Keine Könige
Im Ulmer Münster werden die Drei Weisen aus der Krippe verbannt
Ulm Aus Angst vor Rassismus-Debatten in der Adventszeit verbannt die Kirchengemeinde des Ulmer Münsters dieses Jahr die Heiligen Drei Könige aus ihrer Krippe. Die Darstellung des dunkelhäutigen Melchior war dem Vernehmen nach im Kirchengemeinderat, der den Beschluss getroffen hat, als rassistisch kritisiert worden. Der Weise trägt zwei Federn in der Krone und goldene Ringe an Fuß und Ohren, seine Lippen sind schwulstig. Die Krippe hat der Expressionist Martin Scheible in den 1920er Jahren geschaffen, auf eine liebliche Darstellung legte er keinen Wert.
Archivfoto: G. Ranft
Der Ulmer Melchior wird im Volksmund auch „Brezelkönig“genannt, weil er das Jesuskind mit dem Gebäck beschenkt. Diese Kuriosität zog bislang viele Besucher an. Wie die Krippe in Zukunft aussehen wird, ist noch unklar. Der Abschied von den Drei Weisen gilt erst einmal nur für diesen Winter. Im Advent, so ist zu hören, sollte es keinen Streit um das Thema geben. Ein Glück, dass es das Lukas-Evangelium gibt – dort kommen die Drei Weisen nicht vor. So hat die evangelische Münstergemeinde in Ulm auch ein biblisches Argument. Die Ulmer Krippe soll die Weihnachtsgeschichte nun erst einmal in dieser Variante erzählen. Den Verantwortlichen gibt das Zeit für eine ausführlichere Auseinandersetzung mit dem Thema. Ausgang offen.
Anders bei der Ulmer Mohrengasse: Ihr Name stand als rassistisch und den Kolonialismus verherrlichend in der Kritik. Doch er bleibt bestehen, wie eine Arbeitsgruppe des Gemeinderats kürzlich entschieden hat. Ein eigens aufgestelltes Schild soll sich kritisch mit der Bedeutung des Wortes Mohr auseinandersetzen.