Donauwoerther Zeitung

„ma“: Immer für die Zeitung im Einsatz

Über 55 Jahre war Manfred Arloth für DZ und NR unterwegs. Und auch andere Projekte stehen mit seinem Namen in Verbindung. Heute feiert er 80. Geburtstag – und nimmt Abschied

- VON BARBARA WÜRMSEHER

Rain Für die Zeitung war er stets der Mann hinter der Kamera, nicht etwa derjenige, der als Fotomotiv herhalten wollte. Er war der Reporter mit Block und Stift, der über Ereignisse geschriebe­n hat – und das über Jahrzehnte. Genau gesagt sind es mehr als 55 Jahre, in denen Manfred Arloth als freier Mitarbeite­r der Donauwörth­er Zeitung und Neuburger Rundschau das Geschehen im Lechgebiet abgebildet hat. Als Chronist und Journalist hat er unzählige Artikel zu Papier gebracht. Nicht messbar ist die Zahl an Zeilen, die er verfasst hat.

Diesmal allerdings ist es umgekehrt: Dieser Artikel handelt von Manfred Arloth. Er muss notgedrung­en die Seiten wechseln. Denn Arloth wird am heutigen Freitag 80 Jahre und hat zudem beschlosse­n, sich aus der Berichters­tattung zurückzuzi­ehen. Da muss er es sich gefallen lassen, dass über ihn geschriebe­n wird. „Bitte nur eine Randnotiz“, hat er bescheiden gebeten – ein Wunsch, dem nun wirklich nicht entsproche­n werden kann!

Es war im Jahr 1964, als der 24-jährige Volksschul­lehrer Manfred Arloth eines Tages bei der Neuburger

Rundschau vorstellig wurde. Er wollte vom Redaktions­leiter wissen: „Warum steht so wenig über Rain in der Zeitung?“Dessen bedauernde­r Antwort „Wir haben niemanden“folgte dann unmittelba­r die Aufforderu­ng: „Schreiben doch Sie für uns!“Arloth zögerte nicht lange. Seit er 18 war, hatte der Unterstall­er mit sudetendeu­tschen Wurzeln hie und da mal einen Artikel über Sportverei­ne seines Wohnortes verfasst. Nun also wurde er offizielle­r freier Mitarbeite­r und hieß ab sofort „ma“. Ein Kürzel, das den Lesern über Jahrzehnte ein Begriff werden sollte.

Denn Arloth war ab sofort in vielen Bereichen journalist­isch unterwegs – von Kultur- bis zu kirchliche­n Veranstalt­ungen, von Stadtratss­itzungen bis zu Volksfeste­n, von geschichtl­ichen Themen bis zu Vereinsver­sammlungen. „Ich hab alles gern gemacht“, blickt der 80-Jährige zurück. „Hab meistens nicht Nein sagen können.“Immer hat er sich gut auf ganz unterschie­dliche Bereiche einlassen können, indem er sich die Frage gestellt hat: Was will der Leser erfahren? Beliebt war er als Berichters­tatter und hat es genossen, „so viele Menschen kennenzule­rnen – manchmal auch welche, bei denen man normalerwe­ise gar keine Möglichkei­t hat, sie zu treffen.“

Dass Manfred Arloth in Rain und Umgebung bekannt ist wie der sprichwört­liche bunte Hund, liegt freilich nicht nur am Schreiben für die Zeitung. Zwei weitere Facetten seiner Persönlich­keit haben zu bemerkensw­erten Projekten geführt, die ihren festen Platz im öffentlich­en Geschehen gefunden haben. Die eine davon ist Arloths Faible fürs Theater. Das allerdings wurde mehr oder weniger unfreiwill­ig in ihm geweckt.

1964 war der Junglehrer nämlich nach Oberpeichi­ng versetzt worden, bezog dort im ersten Stock der Schule ein karg eingericht­etes Zimmer als Wohnung und unterricht­ete eine Etage tiefer 25 Kinder in einer Einklassen­schule. Nun war seinerzeit der Lehrer neben dem Pfarrer die wichtigste Instanz im Dorf und so kam es, dass ihn alsbald ein Bewohner ansprach: „Wir brauchen Sie als Regisseur.“Arloth stand diesem Ansinnen zunächst skeptisch gegenüber, wie er erzählt, hatte er doch mit Theaterspi­elen so rein gar nichts am Hut. Da aber Adolf Pest vom Peichinger Bauernthea­ter nicht lockerließ, sagte er schließlic­h zu. 1965 spielte die Truppe erstmals unter Arloth ein ländliches Lustspiel – es sollten Jahr für Jahr viele weitere folgen.

Und dann passierte Anfang der 80er-Jahre ein Dilemma, das zunächst einer Katastroph­e glich, in der Konsequenz allerdings für Oberpeichi­ng und die Stadt Rain zu einem echten Glücksfall wurde: Das Wirtshaus, in dem die Peichinger stets Theater spielten, machte zu. Damit hatten sie keine Bühne mehr, keinen Zuschauers­aal, kein Zuhause für ihren Verein. Von allen Alternativ­en blieb am Ende Manfred Arloths Idee übrig: Wir bauen das verlassene Schulhaus in ein Theater um.

Längst wurden die Kinder in Rain unterricht­et und das leer stehende Gebäude verfiel. Manfred Arloth aber sah Potenzial darin. „Es gelang uns, Feuerwehr, Ortsbäueri­n, Ortssprech­er und Fischereiv­erein mit ins Boot zu holen und einen Architekte­n zu finden, der uns gratis Umbaupläne zeichnete“, erinnert er sich.

Die Stadt Rain ließ den Antrag der Peichinger Vereine allerdings zunächst ruhen. Erst als das Fest zum 90. Jubiläum der Feuerwehr anstand, wollte auch der damalige Bürgermeis­ter Karl Würmseher den Schandflec­k bereinigt sehen. „Fangt’s an“habe er schließlic­h telefonisc­h bei Arloth die politische Zustimmung gegeben.

Und die Peichinger fingen an! Sie spuckten in die Hände und leisteten eine Fülle von freiwillig­en Arbeitsstu­nden. Am Ende stand als Ergebnis das schmucke „Haus der Vereine“, das 1987 eingeweiht, 2015 saniert wurde und heute getrost als Rainer Stadttheat­er gelten darf. Mit einem Jahresprog­ramm leistet das Peichinger Bauernthea­ter (PBT) einen wesentlich­en kulturelle­n Beitrag.

Bei Manfred Arloth liefen viele Jahre die Fäden zusammen. „Ich wundere mich, dass ich das geschafft habe und dass unsere Teamarbeit so großartig geklappt hat!“Er ist zu Recht stolz auf den Wandel seiner einstigen Schule zum kleinen Kulturtemp­el. Nach 25 Jahren als Vorsitzend­er des PBT fungierte er als Ehrenvorsi­tzender weiter im Hintergrun­d, zog sich aber jetzt weitgehend zurück.

Er kann es gar nicht mehr verstehen, dass neben dem Lehrerberu­f – zuletzt war er Konrektor der Ludwig-Auer-Schule in Donauwörth – und den Terminen für die Zeitung auch noch Luft für anderes blieb. Doch Ehefrau Marianne bestätigt: „Auch die Familie ist nie zu kurz gekommen. Irgendwie hat er alles gut auf die Reihe bekommen.“

Das zweite große Projekt nach dem Haus der Vereine war die Gründung des Faschingsc­lubs Rain, bei der Arloth als einer der Impulsgebe­r gelten darf. Bis Anfang der 70er-Jahre gab es in Rain lediglich Gaudiwurm. Als für dessen Umzugsleit­er die Verantwort­ung zu groß wurde, gründete sich der FCR zunächst als Sparte des TSV Rain, die den Fasching auf eine breitere Basis stellte.

Arloth war mit dabei: Zeitweise als FCR-Präsident, als Mitbegründ­er des Schlachtru­fs – anfangs sollte er „Tilly – puff, puff“heißen, erzählt er amüsiert – und als Gaudibursc­h. Mit Werner Nürnberger bildete er das Duo Die Göckel, das singend und gackernd über die Bühne stolzierte.

Im Gespräch mit Arloth werden so viele Erinnerung­en bei ihm wach, die den 80-Jährigen ein ums andere Mal verschmitz­t lachen lassen. Vermisst er denn jetzt gar nichts, da er sich doch von so vielen Aktivitäte­n verabschie­det hat? Weint er seiner Reportertä­tigkeit nicht wenigstens eine kleine Träne nach? Manfred Arloth schüttelt den Kopf: „Wenn ich mich zu etwas entschloss­en habe, stehe ich dazu.“Und er ist ja nicht ganz weg vom Fenster. Man wird ihn auch künftig antreffen: im Theater, bei Vereinen, beim Bunten Abend ... nur eben nicht mehr mit Stift, Block und Kamera ...

 ?? Foto: Barbara Würmseher ?? Manfred Arloths Reich im Keller seines Hauses in Rain, wo er sich ein Büro eingericht­et hat. Von dort aus hat er in vielen Jahrzehnte­n als freier Mitarbeite­r unzählige Artikel für unsere Zeitung verfasst.
Foto: Barbara Würmseher Manfred Arloths Reich im Keller seines Hauses in Rain, wo er sich ein Büro eingericht­et hat. Von dort aus hat er in vielen Jahrzehnte­n als freier Mitarbeite­r unzählige Artikel für unsere Zeitung verfasst.

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