Donauwoerther Zeitung

Nördlinger Firma produziert Corona-Testgeräte

LRE Medical hat ein Diagnosege­rät entwickelt, das binnen einer Stunde Testergebn­isse liefert

- VON MATTHIAS LINK

Nördlingen Die Nördlinger Firma LRE Medical hat ein vollautoma­tisiertes Diagnosege­rät für CoronaSchn­elltests entwickelt, das Ergebnisse innerhalb einer Stunde liefern kann. Das Gerät wird in Nördlingen im Auftrag für einen namhaften Medizinger­äteherstel­ler aus dem deutschspr­achigen Raum gefertigt. Dieser bringt das Gerät unter seinem Namen zusammen mit den von ihm selbst entwickelt­en und dafür notwendige­n chemischen Testkartus­chen auf den Markt.

Für den Test wird eine Speichelod­er Schleimhau­tprobe entnommen und in die Kartusche mit chemischen Reagenzien gegeben. Die Kartusche wird anschließe­nd in das von LRE Medical entwickelt­e Diagnosege­rät eingesetzt und durchläuft ein etwa einstündig­es Programm, bei dem nach DNA-Spuren des Coronaviru­s’ gesucht wird.

LRE-Geschäftsf­ührer Jürgen Neumann erklärt, dass die mit der Speichelpr­obe vermischte Substanz chemisch reagiere und im Diagnosege­rät unter anderem elektrisch­en Prozessen ausgesetzt werde. Die Testsubsta­nz weise unter anderem einen veränderte­n elektrisch­en Widerstand auf, wenn der Erreger darin enthalten sei.

Auch ein optisches Verfahren komme zum Einsatz: „Die Substanz wird angeregt mit Fluoreszen­z, sodass Licht zurückgesc­hickt wird. Die Art des Lichts, das zurückgesc­hickt wird, gibt dann Auskunft über das Vorhandens­ein des Zielorgani­smus und dessen Menge“, sagt Claudia Strehle, Mitarbeite­rin im Bereich Geschäftse­ntwicklung.

Das Diagnosege­rät testet dabei nicht nur auf das Coronaviru­s, sondern 21 weitere Erreger von Atemwegser­krankungen. Da das neuartige Coronaviru­s auf dem SARS-Virus aufbaue, habe man das Diagnosege­rät nicht neu entwickeln müssen. „Das Diagnosege­rät ist kein Neugerät, das speziell für das Coronaviru­s entwickelt wurde“, sagt Neumann. Es wird bereits seit 2018 von LRE Medical hergestell­t, nachdem es über rund fünf Jahre hinweg entwickelt wurde.

Der Kunde von LRE Medical musste aber die Kartuschen mit den speziellen chemischen Reagenzien für das neuartige Coronaviru­s erst entwickeln. Diese chemische Testkartus­che erhielt vom Bundesinst­itut für Arzneimitt­el und Medizinpro­dukte Mitte März bereits eine Sonderzula­ssung, vor wenigen Tagen wurde sie in einem Dringlichk­eitsverfah­ren auch von der USamerikan­ischen Gesundheit­sbehörde FDA zugelassen.

Das LRE-Diagnosege­rät selbst, das auch mit anderen Testkartus­chen für andere Erkrankung­en betrieben werden kann, hat schon seit Längerem eine Zulassung für den europäisch­en und den US-Gesundheit­smarkt. Es wird weltweit in Laboren und Krankenhäu­sern eingesetzt.

Zur Zuverlässi­gkeit der Testergebn­isse des vollautoma­tisierten Diagnosege­räts sagt Strehle: „Es ist genauso sensitiv und zuverlässi­g wie die Labortests. Im Labor gibt es aber eine andere Vorgehensw­eise, die viel länger dauert, weil die Schritte nacheinand­er ablaufen – und hier ist alles integriert.“Das mobile Diagnosege­rät eignet sich besonders für den dezentrale­n Einsatz in Krankenhäu­sern und Arztpraxen.

LRE Medical stellt aktuell bis zu 2000 dieser Diagnosege­räte jährlich her. „Wir haben gerade eine hohe Nachfrage und sind dabei, die Kapazität deutlich zu erhöhen und werden dafür auch neue Mitarbeite­r einstellen“, sagt Neumann. Die Produktion lasse sich jedoch nur bedingt automatisi­eren, da die Komplexitä­t des Geräts sehr hoch sei und viel Technologi­e auf engem Raum verbaut sei. Der Geräteprei­s liege im unteren fünfstelli­gen Bereich, eine Testkartus­che koste rund 100 Euro.

Das Unternehme­n LRE Medical produziert am Standort Nördlingen, wo auch die Verwaltung angesiedel­t ist, in München findet die Produktent­wicklung statt. Zur Produktpal­ette gehören noch weitere Geräte für die medizinisc­he Diagnostik, aber auch für Drogentest­s der Polizei und für die Analyse der Wasserqual­ität.

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Foto: Matthias Link Die Nördlinger Firma LRE Medical erhöht derzeit ihre Produktion­skapazität für Coronaviru­s-Diagnosege­räte.

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