Manfred Schafnitzel sattelt um
Die Schlüssel zum Rathaus hat der ehemalige Bürgermeister abgegeben. Er hat schon viele Pläne
Ellgau Im Grunde genommen war Manfred Schafnitzel, der aus dem Amt geschiedene Bürgermeister von Ellgau, bereits einige Tage vor der Amtsübergabe im „Vorruhestand“, wie er lachend erklärt. Vor etwa zweieinhalb Wochen hat er die Schlüssel zum Rathaus abgegeben. Dort hat sich die ehemalige Zweite Bürgermeisterin, Christine Gumpp, ihren Weg in die Rolle der Ersten Bürgermeisterin gebahnt, die sie seit 1. Mai nun innehat. 30 Jahre lang war Schafnitzel Bürgermeister von Ellgau.
Auf seinem Elektrofahrrad, das er sich bereits im Sommer 2019 angeschafft hat, wird man den 71-Jährigen künftig öfter sehen, verrät er, denn für das Radfahren möchte er sich im Ruhestand Zeit nehmen. Aktuell tourt er durch die nähere Umgebung, wie beispielsweise mit seiner Frau Maria zum Eisessen nach Donauwörth. Zu Hause bemüht er sich darum, sich mit seinem neuen Fahrradnavi anzufreunden, das ihn künftig auch auf weitere Touren begleiten soll.
Schafnitzels Plan ist ambitioniert: Gemeinsam mit seiner Frau Maria und den zwei Elektrorädern im Gepäck will er Kurs nehmen auf die Seenlandschaft Bayerns. Die Seen des Freistaats will er dann mit dem Fahrrad umrunden. Zudem würde er anschließend gerne zurück nach Hause radeln, während seine Frau mit dem Auto heimfährt. „Ob ich das schaffe, weiß ich noch nicht“, verrät Schafnitzel. Aber die Idee könnte künftig durchaus Gestalt annehmen, schließlich habe er genau für diese Dinge nun Zeit. Zeit ist ohnehin ein Schlüsselfaktor für den 71-Jährigen, den zwar in den letzten Amtstagen und Amtsstunden die Wehmut plagte, der jedoch sagen kann: „Ich bin froh, dass es zu Ende ist.“Eine feierliche Verabschiedung samt einem einmaligen Präsent, das nun im Garten weilt, gab es bereits im Zuge einer Gemeinderatssitzung – mit dem gebotenen Corona-Abstand, versteht sich. Wenn die Einschränkungen geringer werden, könne er auch wieder anderweitig seine Zeit verbringen, beispielsweise mit seinen fünf Enkelkindern im Alter zwischen drei und 13 Jahren. Zudem nimmt er sich Zeit zum Zeitunglesen und auch in der Landwirtschaft, die er im Jahr 2014 an seinen Sohn übergeben hat, findet er weiterhin Beschäftigung.
Kurzum: Langweilig wird’s Schafnitzel nicht. Und noch etwas wird nicht passieren. „Aus der Politik werde ich mich komplett raushalten“, verspricht der 71-Jährige. Auch in den Ortsvereinen, in denen er Mitglied ist, wird er sich nicht mehr und nicht weniger einbringen als in der Vergangenheit. Anstatt seine Nachfolgerin regelmäßig im Rathaus zu besuchen, wird der scheidende Bürgermeister eher vorbeiradeln und sich denken „oje, heute ist der lange Tag im Amt“, verrät er mit Rückbesinnung auf seine eigene Amtszeit. Am wenigsten werde er die Abendtermine vermissen.
Wenn er tagsüber am Rathaus und am Kindergarten vorbeifährt, wird er den Kindern dort gerne zuwinken. Aufgrund der Corona-Krise war eine Verabschiedung nicht möglich. Doch im Abschiedsbrief der Kinder an den Rathauschef steht eine ganze Liste an Danksagungen unter anderem auch diese: „Danke für das Pfeifen im Treppenhaus (dann wussten wir, dass Sie da sind)“steht unter anderem auf der Karte geschrieben. Und der 71-Jährige gibt zu, dass das Pfeifen ganz typisch für ihn sei. Nun pfeift der
Rathauschef von einst nicht mehr im Treppenhaus des Rathauses, sondern durch die Lande – und zwar beim Radeln.