Donauwoerther Zeitung

Mit ins Leben genommen...

- VON DEKAN ROBERT NEUNER Donauwörth

Vor seiner Meisterprü­fung arbeitete mein Vater in einer Bäckerei in Augsburg. Bekannt war Bäckermeis­ter Brandmeier auch wegen seines ausgezeich­neten Zwiebacks. Das Rezept dafür hielt er streng geheim; nirgends notiert und darum nach seinem Tod auch nirgends gefunden. Er hat es – wie man sagt „mit ins Grab genommen“.

Von den Pharaonen weiß man, dass sie nicht selten nach ihrem Tod – so hatten sie das zu Lebzeiten verfügt – Angehörige ihres Hofstaates mit in die Pyramiden, also „mit ins Grab genommen“haben. Zum einen sollten sie dafür sorgen, dass die Kostbarkei­ten um sie herum nicht irgendwelc­hen Grabräuber­n zum Opfer fielen, zum andern sollten die Vertrauten des Pharao auch teilhaben an der Ewigkeit, die der ägyptische König als Gott besaß. Wir Christen feiern an Ostern, dass uns Gott, der uns auch an seiner Ewigkeit teilhaben lassen mag, mit aus dem Grab genommen hat. So weiß der Apostel Paulus: „Sind wir mit Christus gestorben, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden“(Röm 6,8). Derzeit ist so viel von Krankheit und Not, Untergang und Tod die Rede. Und wir verbinden es mit einem Namen: Corona. Die Folgen dieser Pandemie sind spürbar bis in die kleinsten Einheiten menschlich­en Zusammenle­bens. Umso wertvoller wird es sein, sich inmitten oft so negativer Nachrichte­n einer anderen guten Nachricht, einer frohen Botschaft zu vergewisse­rn: Christus, der am Kreuz von Golgota gestorben ist, lebt. Er ist auferstand­en von den Toten. Sein Grab ist leer und uns hat er mit aus dem Grab genommen. Freilich gibt diese Botschaft nicht sofort auf alle Fragen eine Antwort und bietet nicht für jedes Problem eine Lösung, aber sie mag uns wissen lassen: So wie Gott zu uns auch in den Tagen der Entbehrung, der Zumutung, der Krankheit steht, dürfen wir neben ihm als dem Freund des Lebens stehen. Liebe und aufmerksam­e Menschen an unserer Seite, am anderen Ende der Telefonlei­tung oder wie auch immer sie mit uns heute Kontakt pflegen, wollen uns daran erinnern: Wir sind mit ins Leben genommen!

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