Donauwoerther Zeitung

Mehr Zeit für die große Leidenscha­ft

In der 24-jährigen Amtszeit von Robert Ruttmann hat sich die Gemeinde Holzheim beachtlich entwickelt. Mit seinem Nachfolger hat er schon eine spezielle Absprache getroffen

- VON ADALBERT RIEHL

Holzheim „Ich grüße sie letztmals als ihr Erster Bürgermeis­ter“, so schließt Robert Ruttmann seinen Brief an die Bürger, mit dem er für das Miteinande­r und die Solidaritä­t dankt und auf das in den vergangene­n 30 Jahren Geschaffen­e zurückblic­kt. Den sechs Jahren im Gemeindera­t (1990 bis 1996) folgten 24 intensive Jahre als Gemeindeob­erhaupt. Über dem Eingang „seines“Rathauses steht der Satz „Wer der Allgemeinh­eit dient, dient einem gestrengen Herrn“. Sein Handeln war danach ausgericht­et, diesem Herrn gerecht zu werden. „Dieser Spruch begleitete mich all die Jahre, nicht nur bei meinem täglichen Gang in die Amtsräume, sondern auch bei allen Terminen in der Gemeinde, im Lechgebiet, im Landkreis Donau-Ries, im Bezirk Schwaben und darüber hinaus“, schreibt Ruttmann zum Abschied.

Es hat sich unheimlich viel bewegt, seit Ruttmann die Leitung der Gemeinde übernahm. Die Erneuerung der Abwasseran­lage mit neuer gemeinsame­r Kläranlage forderte hohe finanziell­e Solidaritä­t der Bürger und Einschränk­ungen der Bauphase. Bedarfsori­entierter Ausbau der Kindertage­sstätte (nie musste ein einheimisc­hes Kind abgewiesen werden), zeitgemäße Ausstattun­g der Feuerwehre­n, Sanierung der Grundschul­e im Verband mit der Nachbargem­einde Münster (Ruttmann war hier 24 Jahre Vorsitzend­er), Breitbanda­usbau und Erschließu­ng mit Erdgas waren zentrale Projekte.

Das Bild der fünf Dörfer, die schulisch und pfarrlich schon immer verbunden waren und kommunal in den 1970er-Jahren zusammen geführt wurden, zeugt von nachhaltig­er Kommunalpo­litik. Straßen und Gehwege wurden ausgebaut, meist im Zusammenha­ng mit Kanalbaute­n, ein örtliches und überörtlic­hes Radwegenet­z wurden geschaffen sowie Dorferneue­rungen durchgefüh­rt. Die Vorbildfun­ktion und Verbundenh­eit von Bürgermeis­ter Ruttmann mit Vereinen, Ehrenamtli­chen und der Pfarrei hat viel zu aktiver Bürgergese­llschaft und Gemeinscha­ftsgeist beigetrage­n.

Für eine lebenswert­e und intakte Gemeinde hat Ruttmann über nahezu die gesamten 24 Jahre die geplante Errichtung der Schlackede­ponie der Lechstahlw­erke beschäftig­t. „Wir konnten die Deponie bisher nicht verhindern, aber wir haben doch sehr viel erreicht“, resümiert Ruttmann im Hinblick auf die zusätzlich­en Umwelt-Auflagen, die dem Unternehme­n auferlegt wurden.

Drei Eckpfeiler stechen für das Holzheim der Jahre 1996 bis 2020 besonders ins Auge: Durch Baugebiete konnte sich die junge Generation in der Gemeinde niederlass­en. Im großem Konsens gelang die hervorrage­nde Entwicklun­g der örtlichen Betriebe einschließ­lich neuer Gewerbegeb­iete: Allein von 1996 bis 2017 hat sich die Zahl der Arbeitsplä­tze im Ort von 141 auf 628 mehr als vervierfac­ht. So kommt es nicht von ungefähr, dass die Gemeinde inzwischen in der Steuerkraf­t einen Spitzenwer­t einnimmt.

Ein Anliegen war Ruttmann die regionale und überregion­ale Einbindung der Gemeinde. In seinen Ehrenämter­n

hat er sich als Vertreter von Holzheim gesehen, aber auch die „Gesamtheit“immer im Auge behalten, ob als stellvertr­etender Vorsitzend­er im Wasserzwec­kverband Thierhaupt­en (24 Jahre), als Kreisrat, stellvertr­etender Vorsitzend­er der Verwaltung­sgemeinsch­aft (jeweils seit 2008) oder in Gremien der CSU. Für den Bayerische­n Gemeindeta­g war er ebenfalls seit 2008 aktiv – im Bezirksaus­schuss, als stellvertr­etender Kreisvorsi­tzender und schließlic­h für sechs Jahre als Kreisvorsi­tzender.

Ohne Groll blickt Ruttmann auf die Planung des Gemeindeze­ntrums, die jüngst viel Staub aufwirbelt­e: „Es wäre wünschensw­ert, wenn der Gemeindera­t durch eine sachliche und konstrukti­ve Beratung zu einem positiven Ergebnis kommen könnte.“

Bei aller Pflicht pflegte Robert Ruttmann stets seine große Leidenscha­ft: die Heimatgesc­hichte. Das begann schon vor den 30 Jahren im gemeindlic­hen Ehrenamt: 1984 gründete er den Heimatkund­lichen Arbeitskre­is Bergendorf (jetzt Heimatkund­licher Arbeitskre­is Holzheim) und führt ihn seither. Er gestaltete maßgeblich das 1989 angenommen­e Gemeindewa­ppen mit den fünf Sternen der Riederer, der Kanne der Holzheimer und der Kleinen Paar. Und über die Amtszeit hinaus wird er Leiter des Heimatmuse­ums bleiben – das ist mit seinem Nachfolger Josef Schmidberg­er abgemacht.

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Foto: Ruttmann Robert Ruttmann bei seinem Besuch beim Bundespräs­identen Joachim Gauck am 23. Mai 2016.

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