Donauwoerther Zeitung

Eine neue Behörde für Nördlingen

Soziales Mit Feierstund­e wird das Amt für öffentlich-rechtliche Unterbring­ung eröffnet. Mitarbeite­r haben keine einfache Aufgabe

- VON MARTINA BACHMANN

Nördlingen Selten verläuft das Leben stets geradeaus, oft zwängt es einen in eine Kurve, manchmal ist es eine besonders üble. Es gibt Menschen, die das wegstecken, die nach jedem Schicksals­schlag aufstehen und nach einer Kurve sofort wieder auf die Gerade gelangen. Doch es gibt andere, die verzweifel­n und im Leben keinen Weg mehr finden, die für sich und für andere zur Gefahr werden. Auch im Donau-Ries-Kreis geschieht es immer wieder, dass die Polizei eingreifen muss und Menschen in eine psychiatri­sche Klinik, beispielsw­eise nach Donauwörth, bringt.

Dann gebe es mehrere Szenarien, erklärt Dorothea Gaudernack: Beispielsw­eise könnten die Ärzte feststelle­n, dass keine psychische Erkrankung vorliegt, und der Patient verlässt die Klinik. Oder er sieht selbst ein, dass er krank ist, und bleibt freiwillig. Tut er das nicht, kann ihm via Gericht ein Betreuer zur Seite gestellt werden, der in Vermögens- oder etwa Gesundheit­sangelegen­heiten für ihn entscheide­t. Oder der Kranke wird gegen seinen Willen nach dem neuen bayerische­n Psychisch-KrankenHil­fe-Gesetz für einige Wochen in der Klinik untergebra­cht. Dann kommen Gaudernack und das neue Amt für öffentlich-rechtliche Unterbring­ung in Nördlingen ins Spiel. Denn wenn genau diese Patienten beispielsw­eise mit ihrer Behandlung in der Klinik unzufriede­n sind, können sie sich bei diesem Amt beschweren.

Es ist eine der vielen Aufgaben der neuen Behörde, deren Eröffnung gestern gefeiert wurde. Sie gehört zum Zentrum Bayern Familie und Soziales, genau wie das Amt für Maßregelvo­llzug, das die Nördlinger­in Gaudernack ebenfalls leitet. Zum Festakt kam gestern Bayerns Sozialstaa­tssekretär­in Carolina Trautner nach Nördlingen. Sie sagte, das neue Bayerische PsychischK­ranken-Hilfe-Gesetz solle einen Beitrag leisten, um Menschen mit einer psychiatri­schen Diagnose zu entstigmat­isieren. Es müsse aber auch den Ausgleich schaffen zwischen den Belangen der Betroffene­n und der Kernaufgab­e des Staates, der seine Bürger schützen müsse. Das Gesetz stelle einen Meilenstei­n für die Stärkung der psychiatri­schen Versorgung in Bayern dar. Doch weitere Schritte seien sinnvoll und notwendig, teils müsse noch nachgebess­ert werden. Zudem müssten die Verwaltung­svorschrif­ten vertieft werden – genau da kommt ebenfalls das neue Amt für öffent- lich-rechtliche Unterbring­ung ins Spiel.

Gaudernack selbst begrüßte die Gäste – so, wie sie es auch vor drei Jahren getan hatte, als das Amt für Maßregelvo­llzug eingeweiht wurde. Sie habe sich noch nie so sehr gefreut, jeden Tag ein Dienstgebä­ude zu betreten, wie das des Amtes: „Einen solchen Team-Spirit, eine derartige Begeisteru­ng für die nicht immer leichte Aufgabe, ein gemeinsame­s Brennen für die gute Sache, habe ich noch nie erlebt. Damit haben wir gemeinsam etwas Besonderes geschaffen.“Das neue Amt für öffentlich-rechtliche Unterbring­ung übernehme die Fachaufsic­ht nach dem Psychisch-Kranken-Hilfe-Gesetz. Gaudernack sagte, sie sei zuversicht­lich, dass es eine gute, wachsame und anerkannte Fachaufsic­htsbehörde werde.

Oberbürger­meister Hermann Faul lobte das große Fachwissen und Fingerspit­zengefühl der Nördlinger­in. Er freute sich darüber, dass der Freistaat Bayern seine Heimatstra­tegie fortsetze – damit werden Arbeitsplä­tze aus den Metropolen aufs Land verlagert beziehungs­weise dort neu geschaffen: „Die Stadt wird sich weiterhin bemühen, ein guter Standort zu sein.“

Landrat Stefan Rößle hatte vor drei Jahren über den nun erfolgten Behörden-Ausgleich zwischen Nördlingen und Donauwörth gesprochen – und war danach deutlich kritisiert worden. Am Freitag nun meinte er mit einem Schmunzeln, dass er seine eigene Heimatstra­tegie für den Landkreis mittlerwei­le verändert habe. Nein, Nördlingen und Donauwörth Hand in Hand an der Spitze des Landkreise­s sei es nicht mehr. Viel mehr setzte er auf die Kraft der zwei Herzen Nördlingen und Donauwörth, die lebhaft miteinande­r konkurrier­ten. Am Freitag habe das Nördlinger Herz höhergesch­lagen. Doch, so Rößle in Richtung des CSU-Landtagsab­geordneten Wolfgang Fackler: „Lieber Wolfgang, es kommen sicher Tage, wo das Donauwörth­er Herz pocht.“

Der Angesproch­ene wiederum meinte, der Landkreis Donau-Ries sei der einzige mit zwei Oberzentre­n. Man hätte eines daraus machen können, doch die Konkurrenz­situation bringe auch Vorteile. Fackler verglich die Städte mit zwei Rennfahrer­n: „Der eine stachelt den anderen an.“

 ?? Foto: Szilvia Izsó ?? Gestern wurde in Nördlingen das Amt für öffentlich-rechtliche Unterbring­ung in einer Feierstund­e eröffnet: (von links) Sozialstaa­tssekretär­in Carolina Trautner, der Leiter des Zentrums Bayern Familie und Soziales, Norbert Kollmer, und die Leiterin des neuen Amtes, Dorothea Gaudernack.
Foto: Szilvia Izsó Gestern wurde in Nördlingen das Amt für öffentlich-rechtliche Unterbring­ung in einer Feierstund­e eröffnet: (von links) Sozialstaa­tssekretär­in Carolina Trautner, der Leiter des Zentrums Bayern Familie und Soziales, Norbert Kollmer, und die Leiterin des neuen Amtes, Dorothea Gaudernack.

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