Eine Nacht zum Flanieren
„Kulturgenuss am Fluss“lockt die Besucher auf eine kulturelle Reise zwischen Promenade und Donauhafen. Das sind die Höhepunkte
Donauwörth Von Stummfilm bis Silent Disco. Spaß, Party und geballter Actionreichtum? Nun ja, denkt sich hier wohl der eine oder andere. Doch weit gefehlt, denn dies waren nur zwei Programmpunkte, die Einwohner und Gäste der Großen Kreisstadt am Freitag veranlassten, die Innenstadt zu besuchen – genauer die Promenade entlang bis zum Donauhafen. Die warmen Temperaturen zogen zahlreiche Flaneure ins Freie, um sich auf eine Reise entlang der kunstvoll beleuchteten Meile zu begeben.
Die dritte Donauwörther Kulturnacht empfing die Gäste mit offenen Armen. Moment, dritte Kulturnacht? Hat man die im vergangenen Jahr verpasst? Oder im Jahr zuvor? die zweite Auflage liegt bereits fünf Jahre zurück, die erste fand 2006 statt. Sie steigt in unregelmäßigen Abständen, ist jedoch bei Besuchern – wie auch in diesem Jahr – sehr beliebt und gut besucht.
Viele Organisatoren haben sich zusammengefunden, um allen Kulturinteressierten mit diversen Veranstaltungen zu schmeicheln. Beteiligt waren größtenteils städtische Abteilungen, die Schul- und Sportabteilung, die Tourist-Information, das Kulturbüro, das Stadtmarketing, die Museumsabteilung, die Stadtbibliothek, die Stadtkapelle, das Juze, der Theaterverein, die Volkshochschule, historische Vereine und jede Menge Unterstützer.
Da waren zunächst die Neo-Foto-Impressionen von Gerald Kleinle im Zeughaus. Die „verwackelten“Fotografien von Donauwörth, Tapfheim, Felsheim und Zirgesheim bedürfen einer besonderer Technik, welche sich der Künstler in unzähligen Versuchen „mit jeder Menge Ausschuss“selbst beigebracht hat.
Im Innenhof des Käthe-KrusePuppenmuseums bezauberte Bernd Zoels die Zuschauer mit dem Stück „Die Käthe-Kruse-Puppe“, und zu späterer Stunde das Moussong Theater mit „Der Zauberlehrling“. Gleich im Anschluss konnte man einer offenen Theaterprobe für das kommende Stück „My Fair Lady“auf der Freilichtbühne beiwohnen – ein Experiment. „Wir dachten, dass eine offene Probe mit der Kulturnacht wunderbar zusammenpasst“, so Schauspieler Herbert Litzl. Das Publikum folgte gespannt den Ansagen des Intendanten und war hingerissen, einmal die unfertige Version des Schauspiels sehen zu dürfen. „Etwas ganz anderes, ich bin begeistert“, so eine Besucherin.
Im ehemaligen Eisenbahntunnel wurde der Stummfilmklassiker „Der General“mit Buster Keaton gezeigt. Eine ungewöhnliche Lokalität, in welche sich der Film, wie auch der wohl einzige professionelle Stummfilmerzähler im deutschen Sprachraum, Ralph Turnheim, wunderbar einfügten.
„Hat jemand Mückenspray dabei?“, war eine häufig gestellte Frage, vor allem entlang des Kaibachs und am Donauhafen. Doch gerne verschaffte der eine oder andere Abhilfe. Beispielsweise im „Flaschengarten“, ein kleiner Biergarten von Café La Kami beim Zaubergeigenbrunnen, oder während des Konzerts der Stadtkapelle am Donauhafen. Auch die Stadtgärtnerei bot mit „Airplay in Concert“ein musikalisches Aufgebot mit Cover-LoungeMusik. „Die Musik war super“, erzählt eine begeisterte Mutter.
Natürlich darf bei einer nächtlichen Kulturveranstaltung die Literatur nicht fehlen. Daran beteiligt war Professor Joachim Grzega mit dem Vortrag „Wasser – gespiegelt in Sprachgeschichten“. Ottmar Seuffert mit Heike Lammers-Harlander lasen aus dem historischen Roman „Brautfahrt nach Ungarn“im Stadtknechtsturm. Die städtische Tourist-Information lud zur „PromenadenMiNein, schung“– einer launigen Führung mit allerlei Kuriosem, die von dutzenden Menschen gerne angenommen wurde. Als Krönung gab es für jeden ein Schnäpsle. Zu späterer Stunde heizten die DJs Eimer, Phan Duc und Demian Wallisch dem Publikum auf dem Hartplatz des Stadtbades gehörig ein. „Silent Disco“stand auf dem Programm – ein Kopfhörer, drei Kanäle, aus denen man zwischen 80ern, HipHop und Elektro wählen konnte. „Eine gute, geschlossene Party“, so Anton Bornhausen vom Jugendzentrum Donauwörth, welches das Event organisiert hatte – eine gelungene Veranstaltung, die mit über 200 Lampen und Pylonen die Promenade in eine kleine Lichternacht verwandelte.