Besuch im Altenheim verboten
Allgäuer wollen auch Kranke in Kliniken vor Infektion schützen
Kempten Bei der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus in Bayern richtet sich der Fokus zunehmend auf ältere Menschen. Auch wenn derzeit im Freistaat der Großteil der nachgewiesen infizierten Menschen mittleren Alters ist, sind sich Experten einig, dass insbesondere für ältere Menschen mit Vorerkrankungen ein Risiko besteht.
Allgäuer Gesundheitsämter legen deswegen nun eine härtere Gangart ein, um die Corona-Ausbreitung zu verzögern: Kempten, Kaufbeuren sowie die Landkreise Ober- und Ostallgäu verbieten jetzt Besuche in Alten- und Pflegeheimen, Kliniken, Behinderten- und Reha-Einrichtungen. Das soll dem Schutz der Alten und Kranken dienen. Ausnahmen sind nur in dringenden Fällen möglich. „Wir wollen besonders empfindliche Personen schützen und die Infektionsketten verlangsamen“, erklärt Dr. Ludwig Walters vom Gesundheitsamt Oberallgäu.
Das Verbot gilt auch für Besuchsdienste und andere freiwillige Helfer, die sonst Alten und Kranken beistehen. Verstöße könnten mit einem Bußgeld von bis zu 25 000 Euro geahndet werden. So weit soll es aber nicht kommen; die Behörden setzen auf die Einsicht der Menschen. Ausnahmen sind beispielsweise für therapeutisch-medizinische Anwendungen möglich, für Handwerker-Einsätze und wenn Angehörige einen dringenden Notfall haben. Die Menschen in den Heimen und Kliniken sind nicht eingesperrt und dürfen raus – aber sie sollen im Interesse der anderen Patienten und Mitbewohner soziale Kontakte mit Dritten vermeiden.
Bayerns Sozialministerin Carolina Trautner (CSU) nimmt unterdessen den Vorschlag von Bayerns AWOChef auf und will sich stärker um Senioren kümmern. Thomas Beyer, Vorsitzender der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Bayern, hatte im Gespräch mit unserer Redaktion mehr Hilfe für alleinstehende ältere Menschen in der Corona-Krise gefordert. „Diese Risikogruppe wird von der Bayerischen Staatsregierung bisher stark vernachlässigt“, sagte er.