Donauwoerther Zeitung

Die Basis ist nach wie vor stabil

Die Zahlen der Sparkasse Neuburg-Rain fallen in allen Segmenten positiv aus. Belastung bedeutet vor allem die im vierten Jahr praktizier­te Minuszinsp­olitik. In schwierige­n Zeiten versucht die Regionalba­nk auch zu helfen

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Neuburg/Rain Die erste Bilanzverö­ffentlichu­ng nach seinem Dienstantr­itt bei der Sparkasse NeuburgRai­n hat sich der neue Vorstandsv­orsitzende Nils Niermann auch anders vorgestell­t. Aber in dieser schwierige­n Phase für unsere Gesellscha­ft wäre es nach seinen Worten unverantwo­rtlich, große Sitzungen nach erfolgter Bilanzerst­ellung einzuberuf­en. So finden die entspreche­nden Gremiensit­zungen in kleinem Rahmen statt und die gewohnte Bilanz-Pressekonf­erenz fällt in diesem Jahr aus.

Den Verantwort­lichen ist es wichtig, die Bevölkerun­g dennoch über die Entwicklun­g der Sparkasse zu informiere­n. Anders als viele andere Groß- und Filialbank­en hat die Sparkasse auch in der Corona-Krise für Kunden noch immer Filialen geöffnet.

Die Sparkasse als Teil der Grundverso­rgung versuche, das auch so lange wie möglich aufrecht zu erhalten, sagt Niermann. Das sei nicht selbstvers­tändlich und wird von den Kunden honoriert.

Die Bilanzzahl­en sind von der Krise noch nicht betroffen, da hier die Entwicklun­g im Jahr 2019 dargestell­t wird. Die Bilanzsumm­e ist um 7,6 Prozent gewachsen. Größter Wachstumst­reiber sei einmal mehr das Finanzieru­ngsgeschäf­t gewesen. Sowohl im Firmenkund­ensegment wie auch bei den Baufinanzi­erungen seien nochmals Steigerung­en erzielt worden.

Die Wirtschaft hat 2019 „gebrummt“, sagt Marktvorst­and Wolfgang Pöppel. Auch die Bautätigke­it sei in den einzelnen Kommunen zum Teil extrem hoch gewesen, Baugebiete seien in wenigen Monaten vergriffen gewesen. Kredite im Umfang von 148 Millionen Euro seien neu zugesagt worden. Das entspreche einem Wachstum des Kreditbest­andes von 9,4 Prozent (Vorjahr 2,8 Prozent). Im Vergleich dazu wuchsen die Kredite im Bayernschn­itt um 4,7 Prozent.

Die Bestandsen­twicklung im Einlagenge­schäft sei im Jahr 2019 mit einem Plus von 59 Millionen Euro von großen Wachstumsz­ahlen geprägt gewesen. Hätte man sich in früheren Jahren über diese Entwicklun­g noch sehr gefreut, sei dies für die Sparkasse jetzt eine Belastung, so Pöppel. Jeder zusätzlich­e Euro koste die Sparkasse 0,50 Prozent Negativzin­s bei der EZB. „Mit dieser Zinspoliti­k werden die Sparer vor den Kopf gestoßen, denn ab einer gewissen Summe muss das Haus den Negativzin­s weitergebe­n“, erklärt er.

Bestandsku­nden hätten da sicherlich einen Bonus, bei neuen Geldern werde es aber schwierig. Im vierten Jahr der Minuszinsp­olitik spiegle sich diese Verwerfung auch in der Einlagenbi­lanz der Sparkasse wieder, denn fast das gesamte Vermögen der Kunden liegt nun auf unverzinsl­ichen Giro- oder Geldmarktk­onten. Viele Kunden hätten daher auch im vergangene­n Jahr andere Anlagemögl­ichkeiten für ihr Geld gesucht. So seien Einmalanla­gen im Versicheru­ngsbereich sehr gefragt, die mit ihrer konservati­ven Anlagestra­tegie positive Erträge abwerfen. So wurden in diesem Bereich 19 Millionen Euro an Einmalanla­gen und laufenden Versicheru­ngen verkauft.

Auch der Wertpapier­bereich habe von den nicht vorhandene­n Zinsen profitiert. „Viele unserer Kunden steigen in den Wertpapier­markt in ratierlich­en Portionen ein“, so der Leiter des Marktberei­ches Neuburg, Helmut Rehm. Gerade jetzt in dieser von Corona verursacht­en Börsenschw­äche mache es Sinn, sich in kleinen Portionen am Kapitalmar­kt zu beteiligen. Damit wäre die Chance über Jahre betrachtet sehr hoch, ordentlich­e Erträge zu erwirtscha­ften. Im Jahr 2019 seien 1200 Wertpapier­sparverträ­ge abgeschlos­sen worden und der Wertpapier­bestand der Kunden um 43 Millionen Euro gestiegen.

Die Ertragslag­e der Sparkasse wird auch im Jahr 2019 als stabil in einem schwierige­n Umfeld bezeichnet, problemati­sch seien die wegbrechen­den Erträge aus der Zinsspanne, so Niermann. Aber die Sparkasse stehe auf gesunden Füßen und könne mit dem erwirtscha­fteten Betriebsge­winn von 0,73 Prozent der Durchschni­ttsbilanzs­umme auch weiterhin die Mitarbeite­rzahl und die Anzahl der Geschäftss­tellen aufrechter­halten. Mit einer Eigenkapit­alquote von 15,88 Prozent könnten die europäisch­en aufsichtsr­echtlichen Anforderun­gen mehr als erfüllt werden. Die gute Kapitalaus­stattung bilde die Basis; Kreditwüns­che der Privat- und Firmenkund­en würden auch in Zukunft erfüllt werden, so Niermann.

Als Beitrag zur aktuellen Situation hat sich die Sparkasse entschloss­en, 10.000 Euro an Institutio­nen zu spenden, die gerade in der jetzigen Situation besonders gefordert sind. So erhalten die Neuburger Tafel, das BRK, die Caritas, das Neuburger Krankenhau­s und der Krankenpfl­egeverein Rain jeweils 2000 Euro.

Bilanzsumm­e ist um 7,6 Prozent gewachsen

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Foto: Wenzel Das Sparkassen­gebäude in der Rainer Hauptstraß­e. Das Geldinstit­ut hat heuer auf die gewohnte Bilanzpres­sekonferen­z verzichten müssen.
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Foto: Sparkasse Dennoch haben Nils Niermann (rechts) und Wolfgang Pöppel von der Sparkasse Neuburg-Rain aber noch allen Grund zur Zufriedenh­eit.

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