Bilder der Stille gegen Wut und Angst
In Gempfing werden Arbeiten des Künstlers Helmut C. Walter gezeigt. Warum es sich lohnt, seinem Werk zu begegnen
Gempfing Er nannte seine Werke „Bilder der Stille“, die er Zeiten der Wut, Ungerechtigkeit oder gar Kriegen entgegensetzen wollte. Fast 50 Jahre lang war Helmut C. Walter (1940-2019) als Künstler im In- und Ausland aktiv. Warum es lohnt, seinem Werk gerade heute, in Zeiten von Epidemie und Angst zu begegnen, zeigt eine Ausstellung in Gempfing.
Lang ist die Kunst, kurz das Leben – programmatisch mutet der Titel der jetzt in Gempfing fulminant eröffneten großen Ausstellung an. Gewidmet ist die sich über mehrere Gebäudeteile ausbreitende Schau dem im vergangenen Sommer verstorbenen Lachnerpreisträger Helmut C. Walter. In diesen Tagen wäre der Künstler 80 Jahre alt geworden. Dass nun der Förderverein Gempfing mit seinem Vorsitzenden Erich Hofgärtner dem vielschichtigen Künstler und Wahlrainer diese große Auslage an Werken der letzten Jahrzehnte realisiert, hat eine Sinnfälligkeit. Bereits 2001 überflutete und wandelte Walter unter dem Titel „Farbklänge“diverse Gebäudeanlagen mit zum Teil großformatigen Bildern oder auch einer vor Ort – inspiriert durch die Jazzmusik seines langjährigen
Freunds Stephan Holstein – viele Meter langen und hohen Plane, die nun anlässlich der Ausstellung wieder zu sehen ist.
Mit der erneuten Einladung an den Künstler, an der letztjährigen Publikation im Rahmen der JosefOberberger-Ausstellung im Gempfing mitzuschreiben, schien es sich ebenso treffsicher zu verhalten wie einst mit dem Thema Musik; ein Thema, das Walters Leben und Werk seit jeher begleitete.
Bei Josef Oberberger studierte
Helmut C. Walter Anfang der 1960er-Jahre und stellte damit die wichtigsten Weichen für sein Werk. Nicht nur, dass er sich in unterschiedlichsten Techniken und Gattungen wie der Malerei, Zeichnung, Keramik, Karikatur, Plastik und Bildhauerei perfektionierte. Sondern vor allem die auch von Oberberger geschätzte Linie wurde in jenen Jahren zentral für Walters Gesamtwerk.
Mit mal sanfter, bisweilen spitzer und messerscharfer, aber auch sehr humorvoller Feder – oft umschmeichelt von Blautönen, seiner Lieblingsfarbe – bannte er das, was er sah und erlebte auf unterschiedliche Untergründe, schuf Porträts, Stillleben, Landschaften oder Körperlandschaften.
Nun also die große Werkschau mit über 70 Arbeiten seit den 1970er Jahren bis heute in Anerkennung an Walters Werk in Gempfing auszustellen, macht doppelt Sinn. Gerahmt werden die Werke durch die Holzskulpturen seines langjährigen (Künstler-)Freunds Heinz Franke sowie – am Eröffnungssonntag – durch ein Konzert in der Kirche, ausgerichtet vom Gempfinger Singkreis unter Leitung von Erich Hofgärtner, dem Jazzmusiker Stephan Holstein, teilweise begleitet durch den Tänzer Johannes Walter, sowie dem Organist Werner Zuber. Ein erstaunliches, ein bewegendes, gesamthaftes Erlebnis.
Auch an den kommenden Wochenenden wird dieses überraschende Gesamtensemble von Werken und Ort nachzuempfinden sein. Man kann daher nur raten, sich zu dieser Kunstreise aufzumachen. Gerade hier sind die Werke von Helmut C. Walter, diese Heimstätten der Stille, der richtige Dialogpartner. Gempfing lädt zu sehr viel mehr als nur zu einer Ausstellung ein: Eher ist es ein Parcours durch unterschiedliche Räume, Rhythmen, Zeiten, der die BetrachterIn zu neuen Perspektiven, Durch- und Ausblicken auffordert und reichlich geistige Nahrung bereithält.
Info Öffnungszeiten: Die Ausstellung ist an den Sonntagen (15., 22. und 29. März) von 14 bis 17 Uhr und nach den Veranstaltungen am 14. und 30. März geöffnet.