Nördlinger Firma produziert Corona-Testgeräte
LRE Medical hat ein Diagnosegerät entwickelt, das binnen einer Stunde Testergebnisse liefert
Nördlingen Die Nördlinger Firma LRE Medical hat ein vollautomatisiertes Diagnosegerät für CoronaSchnelltests entwickelt, das Ergebnisse innerhalb einer Stunde liefern kann. Das Gerät wird in Nördlingen im Auftrag für einen namhaften Medizingerätehersteller aus dem deutschsprachigen Raum gefertigt. Dieser bringt das Gerät unter seinem Namen zusammen mit den von ihm selbst entwickelten und dafür notwendigen chemischen Testkartuschen auf den Markt.
Für den Test wird eine Speicheloder Schleimhautprobe entnommen und in die Kartusche mit chemischen Reagenzien gegeben. Die Kartusche wird anschließend in das von LRE Medical entwickelte Diagnosegerät eingesetzt und durchläuft ein etwa einstündiges Programm, bei dem nach DNA-Spuren des Coronavirus’ gesucht wird.
LRE-Geschäftsführer Jürgen Neumann erklärt, dass die mit der Speichelprobe vermischte Substanz chemisch reagiere und im Diagnosegerät unter anderem elektrischen Prozessen ausgesetzt werde. Die Testsubstanz weise unter anderem einen veränderten elektrischen Widerstand auf, wenn der Erreger darin enthalten sei.
Auch ein optisches Verfahren komme zum Einsatz: „Die Substanz wird angeregt mit Fluoreszenz, sodass Licht zurückgeschickt wird. Die Art des Lichts, das zurückgeschickt wird, gibt dann Auskunft über das Vorhandensein des Zielorganismus und dessen Menge“, sagt Claudia Strehle, Mitarbeiterin im Bereich Geschäftsentwicklung.
Das Diagnosegerät testet dabei nicht nur auf das Coronavirus, sondern 21 weitere Erreger von Atemwegserkrankungen. Da das neuartige Coronavirus auf dem SARS-Virus aufbaue, habe man das Diagnosegerät nicht neu entwickeln müssen. „Das Diagnosegerät ist kein Neugerät, das speziell für das Coronavirus entwickelt wurde“, sagt Neumann. Es wird bereits seit 2018 von LRE Medical hergestellt, nachdem es über rund fünf Jahre hinweg entwickelt wurde.
Der Kunde von LRE Medical musste aber die Kartuschen mit den speziellen chemischen Reagenzien für das neuartige Coronavirus erst entwickeln. Diese chemische Testkartusche erhielt vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte Mitte März bereits eine Sonderzulassung, vor wenigen Tagen wurde sie in einem Dringlichkeitsverfahren auch von der USamerikanischen Gesundheitsbehörde FDA zugelassen.
Das LRE-Diagnosegerät selbst, das auch mit anderen Testkartuschen für andere Erkrankungen betrieben werden kann, hat schon seit Längerem eine Zulassung für den europäischen und den US-Gesundheitsmarkt. Es wird weltweit in Laboren und Krankenhäusern eingesetzt.
Zur Zuverlässigkeit der Testergebnisse des vollautomatisierten Diagnosegeräts sagt Strehle: „Es ist genauso sensitiv und zuverlässig wie die Labortests. Im Labor gibt es aber eine andere Vorgehensweise, die viel länger dauert, weil die Schritte nacheinander ablaufen – und hier ist alles integriert.“Das mobile Diagnosegerät eignet sich besonders für den dezentralen Einsatz in Krankenhäusern und Arztpraxen.
LRE Medical stellt aktuell bis zu 2000 dieser Diagnosegeräte jährlich her. „Wir haben gerade eine hohe Nachfrage und sind dabei, die Kapazität deutlich zu erhöhen und werden dafür auch neue Mitarbeiter einstellen“, sagt Neumann. Die Produktion lasse sich jedoch nur bedingt automatisieren, da die Komplexität des Geräts sehr hoch sei und viel Technologie auf engem Raum verbaut sei. Der Gerätepreis liege im unteren fünfstelligen Bereich, eine Testkartusche koste rund 100 Euro.
Das Unternehmen LRE Medical produziert am Standort Nördlingen, wo auch die Verwaltung angesiedelt ist, in München findet die Produktentwicklung statt. Zur Produktpalette gehören noch weitere Geräte für die medizinische Diagnostik, aber auch für Drogentests der Polizei und für die Analyse der Wasserqualität.