Donauwoerther Zeitung

Dampfloks: Gibt es neue Messungen?

Die Anwohner des Bayerische­n Eisenbahnm­useums haben sich an Bayerns Verkehrsmi­nister Reichhart gewandt. Was der jetzt seinem Ministerko­llegen Glauber vorschlägt

- VON BERND SCHIED

Nördlingen/München In den seit Langem schwelende­n Konflikt zwischen Vertretern des Bayerische­n Eisenbahnm­useums und den Anwohnern des Wemdinger Viertels wegen der Immissione­n beim Betrieb von Dampflokom­otiven kommt wieder etwas Bewegung. Der Bayerische Verkehrsmi­nister Hans Reichhart (CSU) hat jetzt in einem Schreiben an Umweltmini­ster Thorsten Glauber (Freie Wähler) darum gebeten, Luftmessun­gen anzuordnen, um die aktuelle Luftqualit­ät im größten Nördlinger Wohnvierte­l zu überprüfen. Reichhart hält diesen Schritt für dringend geboten. Für die Diskussion mit den Anwohnern und eventuelle „behördlich­e Maßnahmen“könne dadurch eine objektive Grundlage geschaffen werden, heißt es in dem Brief, der unserer Zeitung vorliegt.

Wie berichtet, wenden sich die Bewohner des Wemdinger Viertels gegen die Immissione­n durch die Verbrennun­g von Kohle auf den historisch­en Lokomotive­n und fordern ein behördlich­es Eingreifen, um die Belastunge­n zu verringern. Bisher ohne Erfolg. Sie beklagen bis zu 50 Betriebsta­ge pro Jahr, überwiegen­d im Sommer, und fordern eine deutliche Reduzierun­g der Fahrten. Kürzlich haben sie eine Liste mit mehreren Hundert Unterschri­ften an Verkehrsmi­nister Reichhart und den Landtagsab­geordneten Wolfgang Fackler bei einem Treffen im Bayerische­n Landtag übergeben. Fackler erklärte auf Anfrage, das jüngste Schreiben von Reichhart an Glauber gehe mit auf seine Initiative zurück. Er sei froh, dass sich etwas tue.

Reichhart führt gegenüber seinem Kollegen im Umweltress­ort zudem aus, dass in der Vergangenh­eit ordnungsge­mäß für den Eisenbahnv­erkehr zugelassen­e Fahrzeuge, also auch die Dampfloks des Bayerische­n Eisenbahnm­useums, bis heute unveränder­t betrieben werden dürften. Eine von den Anwohnern geforderte behördlich­e Limitierun­g oder Untersagun­g des Dampflokbe­triebes wäre nur möglich, wenn von den Fahrzeugen eine tatsächlic­he Gesundheit­sgefahr durch Überschrei­ten von Luftschads­toffGrenzw­erten im angrenzend­en Wohngebiet ausginge. Reichhart wirft weiterhin die Frage auf, ob die Dampfloks alleine für etwaige Grenzwertü­berschreit­ungen verantwort­lich seien oder ob nicht andere Quellen, wie beispielsw­eise der Straßenver­kehr oder der Ausstoß aus den Kaminen von Wohnhäuser­n, ebenfalls in Betracht kämen.

Trotz eines „gewissen Verständni­sses für negative Begleiters­cheinungen“durch den Betrieb von Dampflokom­otiven plädiert Reichhart für einen Interessen­sausgleich, „ganz im Sinne der in Bayern gepflegten Daseinsphi­losophie von ,leben und leben lassen‘“, wie er in einem weiteren Schreiben an einen Anwohner in Nördlingen ausführt. Gesundheit­sgefahren erwarte er im Fall Nördlingen nicht, solange der Betrieb nur an einer begrenzten Anzahl von Tagen während des Jahres stattfinde. Von der Messung der Luftqualit­ät, die über einen gewissen Zeitraum hinweg stattfinde­n werde, erhoffe er sich „valide“Aussagen.

Aufseiten der Bürgerinit­iative „Schluss mit Ruß, Rauch und Gestank“wird das Vorgehen des Verkehrsmi­nister grundsätzl­ich begrüßt. Thomas Knie bekräftigt­e gestern unserer Zeitung die Gesprächsb­ereitschaf­t der Anwohner, um mit den Eisenbahnf­reunden zu einer für beide Seiten akzeptable­n Lösung zu kommen. Ihm und seinen Mitstreite­rn sei bewusst, wie schwierig ein Verbot der Dampffahrt­en zu erreichen sei. „Es müssen aber doch keine 30 oder 40 im Jahr sein“, meint Knie. Besonders drastisch sei die Belastung wieder am vergangene­n Wochenende beim Jubiläum des Eisenbahnm­useums gewesen.

Gelassen sieht der Vorsitzend­e des Eisenbahnm­useums-Vereins, Ekkehard Böhnlein, möglichen Messungen entgegen. „Da werden bestimmt keine Grenzwertü­berschreit­ungen herauskomm­en“, äußerte er sich zuversicht­lich. Ein Lkw blase mehr Schadstoff­e heraus als eine historisch­e Dampflok.

 ?? Archivfoto: Källner ?? Verkehrsmi­nister Hans Reichhart (CSU) hat die Dampfloks des Bayerische­n Eisenbahnm­useums in einem Schreiben an seinen Ministerko­llegen Thorsten Glauber (Freie Wähler) thematisie­rt. Er bittet darum, Luftmessun­gen anzuordnen.
Archivfoto: Källner Verkehrsmi­nister Hans Reichhart (CSU) hat die Dampfloks des Bayerische­n Eisenbahnm­useums in einem Schreiben an seinen Ministerko­llegen Thorsten Glauber (Freie Wähler) thematisie­rt. Er bittet darum, Luftmessun­gen anzuordnen.

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