Miteinander reden ist das Wichtigste
Erna und Jakob Ratzenberger aus Münster verraten ihr Beziehungsgheimnis
Münster An den Tag ihrer kirchlichen Hochzeit können sich Erna und Jakob Ratzenberger noch gut erinnern, obwohl er mittlerweile 60 Jahre zurückliegt. Mittags die Trauung, dann das gemeinsame Essen, Blasmusik, Hochzeitslader, Brautführer, gute Stimmung, viel Tanzen – „eben alles, was dazugehört“, erinnert sich die heute 86-Jährige. Ihr Mann, ein Jahr älter, fügt an dieser Stelle ein ungewöhnliches Detail an: Die Feier fand montags statt.
„Ich hatte damals eine Gastwirtschaft, da konnte ich am Wochenende nicht zusperren“, so Erna Ratzenberger. Und weil auch der Metzgergesangverein Augsburg bei der Vermählung seinen Auftritt haben sollte, passte der Montag auch. „Die hatten ja an keinem anderen Tag Zeit“, erklärt Jakob Ratzenberger, der gelernter Metzger ist.
Als er in einem Betrieb in Pfersee beschäftigt war, lernte er dort Anfang der 1950er-Jahre die Metzgereifachverkäuferin Erna Reiter kennen. Aus Arbeitskollegen wurde später ein Liebespaar. „Obwohl ich ihn anfangs gar nicht mochte, er war der strengste Metzger von allen“, sagt sie und muss dabei lachen, genau wie ihr Mann.
Die beiden waren und sind noch immer ein absolut harmonisches Paar. So richtig gestritten habe man in all den Jahrzehnten nicht, sagen die Eheleute übereinstimmend. Natürlich habe es Meinungsverschiedenheiten gegeben, diese habe man aber immer schnell wieder aus der Welt räumen können. „Weil wir immer gleich miteinander geredet haben, wenn uns etwas gestört hat. Das ist das Wichtigste. Probleme darf man nicht in sich hineinfressen“, sagt Erna Ratzenberger. Diesen Rat würde sie auch an die jüngere Generation weitergeben.
Seit 1965 wohnt das Paar im gemeinsamen Haus in Münster. Neben Sohn Günther und Tochter Bettina freuen sich die Ratzenbergers mittlerweile über sechs Enkel und zwei Urenkel. Zu den gemeinsamen Hobbys gehörten früher Langlaufen, Wandern, Radfahren und Ausflüge. Mit zunehmendem Alter sei dies natürlich weniger geworden.
„Vormittags erledigen wir die Arbeiten in Haus und Garten, dann ist Ruhepause – oder gleich Feierabend“, schildert Jakob Ratzenberger augenzwinkernd den aktuellen Tagesablauf. In körperlicher Hinsicht fällt ihm seit einigen Jahren das Atmen schwerer, auch das Herz bereitet etwas Sorgen. Seine Frau ist „für ihr Alter ganz zufrieden“, was die Gesundheit angeht. „Wir wollen und werden auf keinen Fall jammern. Da gibt es deutlich jüngere Leute, denen es viel schlechter geht.“Ihr Jubiläum zur diamantenen Hochzeit feierten die beiden am Freitag im Familienkreis. „Ein wunderschöner Tag“, betonen sie einmütig – genauso wie jener Montag vor 60 Jahren, an dem sie sich ihr Ja-Wort gegeben hatten.