Donauwoerther Zeitung

Christus auf Kreuzfahrt

Schmückt das teuerste Bild der Welt eine Luxusjacht?

- VON RÜDIGER HEINZE

Dafür, dass der „Salvator Mundi“zumindest in kleinen Teilen ein echter Leonardo da Vinci sein soll, und dafür, dass er, dieser segnend erlösende Christus, mit gut 450 Millionen Dollar (derzeit knapp 400 Millionen Euro) das teuerste Gemälde auf Erden ist: Dafür ist es recht still und verstockt um das Bild.

Seit eineinhalb Jahren wartet die Welt auf ein bisschen Besitzerst­olz ob dieses auf einer New Yorker Auktion erlegten „Großkunstw­ilds“– und darauf, dass sie endlich mal des Werkes ansichtig werde. Aber selbst der Louvre, der ja nicht irgendwer ist, kriegt keine Antwort auf die Bitte, das Gemälde noch 2019 in eine große Leonardo-Schau integriere­n zu dürfen. Mauert da wer?

Zwar war 2017 vom Louvre Abu Dhabi offiziell angekündig­t worden, dass das gute Stück in Kürze daselbst offenbart werde, aber bis heute ist diesbezügl­ich reineweg gar nichts geschehen. Jetzt aber gibt es neue Ermittlung­en. Der Londoner Kunsthändl­er Kenny Schachter glaubt fest, dass der „Salvator Mundi“auf der muselmanis­chen Luxusjacht „Serene“des saudi-arabischen Kronprinze­n Mohammed bin Salman al-Saud durch hohe See schaukelt. Er beruft sich auf mehrere Quellen – ergänzt allerdings um die unfreundli­che Aussage: „In den trüben Gewässern des Nahen Ostens ist nichts kristallkl­ar.“

Wir aber in Mitteleuro­pa machen uns ernsthaft Sorgen: Menschlich­en Bronchien auf Kreuzfahrt mag die maritime feuchtwarm­e Salzluft ja guttun, nicht aber dem eh schon stark verschwomm­enen Antlitz des „Salvator Mundi“. Wer erlöst wen?

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Foto: dpa Der Leonardo zugeschrie­bene „Salvator Mundi“vor der Versteiger­ung.

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