Donauwoerther Zeitung

Im sechsten Jahr soll es endlich klappen

Sebastian Vettel wartet mit Ferrari noch immer auf den WM-Titel. Die Konkurrenz ist auch 2020 groß, vor allem im eigenen Team

- VON MARCO SCHEINHOF

Augsburg Sebastian Vettel ist ja wahrlich kein Neuling in der Formel 1. Und doch wird ihm in diesem Jahr vieles ungewohnt vorkommen. Vor allem vieles, das nicht in seinem Einflussbe­reich liegt. Der Heppenheim­er hat gerne alles selbst in der Hand. Was bei seinem durchaus gefährlich­en Beruf verständli­ch ist.

Das Coronaviru­s aber kann auch Vettel nicht beeinfluss­en. Und schon gar nicht, welche Auswirkung­en es hat. Immerhin scheint der Saisonstar­t am Sonntag (6.10 Uhr/

gesichert. Trotz der drei Verdachtsf­älle im Fahrerlage­r in Australien. Von den Teams McLaren und Haas sollen die Mitarbeite­r kommen, sie sind mittlerwei­le in ihren Hotelzimme­rn isoliert. Es wird also ein ungewohnte­r Auftakt in

RTL)

Melbourne. Auch der TV-Sender

wird nicht live aus Australien berichten, sondern aus dem Studio in Köln.

In Melbourne also soll gefahren werden, beim zweiten Rennen in Bahrain ohne Zuschauer, an den Auftritt in Hanoi glaubt keiner so richtig, Shanghai ist ohnehin schon abgesagt. Es kann also gut sein, dass die eigentlich­e Rekordsais­on mit 22 Rennen deutlich schrumpft. Das bedeutet schon jetzt einen Millionenv­erlust in dreistelli­ger Höhe. Und das in der Saison, in der die Formel 1 ihren 70. Geburtstag feiert. Im Juli wird das in Silverston­e der Fall sein, am Geburtsort der Königsklas­se. Und irgendwann in dieser Saison wird Ferrari sein 1000. Rennen in der Formel 1 fahren. Vermutlich im Spätsommer, das hängt aber davon ab, wie viele Rennen tatsächlic­h

RTL

stattfinde­n werden. Im Oktober feiert der ehemalige Boss Bernie Ecclestone noch seinen 90. Geburtstag. Es sollte also eine Saison der Feierlichk­eiten werden. Auch für Vettel?

Der 32-Jährige geht in seine sechste Saison mit den Italienern. Bislang ist ihm der große Erfolg mit der Scuderia noch nicht gelungen. Er erlebt vielmehr eine Zeit mit vielen Enttäuschu­ngen. Weil er entweder selbst patzt oder das Team Fehler macht. Zuletzt hat er gar noch mit ansehen müssen, wie mit Charles Leclerc ein bärenstark­er Konkurrent erwachsen ist, der ihm teamintern mächtig ärgert. Eine Nummer eins wird es bei Ferrari daher zu Saisonbegi­nn nicht geben. Die könnte sich allerdings nach wenigen Rennen schon herauskris­tallisiere­n. Vettel muss also aufpassen, dass er den Start nicht verschläft.

Auf Melbourne freut sich Vettel. Er mag die Strecke. Eine „technische Herausford­erung“sei der Kurs im Albert Park. Er sagt aber auch: „Das erste Saisonrenn­en ist immer sehr speziell.“Vor allem ist es nach den Testfahrte­n von Barcelona der erste wirkliche Hinweis darauf, wie das Kräfteverh­ältnis zwischen den Teams ist. In Spanien hatte der Dominator Mercedes den besten Eindruck gemacht, Ferrari war deutlich langsamer. Doch Vettel bleibt entspannt. Seine Erfahrung sagt ihm, dass noch kein Grund für Unruhe herrscht. Die aber kann schnell kommen.

Die Autos sind in diesem Jahr deutlich schwerer geworden als zuletzt. 745 Kilogramm müssen sie mindestens wiegen, vor zehn Jahren waren es nur 620 Kilogramm. Ein großer Unerschied. Mit dem Kanadier Nicholas Latifi ist nur ein Neuling im Fahrerfeld. Der 24-Jährige hat sich dank der Milliarden seines Vaters bei Williams einkaufen können. Esteban Ocon hatte in der vergangene­n Saison pausiert und fährt nun für Renault.

2021 wird sich die Formel 1 gewaltig verändern. Ein neues Reglement mit einer Budgetober­grenze von 175 Millionen Dollar soll für mehr Chancengle­ichheit sorgen. Das hat aber zur Folge, dass die aktuelle Saison eine sehr teure werden dürfte. Werden doch vor allem die großen Teams zweigleisi­g fahren, neben dem aktuellen Auto also auch schon am Wagen für 2021 basteln. Das kann die bisherigen Budgets von rund 400 Millionen Euro bei Ferrari oder Mercedes noch einmal deutlich in die Höhe treiben.

An Geld mangelt es Ferrari nicht. Aber am Erfolg. Das weiß Sebastian Vettel. Für ihn wird sich bald auch die Motorsport­zukunft entscheide­n. Es kann gut sein, dass das sein letztes Jahr bei Ferrari wird.

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Sebastian Vettel.

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