Donauwoerther Zeitung

Ärger um Ludwigs Luxushotel

Mit einem Fünf-Sterne-Hotel soll das Musicalthe­ater am Forggensee in Füssen wirtschaft­lich stabilisie­rt werden. Doch gegen die Pläne formiert sich massiver Widerstand

- VON DOMINIK RIEDLE

Füssen Vom Beginn seiner Regentscha­ft in jungen Jahren bis zum tragischen Tod im Starnberge­r See wird das bewegte Leben König Ludwigs II. inzwischen wieder regelmäßig auf der Bühne des Füssener Festspielh­auses inszeniert. Ähnlich bewegt ist die Geschichte des Hauses am Ufer des Forggensee­s im Ostallgäu: Nach der groß gefeierten Eröffnung im Jahr 2000 ist es bereits dreimal in die Insolvenz gerutscht. Seit 2017 ist der Marktoberd­orfer Unternehme­r Manfred Rietzler, der vor allem in der IT-Branche durch die Produktion von Chips bekannt geworden ist, alleiniger Eigentümer des markanten Gebäudes und will diesem nun neuen Schub geben: Er plant im Nordosten des Musicalthe­aters ein Fünf-Sterne-Hotel mit 149 Doppelzimm­ern und Suiten.

Doch gegen das millionens­chwere Vorhaben hat sich in den vergangene­n Wochen kräftiger Widerstand formiert: Der Bund Naturschut­z mit seinem Landesvors­itzenden Richard Mergner gibt gemeinsam mit dem Kreisfisch­ereiverein Füssen an diesem Mittwoch den Startschus­s für ein Bürgerbege­hren. Sie befürchten eine nachhaltig­e Verändeder Lebensräum­e für heimische Pflanzen- und Tierarten.

Für Rietzler wiederum geht es um nicht weniger als den Fortbestan­d des jetzigen Theaterbet­riebes. Ohne das millionens­chwere Projekt, sagt er, könne das Festspielh­aus nicht wirtschaft­lich betrieben werden. „Wenn es eine breite Mehrheit gegen das Projekt geben würde, würde ich es nicht machen“, sagt Rietzler. Er fühlte sich in der Vergangenh­eit von einer klaren Mehrheit bei seinem Vorhaben bestätigt. Denn der Stadtrat befürworte­te im November 2018 mit 13:7-Stimmen grundsätzl­ich die Pläne der Architekte­n Tom Krause und Astrid Bohne aus Eschweiler. Doch das Planungsve­rfahren ist langwierig und läuft immer noch, Ende Juni müssen die Stadträte unter anderem über die Einwände der Naturschüt­zer und Fischer beraten. Ob dann erneut eine ähnliche Mehrheit zustande kommt, ist derzeit höchst fraglich.

Denn die Gegner haben sich positionie­rt. Ihr Ziel lautet nach Angaben des Bundes Naturschut­z (BN), „die einzigarti­ge Ostallgäue­r Landschaft“vor diesem Eingriff zu bewahren. Denn das geplante Luxushotel ragt in das Landschaft­sschutzgeb­iet (LSG) „Forggensee und benachbart­e Seen“. Der BN sieht in dem Projekt eine „weitere quantitati­ve Steigerung des Tourismus in Füssen und keinen Mehrwert mehr für die einheimisc­he Bevölkerun­g“. Auch die Gemeinderä­te der Nachbargem­einden Schwangau und Rieden am Forggensee lehnen das Projekt ab: Die Schwangaue­r kritisiere­n vor allem, dass der Hotelkompl­ex im LSG einem sanften Tourismus widersprec­he, die Riedener befürchten insbesonde­re eine noch höhere Verkehrsbe­lastung. Die Kommunalpo­litiker beider Gemeinden haben im Planungsve­rfahren aber kein Veto-Recht.

Rietzler hat bereits mehrere Gespräche mit den örtlichen Vertretern von BN und Kreisfisch­ereiverein geführt – ohne Ergebnis. Er hat zwar angekündig­t, die ursprüngli­che Länge des geplanten Gebäudes von 144 Metern um 16 Meter zu reduzieren, wodurch es nicht mehr so weit in das Landschaft­sschutzgeb­iet hineinragt. Doch das reicht den Naturschüt­zern nicht. Sie lehnen ein Luxushotel nordöstlic­h des Festrung spielhause­s ab und schlagen einen Standort südlich des Musicalthe­aters vor. Das sei nicht realisierb­ar, entgegnet Rietzler: „Der Platz reicht nicht aus. Außerdem wäre der Eingriff in die Natur dort deutlich größer.“Denn eine weit ausgedehnt­e Aufschüttu­ng im Uferbereic­h sei dann notwendig. Er will das Hotel direkt neben dem Festspielh­aus platzieren, um Synergien – etwa bei der Gastronomi­e – zu nutzen.

Das Landratsam­t Ostallgäu stuft die notwendige Änderung des Bebauungsp­lans als „grundsätzl­ich vertretbar“ein – sofern für den Eingriff ein ausreichen­der Ausgleich nachgewies­en wird. Rietzler hat angekündig­t, er wolle für mehr Ausgleich sorgen als notwendig sei. Die Kreisbehör­de hat außerdem errechnet: Vom gesamten Bebauungsp­lanGebiet wären nur 0,014 Prozent des LSG von dem Neubau betroffen.

Ein großer Befürworte­r des Nobelhotel­s ist Füssens Bürgermeis­ter Paul Iacob. „Ohne Fünf-SterneHote­l geht es nicht“, sagt er. Rietzler brauche es, um das Musicalthe­ater wirtschaft­lich betreiben zu können. Den Weg für dieses Großprojek­t will der Rathausche­f noch ebnen, bevor im nächsten Jahr seine Amtszeit altersbedi­ngt endet.

Kritiker starten am Mittwoch ein Bürgerbege­hren

 ?? Foto: Benedikt Siegert ?? Direkt am Forggensee und damit herrlich gelegen, soll ein Fünf-Sterne-Hotel in unmittelba­rer Nähe des Festspielh­auses entstehen. Doch gegen den Bau gibt es nun massive Kritik – nicht nur von Naturschüt­zern und Fischern. Am Mittwoch startet sogar ein Bürgerbege­hren.
Foto: Benedikt Siegert Direkt am Forggensee und damit herrlich gelegen, soll ein Fünf-Sterne-Hotel in unmittelba­rer Nähe des Festspielh­auses entstehen. Doch gegen den Bau gibt es nun massive Kritik – nicht nur von Naturschüt­zern und Fischern. Am Mittwoch startet sogar ein Bürgerbege­hren.

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