Nur keine Panik!
Wie seriös Medien über Corona berichten
Augsburg Schon am Morgen verbreitet Bild.de Untergangsstimmung. Die obere Hälfte der Homepage des Boulevardmediums ist seit Tagen in grelles Gelb getaucht. Es ist das Gelb der Warnschilder und Seuchen-Schutzanzüge, das Gelb auf den Kinoplakaten der VirusThriller „Outbreak – Lautlose Killer“und „Contagion“. Und natürlich ist das kein Zufall. Am Mittwoch finden sich diese Schlagwörter auf der Seite: „Chaos“, „Krise“, „Ansteckung“, „Corona-Pyramide“, „Schock-Bilder“, „Katastrophe“, „Notplan“.
Die Berichterstattung über das neuartige Virus bedeutet für seriöse Journalisten eine Gratwanderung. Auf der einen Seite haben sie die Aufgabe, zu informieren und einzuordnen, auf der anderen Seite wollen sie niemandem Angst machen. Sie orientieren sich am Pressekodex des Deutschen Presserats, dem Selbstkontrollorgan der Printmedien und deren Online-Auftritte. Darin heißt es: „Bei Berichten über medizinische Themen ist eine unangemessen sensationelle Darstellung zu vermeiden, die unbegründete Befürchtungen oder Hoffnungen beim Leser erwecken könnte.“Doch alleine die ausführliche Berichterstattung über die verschiedenen Aspekte des Virus kann zu einer Stimmung der Verunsicherung beitragen. Zugleich zeigen etwa Abrufzahlen auf den Internetseiten großer deutscher Medien: Das Informationsinteresse ist seit Tagen gleichbleibend sehr hoch.
Wie aber kommen deutsche Medien ihren Aufgaben und ihrer ethischen Selbstverpflichtung nach? Sonja Volkmann-Schluck vom Deutschen Presserat sagt: „Gemessen an der Brisanz des Themas gibt es beim Presserat vergleichsweise wenige Beschwerden zur CoronaBerichterstattung.“Sie spricht von „circa 15“. Zwei Leser hätten sich über die Bild beschwert. Der Presserat prüfe, ob ein Verfahren gegen die Zeitung eingeleitet werde. Dessen schärfste Sanktion ist es, eine öffentliche Rüge auszusprechen.
Medien haben zudem die Aufgabe, mit Qualitätsjournalismus Fake News entgegenzuwirken. Eine Aufgabe, die gerade in Coronavirus-Zeiten immer wichtiger wird. So warnte Rechtsextremismusforscher Matthias Quent auf Twitter, dass die aktuelle Gleichzeitigkeit von Krisen – neben der Ausbreitung des Virus die Lage der Flüchtlinge an der EU-Außengrenze zur Türkei sowie der Börsen-Crash am Montag – „vor allem der radikalen und populistischen Rechten Munition“biete. Die Verbindung von Krankheit und Einwanderung sei „seit langem ein Muster rassistischer Sprache und Politik“. Auch Michael Blume, evangelischer Religionswissenschaftler und Antisemitismus-Beauftragter BadenWürttembergs, betrachtet die Entwicklung mit Sorge – „weil es nur wenige Tage gedauert hat, bis das Auftreten vom Coronavirus dann ... damit verknüpft wurde, dass da ja eine jüdische Weltverschwörung dahinterstecken müsste“, sagte er im Mediennutzer sollten sich an Medien halten, denen sie vertrauten, nicht an „Scharlatane“, riet er.
Deutschlandfunk.