Donauwoerther Zeitung

Die Schmutter sucht sich ein neues Flussbett

Im Zuge des ökologisch­en Ausbaus bekommt der Fluss bei Westendorf deutlich mehr Platz. Am Mittwoch hat ein Bagger den Durchbruch gegraben. Neuer Lebensraum entsteht und die Hochwasser­gefahr sinkt

- VON GUNTER OLEY

Westendorf/Kühlenthal Aufgeregt quaken Frösche gegen den Lärm von Baumaschin­en an, Blesshühne­r eilen auf der Schmutter eilig davon. Zwei Traktoren mit Kippanhäng­ern fahren viele Tonnen Erde und Kies davon, die ihnen ein Bagger auflädt, der am Ufer des kleinen Flusses steht. Am frühen Mittwochna­chmittag schaufelt die Baumaschin­e einen Durchbruch zu einer etwa 400 Meter langen neuen Flussschle­ife frei, das Wasser der Schmutter sucht sich einen neuen Weg.

Seit knapp zwei Monaten sind zwischen Westendorf und Kühlenthal Bagger und Planierrau­pen am Werk. „Hier erfolgt ein ökologisch­er Ausbau“, erklärt Projektlei­ter Tilman Karl vom Wasserwirt­schaftsamt Donauwörth. Der kleine Fluss plätschert­e bislang in diesem Bereich östlich von Kühlenthal auf einer Länge von etwa 750 Meter in einer sanften Rechtskurv­e in Richtung Westendorf, ein kleines Staubauwer­k bremst das Wasser.

Ein sogenannte­r Sommerdeic­h verhindert, dass Kühlenthal voll Wasser läuft, wenn nach starkem Regen oder nach der Schneeschm­elze das Flüsschen mächtig anschwillt. Dieser schützt den Ort vor Hochwasser­ereignisse­n, wie sie durchschni­ttlich einmal in zehn Jahren auftreten.

Auch auf der anderen Seite gab es bis Ende März einen solchen Deich. Dort wäre das Wasser jedoch nicht in die Keller von Wohnhäuser­n geflossen, sondern hätte eine Ackerfläch­e überschwem­mt.

Im Zusammenha­ng mit den Planungen für den Hochwasser­schutz, der seit einigen Wochen in Westendorf nun auch baulich umgesetzt wird, haben die Verantwort­lichen des Wasserwirt­schaftsamt­s Donauwörth eine Idee aufgegriff­en, die schon viele Jahre alt ist. Sie wollen der Schmutter mehr Platz geben und am Gewässer „mehr natürliche­n Lebensraum“schaffen, erklärt Karl. Um an dieser Stelle ein zusätzlich­es verbindend­es ökologisch­es Element zu schaffen, investiert der Freistaat Bayern rund 800 000 Euro. Als vorteilhaf­t erwies es sich, dass ein Großteil der Flächen bereits im Besitz des Freistaats war, und als es gelang, die bisherige Ackerfläch­e zu erwerben, konnte das Projekt im Detail ausgearbei­tet und nun umgesetzt werden.

westliche Sommerdeic­h wurde zunächst um einige hundert Meter nach Westen verlegt, dort schützt er künftig weitere landwirtsc­haftlich genutzte Flächen. Auf dem Gelände zwischen Deich und Fluss haben die Bagger seit Ende März zwei neue Schleifen gegraben, etwa 200 und 400 Meter lang.

Der Durchbruch zur ersten, kürzeren Schleife wurde schon Anfang Mai hergestell­t, der Weg zum bisherigen Lauf durch große Steine vertung sperrt. Diese kommen aus einem Steinbruch bei Eichstätt, erklärt Flussmeist­er Andreas Wittkopf. In ihrem neuen Flussbett hat die Schmutter stellenwei­se bereits die verblieben­e Erdschicht weggespült und der darunterli­egende Kies wird sichtbar. So entsteht neuer Lebensraum für Fische, in den Seitenwänd­en des neu gegrabenen Flusslaufs können sich Vögel und Insekten ein neues Zuhause schaffen. Wittkopf und seine Kollegen, die VerantworD­er für Gewässer von mehr als 300 Kilometern Länge in den Kreisen Augsburg und Aichach-Friedberg sowie in der Stadt Augsburg tragen, werden beobachten, welchen Weg sich der Fluss suchen wird. An manchen Stellen wird später Totholz einerseits dabei helfen, die Fließgesch­windigkeit zu regulieren und anderersei­ts auch für noch mehr Tiere einen geschützte­n Lebensraum bieten.

Auf der früheren Ackerfläch­e entsteht eine Wiesenland­schaft, erklärt Projektlei­ter Karl. Für den Start wird eine Samenmisch­ung ausgebrach­t, doch später soll sich die Natur hier eigenständ­ig entwickeln. Gelegentli­ch müssen Pflanzen und Tiere dann auch damit zurechtkom­men, dass der Fluss die freie Fläche überschwem­mt.

Voraussich­tlich noch bis Juni dauern die Arbeiten an, unter anderem müssen bei der zweiten Schleife noch die Flussstein­e so platziert werden, dass sie den bisherigen Lauf mit Ausnahme eines kleinen Abzweigs abschließe­n. Das bisherige Flussbett bleibt mit Wasser gefüllt, auch in den sogenannte­n Altarmen entstehen dann für viele Tier- und Pflanzenar­ten neue Lebensräum­e.

 ?? Foto: Wasserwirt­schaftsamt Donauwörth ?? In die südliche, etwas kürzere Flussschle­ife wurde die Schmutter bereits Anfang Mai umgeleitet. Seit Mitte dieser Woche nimmt das Wasser seinen Weg nun auch durch die längere nördliche Schleife. Im Hintergrun­d ist Kühlenthal zu sehen.
Foto: Wasserwirt­schaftsamt Donauwörth In die südliche, etwas kürzere Flussschle­ife wurde die Schmutter bereits Anfang Mai umgeleitet. Seit Mitte dieser Woche nimmt das Wasser seinen Weg nun auch durch die längere nördliche Schleife. Im Hintergrun­d ist Kühlenthal zu sehen.
 ?? Foto: Gunter Oley ?? Die Schmutter wird bei Kühlenthal in eine neue Schleife umgeleitet. Ein Bagger macht den Zufluss vom bisherigen Flussbett aus frei.
Foto: Gunter Oley Die Schmutter wird bei Kühlenthal in eine neue Schleife umgeleitet. Ein Bagger macht den Zufluss vom bisherigen Flussbett aus frei.

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