Den Quallen auf der Spur
Natur Es sind rätselhafte Tiere. Vor allem über die Quallen im Arktischen Ozean ist noch nicht so viel bekannt. Das wollen Charlotte Havermans und ihre Kollegen ändern
Eigentlich erforschte die Biologin Charlotte Havermans winzige Krebstierchen – zum Beispiel den Krill. Das sind kleine Krebse, die im Meer in großen Mengen vorkommen und wichtiges Futter für etwa Wale, Robben und Pinguine sind. Bei ihren Untersuchungen mit der Unterwasserkamera fiel Charlotte Havermans aber etwas auf: „Auf den Kameras waren immer sehr viele Quallen zu sehen. Später im Netz waren dagegen nur ganz wenige.“Die Forscherin begann daher, sich für Quallen zu interessieren und stellte fest: „Wir wissen relativ wenig über diese Tiere – und noch weniger wissen wir über die Quallen in der Arktis.“
Das Problem: Sie lassen sich nicht einfach fangen
Arktis nennt man die Region um den Nordpol. Das Meer dort ist zu großen Teilen von Eis bedeckt. Genau im Arktischen Ozean plant die Forscherin nun eine Art Quallen-Inventur. Das ist so etwas wie eine Zählung dieser Tiere, die fast vollständig aus Wasser bestehen. So will sie zusammen mit einem Team herausfinden: Welche Arten von Quallen leben dort, wie viele sind es und wie leben sie? Aber warum ist das wichtig?
Diese Meerestiere sind widerstandsfähig und können sich sehr gut an neue Umweltbedingungen anpassen. Sie kommen zum Beispiel mit weniger Sauerstoff im Wasser aus. „Außerdem können sie sich rasant vermehren“, verrät die Expertin. Das passiert zum Beispiel, wenn sich das Wasser erwärmt.
Und genau das geschieht seit einigen Jahren im Arktischen Ozean. Das hat Folgen: Dadurch dringen immer mehr fremde Tierarten in die Region vor, darunter auch Quallen. „Wir wollen auch herausfinden, welche Folgen das für das Ökosystem hat“, erklärt Charlotte Havermans.
Denn Quallen fressen nicht nur Fische und deren Larven, sondern zum Beispiel auch Ruderfußkrebse. Von denen ernähren sich wiederum die Fische. In manchen Gegenden haben sich die Quallen schon so stark vermehrt, dass dort viel weniger Fische leben. Die Forscher fragen sich: Könnte so etwas auch im Arktischen Ozean passieren?
Das Problem ist nur, Quallen lassen sich nicht einfach so im Netz fangen. Ihre Körper sind zu weich und gehen zu schnell kaputt. Deshalb müssen die Forscher neue Techniken nutzen. Eine Möglichkeit sind spezielle Kameras und das Messen von Schallwellen. So wollen sie den Quallen auf die Spur kommen.
Sie können giftig und auch nützlich sein
Übrigens: Quallen können sich nicht nur rasant vermehren, sie können auch sehr nervig sein. Zum Beispiel, wenn man beim Schwimmen im Meer von den Tentakeln einer Qualle berührt wird. Denn diese Fangarme enthalten giftige Stoffe. Bei manchen Arten kann das auf der Haut brennen und wehtun.
Forscher glauben aber, dass die Tiere auch nützlich werden können. Sie untersuchen etwa, ob Quallen Mikroplastik filtern können. Das sind winzige Plastikteilchen, die unter anderem im Meer treiben und schlecht für die Umwelt sind. Quallen könnten in Zukunft auch zu einem wichtigen Nahrungsmittel werden. Quallensalat zum Beispiel ist im Land China sehr beliebt. (dpa)