüler halten müssen. Wir werden am Montag mit den Schülern, die beim Demonstrieren waren, das Gespräch suchen. Dann werden wir auch über die passenden Maßnahmen nachdenken.“
Direktor will mit den Beteiligten reden