„ma“: Immer für die Zeitung im Einsatz
Über 55 Jahre war Manfred Arloth für DZ und NR unterwegs. Und auch andere Projekte stehen mit seinem Namen in Verbindung. Heute feiert er 80. Geburtstag – und nimmt Abschied
Rain Für die Zeitung war er stets der Mann hinter der Kamera, nicht etwa derjenige, der als Fotomotiv herhalten wollte. Er war der Reporter mit Block und Stift, der über Ereignisse geschrieben hat – und das über Jahrzehnte. Genau gesagt sind es mehr als 55 Jahre, in denen Manfred Arloth als freier Mitarbeiter der Donauwörther Zeitung und Neuburger Rundschau das Geschehen im Lechgebiet abgebildet hat. Als Chronist und Journalist hat er unzählige Artikel zu Papier gebracht. Nicht messbar ist die Zahl an Zeilen, die er verfasst hat.
Diesmal allerdings ist es umgekehrt: Dieser Artikel handelt von Manfred Arloth. Er muss notgedrungen die Seiten wechseln. Denn Arloth wird am heutigen Freitag 80 Jahre und hat zudem beschlossen, sich aus der Berichterstattung zurückzuziehen. Da muss er es sich gefallen lassen, dass über ihn geschrieben wird. „Bitte nur eine Randnotiz“, hat er bescheiden gebeten – ein Wunsch, dem nun wirklich nicht entsprochen werden kann!
Es war im Jahr 1964, als der 24-jährige Volksschullehrer Manfred Arloth eines Tages bei der Neuburger
Rundschau vorstellig wurde. Er wollte vom Redaktionsleiter wissen: „Warum steht so wenig über Rain in der Zeitung?“Dessen bedauernder Antwort „Wir haben niemanden“folgte dann unmittelbar die Aufforderung: „Schreiben doch Sie für uns!“Arloth zögerte nicht lange. Seit er 18 war, hatte der Unterstaller mit sudetendeutschen Wurzeln hie und da mal einen Artikel über Sportvereine seines Wohnortes verfasst. Nun also wurde er offizieller freier Mitarbeiter und hieß ab sofort „ma“. Ein Kürzel, das den Lesern über Jahrzehnte ein Begriff werden sollte.
Denn Arloth war ab sofort in vielen Bereichen journalistisch unterwegs – von Kultur- bis zu kirchlichen Veranstaltungen, von Stadtratssitzungen bis zu Volksfesten, von geschichtlichen Themen bis zu Vereinsversammlungen. „Ich hab alles gern gemacht“, blickt der 80-Jährige zurück. „Hab meistens nicht Nein sagen können.“Immer hat er sich gut auf ganz unterschiedliche Bereiche einlassen können, indem er sich die Frage gestellt hat: Was will der Leser erfahren? Beliebt war er als Berichterstatter und hat es genossen, „so viele Menschen kennenzulernen – manchmal auch welche, bei denen man normalerweise gar keine Möglichkeit hat, sie zu treffen.“
Dass Manfred Arloth in Rain und Umgebung bekannt ist wie der sprichwörtliche bunte Hund, liegt freilich nicht nur am Schreiben für die Zeitung. Zwei weitere Facetten seiner Persönlichkeit haben zu bemerkenswerten Projekten geführt, die ihren festen Platz im öffentlichen Geschehen gefunden haben. Die eine davon ist Arloths Faible fürs Theater. Das allerdings wurde mehr oder weniger unfreiwillig in ihm geweckt.
1964 war der Junglehrer nämlich nach Oberpeiching versetzt worden, bezog dort im ersten Stock der Schule ein karg eingerichtetes Zimmer als Wohnung und unterrichtete eine Etage tiefer 25 Kinder in einer Einklassenschule. Nun war seinerzeit der Lehrer neben dem Pfarrer die wichtigste Instanz im Dorf und so kam es, dass ihn alsbald ein Bewohner ansprach: „Wir brauchen Sie als Regisseur.“Arloth stand diesem Ansinnen zunächst skeptisch gegenüber, wie er erzählt, hatte er doch mit Theaterspielen so rein gar nichts am Hut. Da aber Adolf Pest vom Peichinger Bauerntheater nicht lockerließ, sagte er schließlich zu. 1965 spielte die Truppe erstmals unter Arloth ein ländliches Lustspiel – es sollten Jahr für Jahr viele weitere folgen.
Und dann passierte Anfang der 80er-Jahre ein Dilemma, das zunächst einer Katastrophe glich, in der Konsequenz allerdings für Oberpeiching und die Stadt Rain zu einem echten Glücksfall wurde: Das Wirtshaus, in dem die Peichinger stets Theater spielten, machte zu. Damit hatten sie keine Bühne mehr, keinen Zuschauersaal, kein Zuhause für ihren Verein. Von allen Alternativen blieb am Ende Manfred Arloths Idee übrig: Wir bauen das verlassene Schulhaus in ein Theater um.
Längst wurden die Kinder in Rain unterrichtet und das leer stehende Gebäude verfiel. Manfred Arloth aber sah Potenzial darin. „Es gelang uns, Feuerwehr, Ortsbäuerin, Ortssprecher und Fischereiverein mit ins Boot zu holen und einen Architekten zu finden, der uns gratis Umbaupläne zeichnete“, erinnert er sich.
Die Stadt Rain ließ den Antrag der Peichinger Vereine allerdings zunächst ruhen. Erst als das Fest zum 90. Jubiläum der Feuerwehr anstand, wollte auch der damalige Bürgermeister Karl Würmseher den Schandfleck bereinigt sehen. „Fangt’s an“habe er schließlich telefonisch bei Arloth die politische Zustimmung gegeben.
Und die Peichinger fingen an! Sie spuckten in die Hände und leisteten eine Fülle von freiwilligen Arbeitsstunden. Am Ende stand als Ergebnis das schmucke „Haus der Vereine“, das 1987 eingeweiht, 2015 saniert wurde und heute getrost als Rainer Stadttheater gelten darf. Mit einem Jahresprogramm leistet das Peichinger Bauerntheater (PBT) einen wesentlichen kulturellen Beitrag.
Bei Manfred Arloth liefen viele Jahre die Fäden zusammen. „Ich wundere mich, dass ich das geschafft habe und dass unsere Teamarbeit so großartig geklappt hat!“Er ist zu Recht stolz auf den Wandel seiner einstigen Schule zum kleinen Kulturtempel. Nach 25 Jahren als Vorsitzender des PBT fungierte er als Ehrenvorsitzender weiter im Hintergrund, zog sich aber jetzt weitgehend zurück.
Er kann es gar nicht mehr verstehen, dass neben dem Lehrerberuf – zuletzt war er Konrektor der Ludwig-Auer-Schule in Donauwörth – und den Terminen für die Zeitung auch noch Luft für anderes blieb. Doch Ehefrau Marianne bestätigt: „Auch die Familie ist nie zu kurz gekommen. Irgendwie hat er alles gut auf die Reihe bekommen.“
Das zweite große Projekt nach dem Haus der Vereine war die Gründung des Faschingsclubs Rain, bei der Arloth als einer der Impulsgeber gelten darf. Bis Anfang der 70er-Jahre gab es in Rain lediglich Gaudiwurm. Als für dessen Umzugsleiter die Verantwortung zu groß wurde, gründete sich der FCR zunächst als Sparte des TSV Rain, die den Fasching auf eine breitere Basis stellte.
Arloth war mit dabei: Zeitweise als FCR-Präsident, als Mitbegründer des Schlachtrufs – anfangs sollte er „Tilly – puff, puff“heißen, erzählt er amüsiert – und als Gaudibursch. Mit Werner Nürnberger bildete er das Duo Die Göckel, das singend und gackernd über die Bühne stolzierte.
Im Gespräch mit Arloth werden so viele Erinnerungen bei ihm wach, die den 80-Jährigen ein ums andere Mal verschmitzt lachen lassen. Vermisst er denn jetzt gar nichts, da er sich doch von so vielen Aktivitäten verabschiedet hat? Weint er seiner Reportertätigkeit nicht wenigstens eine kleine Träne nach? Manfred Arloth schüttelt den Kopf: „Wenn ich mich zu etwas entschlossen habe, stehe ich dazu.“Und er ist ja nicht ganz weg vom Fenster. Man wird ihn auch künftig antreffen: im Theater, bei Vereinen, beim Bunten Abend ... nur eben nicht mehr mit Stift, Block und Kamera ...