Wenn Geld (fast) nichts wert ist
Es ist schon faszinierend, was sich so im Laufe weniger Jahre in einer Wohnung ansammelt. Und noch faszinierender ist es, was man beim Großreinemachen vor einem Umzug alles wieder findet: Der verloren gedachte Meterstab taucht in der Geschenkkarten-Schublade wieder auf, in einer Ecke des Bücherregals zwischen Henning Mankell und dem Spanisch-Wörterbuch ist wie von Zauberhand ein Urlaubsfoto aus dem Jahr 2014 gelandet und dann findet sich da noch dieser seltsame bunte Geldbeutel in einem Hängeschrank.
Er ist bunt und mindestens 20 Jahre alt. Wieso hat er die vergangenen Umzüge allesamt überstanden? Was verbirgt sich wohl in dem prall gefüllten Münzfach? Also alles auf dem Tisch ausgeleert und schon ist das Geheimnis gelüftet. Eichenlaub wohin man blickt – es sind die guten alten 1-, 2- und 5-Pfennig-Münzen. Es kullern zudem Münzen aus einstigen Urlauben auf den Tisch: Griechische Drachmen liegen unter anderem neben italienischen Lire und spanischen Peseten. Erinnerungen an die Familienurlaube werden wach, aber was tun mit dem Geld? Wegschmeißen? Oder noch Jahrzehnte in irgendwelchen Schubladen aufheben? Oder doch lieber umtauschen?
Variante drei hörte sich am verlockendsten an. Also schnell zur nächsten Filiale der Deutschen Bundesbank – nur dort ist der Umtausch möglich: 5,61 Mark zeigt der Münzzähler dort an; umgerechnet 2,87 Euro. Die gibt es gleich bar auf die Hand, toll. Aber ob das die Mühe wert war, bezweifel ich so langsam. Und was ist mit meinen Peseten, Drachmen und Co? Leider können diese nur bei der nationalen Zentralbank des jeweiligen Landes umgetauscht werden. In Italien und Griechenland aber ist diese Umtauschfrist beispielsweise bereits abgelaufen. In Spanien gilt sie nur noch bis Ende des Jahres.
Dann wird das alte Geld eben nicht mehr umgetauscht und landet genau wie der quietschbunte Geldbeutel im Müll. Und von den 2,87 Euro kaufe ich mir zwei Kugeln Eis – wenn die Eisdiele ums Eck endlich wieder geöffnet hat.