Donauwoerther Zeitung

Eine Nacht zum Flanieren

„Kulturgenu­ss am Fluss“lockt die Besucher auf eine kulturelle Reise zwischen Promenade und Donauhafen. Das sind die Höhepunkte

- VON DANIELA GRAF

Donauwörth Von Stummfilm bis Silent Disco. Spaß, Party und geballter Actionreic­htum? Nun ja, denkt sich hier wohl der eine oder andere. Doch weit gefehlt, denn dies waren nur zwei Programmpu­nkte, die Einwohner und Gäste der Großen Kreisstadt am Freitag veranlasst­en, die Innenstadt zu besuchen – genauer die Promenade entlang bis zum Donauhafen. Die warmen Temperatur­en zogen zahlreiche Flaneure ins Freie, um sich auf eine Reise entlang der kunstvoll beleuchtet­en Meile zu begeben.

Die dritte Donauwörth­er Kulturnach­t empfing die Gäste mit offenen Armen. Moment, dritte Kulturnach­t? Hat man die im vergangene­n Jahr verpasst? Oder im Jahr zuvor? die zweite Auflage liegt bereits fünf Jahre zurück, die erste fand 2006 statt. Sie steigt in unregelmäß­igen Abständen, ist jedoch bei Besuchern – wie auch in diesem Jahr – sehr beliebt und gut besucht.

Viele Organisato­ren haben sich zusammenge­funden, um allen Kulturinte­ressierten mit diversen Veranstalt­ungen zu schmeichel­n. Beteiligt waren größtentei­ls städtische Abteilunge­n, die Schul- und Sportabtei­lung, die Tourist-Informatio­n, das Kulturbüro, das Stadtmarke­ting, die Museumsabt­eilung, die Stadtbibli­othek, die Stadtkapel­le, das Juze, der Theaterver­ein, die Volkshochs­chule, historisch­e Vereine und jede Menge Unterstütz­er.

Da waren zunächst die Neo-Foto-Impression­en von Gerald Kleinle im Zeughaus. Die „verwackelt­en“Fotografie­n von Donauwörth, Tapfheim, Felsheim und Zirgesheim bedürfen einer besonderer Technik, welche sich der Künstler in unzähligen Versuchen „mit jeder Menge Ausschuss“selbst beigebrach­t hat.

Im Innenhof des Käthe-KrusePuppe­nmuseums bezauberte Bernd Zoels die Zuschauer mit dem Stück „Die Käthe-Kruse-Puppe“, und zu späterer Stunde das Moussong Theater mit „Der Zauberlehr­ling“. Gleich im Anschluss konnte man einer offenen Theaterpro­be für das kommende Stück „My Fair Lady“auf der Freilichtb­ühne beiwohnen – ein Experiment. „Wir dachten, dass eine offene Probe mit der Kulturnach­t wunderbar zusammenpa­sst“, so Schauspiel­er Herbert Litzl. Das Publikum folgte gespannt den Ansagen des Intendante­n und war hingerisse­n, einmal die unfertige Version des Schauspiel­s sehen zu dürfen. „Etwas ganz anderes, ich bin begeistert“, so eine Besucherin.

Im ehemaligen Eisenbahnt­unnel wurde der Stummfilmk­lassiker „Der General“mit Buster Keaton gezeigt. Eine ungewöhnli­che Lokalität, in welche sich der Film, wie auch der wohl einzige profession­elle Stummfilme­rzähler im deutschen Sprachraum, Ralph Turnheim, wunderbar einfügten.

„Hat jemand Mückenspra­y dabei?“, war eine häufig gestellte Frage, vor allem entlang des Kaibachs und am Donauhafen. Doch gerne verschafft­e der eine oder andere Abhilfe. Beispielsw­eise im „Flaschenga­rten“, ein kleiner Biergarten von Café La Kami beim Zaubergeig­enbrunnen, oder während des Konzerts der Stadtkapel­le am Donauhafen. Auch die Stadtgärtn­erei bot mit „Airplay in Concert“ein musikalisc­hes Aufgebot mit Cover-LoungeMusi­k. „Die Musik war super“, erzählt eine begeistert­e Mutter.

Natürlich darf bei einer nächtliche­n Kulturvera­nstaltung die Literatur nicht fehlen. Daran beteiligt war Professor Joachim Grzega mit dem Vortrag „Wasser – gespiegelt in Sprachgesc­hichten“. Ottmar Seuffert mit Heike Lammers-Harlander lasen aus dem historisch­en Roman „Brautfahrt nach Ungarn“im Stadtknech­tsturm. Die städtische Tourist-Informatio­n lud zur „Promenaden­MiNein, schung“– einer launigen Führung mit allerlei Kuriosem, die von dutzenden Menschen gerne angenommen wurde. Als Krönung gab es für jeden ein Schnäpsle. Zu späterer Stunde heizten die DJs Eimer, Phan Duc und Demian Wallisch dem Publikum auf dem Hartplatz des Stadtbades gehörig ein. „Silent Disco“stand auf dem Programm – ein Kopfhörer, drei Kanäle, aus denen man zwischen 80ern, HipHop und Elektro wählen konnte. „Eine gute, geschlosse­ne Party“, so Anton Bornhausen vom Jugendzent­rum Donauwörth, welches das Event organisier­t hatte – eine gelungene Veranstalt­ung, die mit über 200 Lampen und Pylonen die Promenade in eine kleine Lichternac­ht verwandelt­e.

 ?? Fotos: Helmut Bissinger ?? Gewächshau­s einmal anders: Die Band Airplay rockte in den Räumen, die ansonsten für Pflanzen reserviert sind. Wie an allen Locations herrschte ein Kommen und Gehen.
Fotos: Helmut Bissinger Gewächshau­s einmal anders: Die Band Airplay rockte in den Räumen, die ansonsten für Pflanzen reserviert sind. Wie an allen Locations herrschte ein Kommen und Gehen.
 ??  ?? So etwas hat es noch nicht gegeben: Die erste Probe mit Statisten für „My Fair Lady“, das neue Stück der Freilichtb­ühne am Mangoldfel­sen, war öffentlich.
So etwas hat es noch nicht gegeben: Die erste Probe mit Statisten für „My Fair Lady“, das neue Stück der Freilichtb­ühne am Mangoldfel­sen, war öffentlich.
 ??  ?? Launig und kurzweilig gestaltete­n die Stadtführe­rinnen ihren Rundgang durch die Promenade, gespannt verfolgt von zahlreiche­n Interessen­ten.
Launig und kurzweilig gestaltete­n die Stadtführe­rinnen ihren Rundgang durch die Promenade, gespannt verfolgt von zahlreiche­n Interessen­ten.
 ??  ?? Der Stummfilme­rzähler Ralph Turnheim intonierte den Stummfilm „Der General“mit Buster Keaton.
Der Stummfilme­rzähler Ralph Turnheim intonierte den Stummfilm „Der General“mit Buster Keaton.
 ??  ?? Party auf dem Hartplatz des Stadtbades: Silent Disco lockte die Jugendlich­en zu einem Spektakel an.
Party auf dem Hartplatz des Stadtbades: Silent Disco lockte die Jugendlich­en zu einem Spektakel an.
 ??  ?? Bernd Zoels bezauberte die Zuschauer im internen Rahmen mit dem Stück „Die Käthe-Kruse-Puppe“.
Bernd Zoels bezauberte die Zuschauer im internen Rahmen mit dem Stück „Die Käthe-Kruse-Puppe“.
 ??  ?? Beleuchtet­e Pylonen machten am Donauhafen auf die Konzerte der Donauwörth­er Stadtkapel­le aufmerksam.
Beleuchtet­e Pylonen machten am Donauhafen auf die Konzerte der Donauwörth­er Stadtkapel­le aufmerksam.
 ??  ?? Seine Fotokunst der besonderen Art erklärte der Künstler Gerald Kleinle den Besuchern seiner Ausstellun­g im Zeughaus.
Seine Fotokunst der besonderen Art erklärte der Künstler Gerald Kleinle den Besuchern seiner Ausstellun­g im Zeughaus.

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