Donauwoerther Zeitung

In Rain wird die Nacht zum Tag

Lange Kultur- und Einkaufsna­cht lockt zahlreiche Besucher in die Stadt. Auch im Museum gibt es viel zu entdecken

- VON ANDREA HAMMERL

Rain Blumen und Elfen leuchten, Flammen tanzen, magische Geschichte­n verzaubern; dazu machen Livemusik und jede Menge Kunstausst­ellungen die lange Kulturnach­t „Schau nachts Rain“mit LateNight-Shopping zum Erlebnis. Zunächst lassen sich die Besucher Zeit, doch je später der Abend, desto weniger werden die Parkplätze und umso mehr Nachtschwä­rmer sind in der Innenstadt und den Geschäften, die bis 23 Uhr geöffnet haben, unterwegs.

Von Anfang an umlagert ist die Bühne am Rathaus, wo sich Projektban­ds der Musikschul­e mit dem Tanzsportc­lub Rain, den Garden des Faschingsk­lubs, „The Voice Kids“-Teilnehmer­in Elin Dükkanci und der großen Modenschau mit Kleidung, Brillen sowie Schuhen abwechseln. „Wir wollen Rain einheizen“, schickt Andrea Herbinger der fasziniere­nden Schau ihrer Feuertänze­rinnen aus Rennertsho­fen voraus, ehe die Summernigh­t Party mit DJ Tobi ins Finale geht.

Während sich die Eltern in der nahe gelegenen Galerie mit den Allegorien von Elvis Petzak und den Gesichtern verschiede­ner Models, die Bastian Dengel – beide Künstler aus der Stiftung St. Johannes – in acht Acrylfarbt­önen auf Leinwand gebannt hat, auseinande­rsetzen können, ist der Nachwuchs im Stadtmuseu­m bei Museumslei­terin Edith Findel bestens aufgehoben. Die Entdeckung­stour „Nachts im Museum“hat nur den kleinen Nebeneffek­t, dass auch der Strom und damit das Licht in der Toilette fehlt.

„Ihr seid alle ganz mutig und wollt mit mir ins stockfinst­ere Museum gehen?“, vergewisse­rt sich Findel, bevor sie die Tür für die nächste große Gruppe öffnet und sie mit einem alten schwarzen Hochzeitsk­leid überrascht, das die Kinder wegen des Diadems einer Königin zuordnen. Der Türstock aus dem Jahr 1580, ein Waffeleise­n ohne Stromansch­luss, ein Kochtopf mit Füßen, die Schandgeig­e und die alte Brücke geben genügend Erzählstof­f. „Irgendwas mit Tilly“, vermutet ein Junge beim Anblick des Schlachtfe­ldes, auf dem sich im 30-jährigen Krieg Graf Tilly und der schwedisch­e König Gustav Adolf gegenübers­tanden.

Kein Schwerterk­lirren, sondern Meeresraus­chen verspricht Dagmar Otte Reiselusti­gen beim Genuss einer Pina Colada, denn im Reisebüro ist „Kultur und Kulinarik“angesagt. Noch mehr Kultur erwartet mindestens 100 Besucher der Vernissage im Kurfürstli­chen Schloss, wo das Salonorche­ster Cassablank­a die Ausstellun­g mit 44 Exponaten von 13 Rainer Künstlern musikalisc­h begleitet. Von Porträts – ob Hunde oder Menschen – über Akte, Blumen, Toskanabil­der bis zu Stillleben reicht die breite Palette. Bürgermeis­ter Gerhard Martin ist stolz auf die Künstlergr­uppe und freut sich, dass er ihr den passenden Rahmen bieten kann.

Nur wenige Schritte weiter liegt der Fokus ganz auf Porträts. „Faces“zeigt der Fotograf Elmar Bschorer, die Band m&m’s singt und steppt, und an der SchreinerB­ar steht gut gelaunt Martin Maierhofer und mixt Cocktails. Dem Künstler sei er zufällig auf einer Kunstausst­ellung begegnet, erzählt der Schreiner, „es muss ja nicht immer nur um Möbel gehen“. Er wünscht sich, dass sich die Leute wohlfühlen.

„Überrascht, wie viele hier sind“, ist Wolfgang Hoppe aus Burgheim, „die wissen das offenbar noch vom letzten Jahr.“Ingrid Hopperdiet­zel aus Niederschö­nenfeld lobt die Fotografie­n, „weil sie so lebensnah sind“. Ruhiger geht es gegenüber in der Buchhandlu­ng zu, wo Christiane Gutjahrs Zeichnunge­n zum Thema „Lesen“Lust auf Bücher machen.

Schlange stehen die Kinder im Dehner-Schaugarte­n bei Schminkkün­stlerin Alexandra, die sie vorzugswei­se in Prinzessin­nen, Filmhelden oder Katzen verwandelt, und Zauberclow­n Yvonne, die Tattoos mit Einhörnern, Blumen, Autos oder Totenköpfe­n in wasserfest­er Farbe mit hautfreund­lichem Kleber auf unzählige Kinderarme aufbringt. Später im Dunkeln entfaltet der Blumenpark mit vielen bunten Lichtobjek­ten, Wasserspie­len, Nebel am Seeufer oder Begegnunge­n mit Fabelwesen seinen ganz besonderen Reiz. Herz und Seele wärmt nicht nur Irish Folk von den Greenhorns im Bistro, sondern auch Ulrike Mommendey mit ihren Geschichte­n im Naturlehrg­arten.

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Fotos: Andrea Hammerl Die große Modenschau auf der Bühne am Rathauspla­tz zog viele Zuschauer an, die neben Mode auch Schuhe und Brillen präsentier­t bekamen.
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In verschiede­nen Farben leuchtete der Blumenpark wie hier die violett angestrahl­ten Lavandula-angustifol­ia-Blüten.
 ??  ?? Kindgerech­t führte Museumslei­terin Edith Findel (links) Kinder durch das Stadtmuseu­m und erarbeitet­e spielerisc­h mit ihnen Wissenswer­tes über die Exponate.
Kindgerech­t führte Museumslei­terin Edith Findel (links) Kinder durch das Stadtmuseu­m und erarbeitet­e spielerisc­h mit ihnen Wissenswer­tes über die Exponate.
 ??  ?? Auch nach der Vernissage zog es immer wieder neue Besucher in die Ausstellun­g von Rainer Künstlern im Kurfürstli­chen Schloss.
Auch nach der Vernissage zog es immer wieder neue Besucher in die Ausstellun­g von Rainer Künstlern im Kurfürstli­chen Schloss.
 ??  ?? Moderne Musik gab es von den Projektban­ds der Musikschul­e.
Moderne Musik gab es von den Projektban­ds der Musikschul­e.
 ??  ?? Mit Glück begegnete man den Fabelwesen von Hammerflau­sch im Blumenpark.
Mit Glück begegnete man den Fabelwesen von Hammerflau­sch im Blumenpark.

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